Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

dass auch er in einem Tragesack sitzt und auf körperliche Veränderung hofft.
    Marlon dröhnt: »Mensch Chris, was ist das denn? Ein BabyBjörn, das ist ja vorsintflutlich, hahaha!«
    Papa fängt wieder an zu schwitzen.
    »Das ist ja nicht alles, was ich habe«, antwortet er gequält, »da vorne liegen die Pandora-, Marsupilami-und Glücksschweinchen-Modelle, die probiere ich der Reihe nach aus.«
    Marlon lacht. »Also Bettina hat für unseren Sören-Wotan den ›EGOBaby-Carry-natural‹ gekauft, der hat sogar den Neugeborenen-Einsatz und wird von Kinderärzten wärmstens empfohlen.«
    Papa stöhnt und nimmt mich aus dem BabyBjörn.
    »Ich nehme jetzt mal den Pandora«, sagt er mürbe lächelnd und setzt mich hinein.
    »Beim Pandora musst du den Steg mit einer Windel enger binden, der ist total Vintage, finde ich«, tönt Marlon.
    Sören-Wotan guckt aus einem Seitenschlitz und verdreht entschuldigend die Augen.
    Ich lächele ihn an und unterdrücke einen Rülpser. Dieses Geschaukel macht mich noch ganz wahnsinnig.
    Papa fühlt sich mit dem neuen Modell sichtlich unwohl, will sich aber vor Marlon keine Blöße geben und schuckert mich mit zusammengebissenen Zähnen auf und ab.
    »Guck mal, da liegt viel zu viel Gewicht auf dem Hüftgurt, das ist für deine Lendenwirbelsäule gar nicht gut«, doziert Marlon, »ich sag ja die ganze Zeit, es geht eben nichts über den ›EGOBaby-Carry-natural‹.«
    Papa schnauft verächtlich, und sein Ehrgeiz erklimmt ungeahnte Höhen, denn offensichtlich hat er der Tragesack-Industrie sein komplettes Jahresgehalt in den gierigen Schlund geschmissen.
    »Bleibt immerhin das Weihnachtsgeld«, frotzelt Teddy.
    Ich flüstere nur: »Jedenfalls weiß ich jetzt, wie sich ein Dummy fühlt.«
    Inständig hoffe ich, dass Papa nicht auf die Idee kommt, mit mir Autokindersitze zu testen.
    Papa versucht es mit Glücksschweinchen und Marsupilami,greift dann aber schließlich wieder auf das bunt gemusterte Tragetuch zurück.
    Marlon lacht und grölt: »Das ist ja total unmännlich, kommst du dir da nicht völlig bescheuert vor?«
    Papa läuft rot an und ich auch.
    Marlon kriegt sich überhaupt nicht mehr ein vor Lachen und schlägt sich auf die Schenkel. Sören-Wotan übergibt sich auf den EGO und Marlons Designerpullover.
    »Gut gemacht, Sören-Wotan«, rufe ich begeistert, »ich bin stolz auf dich!«
    Er lächelt mir zu und grinst verschmitzt.
    Ich bin verliebt.
    Nun lacht Papa vor Schadenfreude und johlt vergnügt: »Das sind bestimmt die Inhaltsstoffe, ich habe nämlich den Öko-Test gelesen!«
    Marlon guckt erstaunt und versucht hektisch, das Erbrochene mit Hilfe seines Stofftaschentuches wegzuwischen.
    »Bei deinem EGO-Blablabla-natural haben sie bei der Prüfung der Inhaltsstoffe einen hohen Gehalt eines allergieauslösenden Farbstoffs gemessen, der den Grenzwert für Kinderspielzeug um das Sechzigfache überschreitet!«
    Marlon reißt sich den Tragesack vom Leib. Sören-Wotan landet zum Glück sanft auf meiner Babydecke und sieht irgendwie erschöpft aus.
    Papa kann nicht mehr aufhören: »Neben optischen Aufhellern und halogen-organischen Verbindungen hat das zur Note ›ungenügend‹ im Bereich der Inhaltsstoffe geführt, was sagst du jetzt?!«
    Marlon ist zum ersten Mal sprachlos.
    Voller Genugtuung lächelnd lässt Papa nun von mir ab, und ich darf wieder in meine Babywippe. Bin groggy und schlafe sofort ein.

8. Alle Wege führen nach Prag
    Wiebke hat Mama zur Geburt einen PEKiP-Kurs für Babys und Mamis geschenkt.
    Prager-Eltern-Kind-Programm heiße das, sagt sie, das sei ganz toll für die Kinder, das würde unheimlich Spaß machen, und sie und Levke-Fee kämen auch mit.
    Mama zieht ihr Saure-Gurken-Gesicht, sagt aber, das sei ja eine tolle Sache, sie lerne immer gerne dazu, für Kinder könne man ja nie genug machen, sie habe auch schon mal drüber nachgedacht. PEKiP sei genau das Richtige, man stelle sich mal vor, sie würde das mit mir womöglich nicht machen, dann würde ich mich mit Sicherheit nicht richtig entwickeln und später als arbeitslose Schlager-Ische im Dschungelcamp landen, nee, dann doch lieber zum PEKiP-Kurs.
    Nun also Prager-Eltern-Kind-Programm.
    Endlich ins Ausland, denke ich.
    Gute Mama.
    Prag ist zwar nicht L. A., aber Rolf Zuckowski und seine Freunde sind ja auch nicht die Toten Hosen. Erst mal kleine Brötchen backen, sagt Oma immer. Und große Würste, ergänzt Opa dann meistens, doch Wurstwaren spielen für diesen Kurs vermutlich keine Rolle.
    Heute ist es