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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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richtig laufen gelernt hat, kommt man da nicht mehr von runter. Ich nehme mir vor,diesen Vorgang zu überspringen, und inhaliere den Flugstaub der vorbeiziehenden Elfe, die in meinem Kinderzimmer am Mobilé hängt und gewohnheitsmäßig im Kreise herum ihre Bahnen zieht.
    Ich fange an zu schwitzen.
    »Bald geht’s los, das spüre ich«, sage ich aufgeregt.
    Teddy schnappt sich das Telefon, sagt: »Hallo? Ist dort ›Die Bunte‹? Ich kann Ihnen Vorher-Nachher-Bilder über eine Mensch-Tier-Werdung anbieten.«
    Er hält inne und ergänzt: »Das wird aber teuer.«
    Er lacht sich kaputt, und ich vermute, dass am anderen Ende einer einen Witz gemacht hat.
    Für eine ganze Weile ist lediglich mein regelmäßiges Atmen zu hören, und ich halte ganz still, während Papa weiterwippt.
    Dann macht er das Tuch auf.
    Gucke ihn an. Er wirkt enttäuscht und sagt, ich sei ja noch gar nicht eingeschlafen, aber ich glaube, dass er mich nur schonen will, weil ich immer noch eine haarlose Windelpupserin bin.
    »Hätt ich ne Melone, würd ich einen auf Pan Tau machen«, motze ich frustriert.
    »Der konnte doch nur sich in kleiner«, erwidert Teddy verächtlich. »Und Schrumpfen ist ja wohl keine Alternative, stell dir mal vor, du tippst dir zu oft an die Melone und wirst wieder zum Fötus, dann müsstest du womöglich zurück in Mamas Bauch, undenkbar, stell dir mal vor, kein Internet und unten immer die tastende Hand von Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter.«
    Gebe ihm Recht und auf.
    Papa bindet das Tragetuch nun in einer neuen Variante und verheddert sich fluchend. Mama lacht und sagt, er sähe aus, wie die ›Knotenmutter‹ gerne aussähe, und dass er dasdoch mit Humor nehmen solle. Er würde das schon hinbekommen, tröstet sie ihn, da sei sie sicher, und wackelt schon wieder diensteifrig mit ihrer Brust vor mir rum.
    »Jetzt nicht an die Brust!«, schreit Papa und zerrt das Tuch fester.
    Wer will schon trinken beim Verwandeln, frage ich mich, ich jedenfalls nicht, doch Mama ist anderer Meinung und legt mich an.
    Teddy guckt mich an, kichert und sagt: »Wenn man ein Schmetterling werden will, muss man viel essen.«
    »Machen viele seit Jahren«, rufe ich mit vollem Mund, »Obelix, Reiner Calmund, Peter Altmaier, aber keiner von denen kann fliegen.«
    Versuche, mein eigenes Versagen herunterzuspielen, und schreie: »Die Deppen haben wohl alle das Verpuppen vergessen, haha, wie doof ist das denn.«
    Sogleich schöpfe ich neuen Mut und haue mir die Milch rein wie Popeye den Spinat, doch nichts passiert.
    »Die Raupe Nimmersatt muss ein Einzelfall sein«, stelle ich enttäuscht fest.
    »Oder fiktiv«, meint Teddy.
    Papa merkt wohl, dass ich deprimiert bin, denn er lässt nichts unversucht. Er packt mich entschlossen ins Tuch, simuliert die Natur und hopst wie verrückt auf einem großen grünen Pezziball herum. Fühle mich wie ein Grashüpfer auf der LoveParade.
    Mir wird ganz übel, und ich mache ein Bäuerchen. Ein großes. Das befreit, aber es ist schade um das Tuch.
    Wenn das die Peruaner wüssten.
    Mama kommt rein und lacht. Papa wird ärgerlich und sagt, sie werde schon sehen, es sei nur eine Sache von geeignetem Material und Sitzkomfort, er würde jetzt mal los und das richtige Equipment für mich kaufen. Behände drückt ermich Mama auf den Arm und verlässt das Haus. Sie seufzt, und ich vermute, dass sie genauso begeistert von seinem Engagement ist wie ich auch.
    Am nächsten Tag erklärt er mir, das Tuch sei wohl nicht mein Ding, er habe mir jetzt einen BabyBjörn besorgt.
    »Na super«, sage ich, »eine männliche Supernanny oder was.«
    Teddy lacht, und Papa kommt mit einem nordseeblauen Tragesack zurück.
    Das sei der Björn, schwärmt er, während Eifer sein übernächtigtes Gesicht überzieht. Er fummelt an dem Ding rum, redet ihm gut zu, versucht, ihn einzustellen, streichelt ihn zärtlich, schmeißt ihn in die Ecke, holt ihn wieder, zurrt die Gürtchen hin und her und flucht, dass die South-Park-Bewohner ihre Stenoblöcke zücken würden, könnten sie das miterleben.
    Eine tolle Performance.
    Schweißgebadet, aber glücklich hebt er mich hoch.
    Sitze nun im Björn.
    Ich strample mit den Beinen, mache ansonsten aber keinen Mucks und hoffe.
    Hoffe immer noch.
    Immer noch.
    Kein Schmetterling.
    Langsam werde ich müde, kann aber vor Aufregung nicht schlafen. Zu allem Überfluss klingelt es an der Tür, und Marlon kommt mit Sören-Wotan zu Besuch. Mir ist das peinlich, und ich will mich im BabyBjörn verstecken, da sehe ich,

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