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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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Pilateskursen, und das ganz ohne Zeitdruck, das will ich auch.«
    »Das verstehe ich ja«, murmelt Papa zerknirscht.
    »Vielleicht sollten wir in ein paar Tagen mal eine andere Sorte probieren, was meinst du?!«, fragt sie, und er nimmt sie in die Arme, streicht ihr eine Strähne hinter das Ohr und antwortet: »Natürlich, einen Versuch ist es allemal wert, Heike.«
    Ich bin entsetzt.
    »Plötzlich soll ich diese widerliche Brühe trinken, damit Mama Zeit für sich hat«, flüstere ich Teddy frustriert zu, und auch er schüttelt den Kopf und ergänzt: »Und nur, damit siezu irgendwelchen Kursen über den Mörder von Jesus Christus gehen kann, ganz ehrlich, wenn das deine Oma wüsste.«
    Das verstehe ich auch nicht, aber wirklich, ekeliges Zeug trinken wegen Pilateskursen kommt für mich nicht in Frage, und ich frage mich, warum Sören-Wotan das bei Bettina fraglos mitmacht. Enttäuscht werte ich das als eindeutiges Zeichen von Schwäche und fehlender Willensstärke, was sich ja letztlich auch daran zeigt, dass er sich körperlich noch nicht voll und ganz an mich rantraut.
    Offensichtlich muss ich mich diesbezüglich in Geduld üben – mal gucken, was die Bernsteinkette bringt.
    Ersatzmilch, igitt. Vielleicht will aber auch nicht nur Bettina, sondern ebenfalls Sören-Wotan seine Ruhe haben, bei Bettina könnte ich das jedenfalls verstehen. Meine Mama aber ist ganz anders, denn ich mag es, wenn sie bei mir ist.
    Jedenfalls bin ich nun gewappnet und werde Sören-Wotan beim nächsten PEKiP-Kurs zur Rede stellen.
    Männer sind wirklich anders, da hat Mama Recht.
    ~
    Ein paar Tage später ist es dann so weit. Zum ersten Mal denke ich, dass PEKiP einen Sinn hat, und bin gespannt, was der Rotschopf zu seiner Verteidigung zu sagen hat.
    Mama besteht diesmal darauf, dass sie heute mit mir zum PEKiP-Kurs geht.
    Papa sagt, es würde ihm wirklich nichts ausmachen, mich dorthin zu begleiten, er fände das im Gegensatz zu Marlon auch gar nicht unmännlich, aber Mama erwidert, sie sei schließlich die Mama, und der Kurs sei ja bald zu Ende, und es sei vielleicht noch einmal eine ganz gute Möglichkeit, Kontakt zu anderen Müttern zu knüpfen.
    Er habe sich aber extra freigenommen, murrt Papa.
    Das sei doch wunderbar, antwortet Mama, dann könne er ja in aller Ruhe die Wäsche machen und die Spülmaschine ausräumen. Das sei nämlich eh immer schwierig, wenn Mia dabei sei, der Knirps greife dann immer aus dem Tuch heraus nach den Latte-Macchiato-Gläsern, fünf seien schon kaputt, und sie habe keine Lust, schon wieder gläsermäßig aufrüsten zu müssen.
    Papa protestiert, doch Mama bleibt hart. Fröhlich ruft sie ihm noch zu: »Aber von unten anfangen, Chri-his«, und verschwindet mit mir aus dem Haus.
    Die anderen Mütter und Levke-Fees Tante Wiebke wollen kurz vor Kursende scheinbar ebenfalls nochmal Präsenz zeigen, und so sitzen Mama, Bettina, Wiebke und fünf andere Spätgebärende hochmotiviert im Kursraum zusammen und schwitzen.
    Aloe-Vera schaut die ausschließlich weiblichen Teilnehmer missmutig an und fragt, wie die Mütter und ihre Babys die letzte Woche verlebt hätten.
    Mama erzählt sofort bereitwillig von meinem Erstkontakt mit der allergenarmen Folgemilch, gibt die Anekdote mit dem Froschlaich-und Mehlwurm-Vergleich zum Besten und lacht so befreit wie ein Ex-Vegetarier nach seiner ersten Bratwurst – zumindest würde Opa das so formulieren und sich dabei vergnügt auf seine breiten Schenkel schlagen.
    Die ganze Runde starrt nun Mama an und schweigt. Daraufhin wird sie wieder ernst und fragt, ob jemand einen Tipp habe, wie sie mich an die Ersatzmilch gewöhnen könne. Alle schweigen weiter.
    Aloe-Vera fasst sich als Erste und sagt mit sanfter, aber fester Stimme, ob sie denn nicht wisse, dass man als Mutter doch wohl mindestens sechs Monate lang stillen solle, sonst würdedas Kind nicht robust genug gegen Krankheiten werden, und vor allem habe es keinen Schutz vor möglichen Allergien und Nahrungsunverträglichkeiten, und ob sie sich denn gar nicht mit Literatur zu dem Thema beschäftigen würde.
    Jetzt ist Mama baff. Aber nur kurz. Dann erwidert sie schnippisch, dass sie sich schon mit Literatur beschäftigen würde, aber doch eher mit Thomas Mann und Konsorten, und ihr wäre neu, dass Thomas Mann eine Abhandlung über das Stillen geschrieben hätte. Zumal er zwar Kinder gehabt habe, aber eben doch schwul gewesen sei und somit sicher anderen Interessen den Vorrang gegeben hätte, was man ja am ›Tod in Venedig‹

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