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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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Tür, und Mama ruft fröhlich: »Herein, wenn’s kein Schneider ist, es ihist ohoffen!«
    Papa betritt das Zimmer. Ihm war wohl kalt, denn er hat jetzt eine rote Mütze auf, trägt einen langen weißen Wattebart und Mamas roten Bademantel über seinem Schlafanzug.
    Solcherart originell gewandet, sagt er mit tiefer Stimme: »Hallo Mia, ich bin der Nikolaus, und ich habe Geschenke für dich mitgebracht, mhhh, was gaaaanz Leckeres zum Trinken.«
    Dabei nimmt er Mamas Brüste in die Hände und wedelt mit ihnen vor meinem Mund herum, doch Mama lacht abwehrend und gibt ihm einen Jutesack in die Hand.
    Jetzt sind sie völlig durchgeknallt. Überlege gerade, ob ich sie von heute an nicht doch ab und zu mal durchschlafen lassen sollte. Das hatte ich mir ja schon mal vorgenommen, damals hat es aber irgendwie nicht geklappt; nicht zuletzt ist das aber auch Teddys Schuld, weil der mich nachts immer wieder alleine lässt, um in die Bar zu gehen.
    Plötzlich öffnet Papa den Sack, holt eine Milchflasche heraus und dröhnt mit Spannung in der Stimme: »So, liebe Mia, und weil du immer brav warst, darfst du nun mal etwas Neues probieren, das ist hypoallergene Anfangsnahrung, das schmeckt gaaaaaanz lecker, das trinken gaaanz viele Babys, die können gar nicht genug davon bekommen, und weil doch heute Nikolaustag ist, darfst du das jetzt auch mal haben, ja, nun nimm das in den Mund, priiima, guck mal, sie trinkt!«
    Mama ist ebenfalls voller Hoffnung und guckt mich erwartungsvoll an.
    Ich lasse den Geschmack in Ruhe auf mich wirken und analysiere die Situation.
    Erstens: Der Sauger ist nicht warm und die Flasche hart, kein Vergleich zu Mamas runder warmer Brust.
    Zweitens schmeckt das Zeug nicht annähernd so gut wieMamas Milch. Ich möchte wirklich wissen, von welcher Mutter diese Plörre stammen soll, vielleicht von der Mutter eines brasilianischen Faultiers, von meiner jedenfalls nicht, so viel steht fest.
    Drittens will Mama mich nicht mehr an sich ranlassen und hat mich nicht mehr lieb.
    Und außerdem scheint Papa zu frieren, weshalb er sich an Mama kuscheln will und ich von der Brust wegsoll, um meine Nächte mit gefühllosen Plastikflaschen zu verbringen.
    Was für unzumutbare Zustände, denke ich, wenn das das Jugendamt wüsste. Auf jeden Fall muss das Zeug sofort und ohne Diskussion wieder raus, und ich speie im hohen Bogen auf den Wattebart, Mamas Bademantel und den Jutesack.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass das nicht klappt!«, schreit Papa Mama an, und sie schreit zurück: »Ach, jetzt bin ich schuld oder was, war doch deine Idee mit der Verkleidung!«
    »Aber deine Idee war das mit der Ersatzmilch«, versucht sich Papa zu verteidigen und reißt sich den Bart vom Gesicht.
    »Ja, weil ich auch mal wieder Zeit für mich brauche, alle zwei Stunden stillen, das hält doch kein Schwein auf Dauer aus, ich komme mir vor wie eine Melkmaschine! Außerdem habe ich seit Ewigkeiten nichts mehr gemalt, wie denn auch, ich habe die totale Kreativitätsblockade wegen des Schlafmangels!«
    »Da kann ich doch nichts für!«
    » Du kannst deinen Job ja machen!«, schimpft sie lauthals weiter und fasst sich an den Kopf.
    »Ich hab doch auch zurückgesteckt als Musiker«, wehrt sich Papa vehement, »warum bin ich denn jetzt Tontechniker, doch nur wegen der Kohle, ich hätte doch auch viel lieber weitergemacht als Gitarrist von ›The magic Soul Fuckers‹,das weißt du ganz genau, jetzt schrei doch nicht mich deswegen an!«
    Er setzt sich aufs Bett und fügt nach einem Moment leise hinzu: »Aber mal ehrlich, es ist doch nicht mehr für lange, und wenn Mia das Zeug nun mal nicht mag, also ich würde das auch nicht trinken, hast du das mal probiert, das schmeckt wie Froschlaich oder noch schlimmer.«
    Jawohl, denke ich, ich weiß zwar nicht, was das ist, es hört sich aber genauso widerlich an, wie die Plörre schmeckt, und ich will es niemals kennenlernen.
    Mama muss ungewollt lächeln und fragt grummelnd: »Woher weißt du denn, wie Froschlaich schmeckt, lass mal probieren«, und nimmt einen großen Schluck aus der Flasche.
    »Na ja, du hast recht«, sagt sie angewidert, »ein ordentlicher Kaffee ist was anderes.«
    Sie probiert nochmal und ergänzt: »Ich finde, es schmeckt eher wie geschredderte Mehlwürmer in Salzlake nur ohne Salz«, und beide lachen.
    »Aber der Sören-Wotan trinkt das auch neuerdings«, drängt Mama weiter, »das ist die angesagte und hyperallergene Folgemilch, und die Bettina kann jetzt auch mal weg zu ihren

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