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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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Verteidigungshaltung.
    »Grauenhaft! Die Kinder sind doch tatsächlich zwischendurch zu den Müttern gerannt, haben deren T-Shirt hochschoben und ›sich selbst angelegt‹. Und dann haben die in aller Öffentlichkeit an den Brüsten genuckelt wie ein Ferkel an der Muttersau, und alle fanden das NORMAL!«
    »Klasse«, rufe ich Sören-Wotan und Levke-Fee zu und vergesse darüber meine Übelkeit, »das geht also auch hier, und die können sogar schon laufen! Das will ich auch. Laufen können und bis zum Abitur gestillt werden. Oder zumindest bis zur mittleren Reife.«
    Sören-Wotan stimmt mir begeistert zu: »Genau, dann müssen in der Schule alle Mütter auf dem Pausenhof strammstehen.«
    Levke-Fee kichert und sagt: »Die packen wir dann in riesige Tupperdosen, und ab und an wird auch mal getauscht.«
    Wir lachen und freuen uns über die diesmal wirklich unterhaltsame PEKiP-Stunde. Muttermilch ist einfach das Beste, was es gibt, da sind wir uns einig.
    »Und um die kleinen Babys nicht aufzuwecken«, fährt Bettina indes fort, »haben sie nach meinem Vortrag nicht geklatscht, sondern ihre Hände in die Höhe gehalten und sie exstatisch hin-und herbewegt, als hätten sie Parkinson im Endstadium.«
    »Dann stammt von denen sicher das Lied Wie ein Fähnchen auf dem Turme , bei denen die Erwachsenen immer die Hand so bescheuert hin-und herdrehen«, flüstere ich Sören-Wotan zu, und er grinst zustimmend.
    Mama kann sich nicht mehr halten und wiehert wie ein Pferd mit vorgetäuschter Bronchitis, doch Aloe-Vera findet das gar nicht witzig und sagt, es müsse ja jeder selber wissen, und sie habe ja schließlich keine Kinder, aber sechs Monate, das sollte man sich doch nun wirklich die Gesundheit der Kinder kosten lassen.
    »Keine Kinder, Gott sei Dank«, sage ich.
    Sören-Wotan wirft mir einen Blick zu und brummelt: »Dann muss man auch nicht wickeln.«
    Nun dürfen wir aus dem Tuch, und ich hoffe inständig, dass er unseren Streit schnellstens vergisst.
    Beim Rausgehen murmelt Mama noch: »Danke für die Hilfe, hat mir echt was gebracht, die Stunde«, und ich stimme ihr zu.
    Ich lächle Sören-Wotan verschmitzt an, doch er hat die Übelkeit scheinbar nicht im Griff und übernimmt nun souverän die Verschönerung des PEKiP-Equipments.

12. Endlich kommt Bewegung
ins Spiel
    Ich habe Schmerzen. Versuche es mit einem Kopfstand, in der Hoffnung, dass der Zahn einfach aus dem Unterkiefer rausfällt. Gelänge mir das, hätte ich endlich meine Ruhe, aber leider bin ich motorisch immer noch eine echte Niete, und das frustriert mich.
    Mama sitzt an der Staffelei und versucht, mich mit stumpfen Bleistiften auf Papier weichzuzeichnen. Ich bin froh, dass ich Windel und Strampler anhabe, denn zum Nacktmodell fühle ich mich nicht berufen – um ehrlich zu sein, wäre ich lieber auf der anderen Seite des Zeichenblocks.
    Vermutlich hatten alle Aktmodelle von Georg Baselitz Zahnschmerzen im Unterkiefer. Mama hat mir die Bilder mal gezeigt, die stehen alle auf dem Kopf.
    Es muss wahnsinnig anstrengend gewesen sein, so lange unbeweglich auf dem Kopf stehend auszuharren. Da kann man nur hoffen, dass er sie für ihre akrobatische Beharrlichkeit gut bezahlt hat. Der Schmerz wird schlimmer, doch ich gebe nicht auf, so ein Kopfstand kann doch nicht so schwer sein.
    Nachmittags gehen Mama und ich zum letzten Mal zum Rückbildungskurs. Endlich! Mama sagt, danach könnten wir dann endgültig den Kontakt zu Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter abbrechen, wir müssten nur noch ein Mal die Zähne zusammenbeißen.
    Sehr witzig, wie soll das gehen, mit nur einem Zahn.
    Papa zückt sein Smartphone, verkneift sich ein Grinsen und wünscht uns viel Spaß.
    Mama guckt säuerlich und sagt, mit Spaß habe das nichts zu tun, aber diese Kurse seien nun mal sehr wichtig, ›da unten‹ sei ja alles anders als vorher.
    Papa seufzt zustimmend.
    Bei mir ist unten auch alles anders als vorher, denn meine Windel ist voll.
    Was für eine Sauerei, zum Glück muss ich das nicht wegmachen, sondern Papa, und ich bin froh, dass er mein Papa ist und nicht dieser schnöselige Marlon – Sören-Wotan tut mir echt leid.
    Einige Zeit später liege ich wieder unter meinem Teebeutel-Mobilé, und die Eichelmännchen freuen sich, mich noch ein letztes Mal zu sehen.
    Wie befürchtet, stapft nun Frau Rudolf-Steiner Wiebkötter in den Raum und befiehlt den Müttern sogleich, ihr Becken rhythmisch nach vorn und nach hinten zu kippen, dabei aber nicht zu weit rauszuschwimmen.
    Keiner lacht

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