Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)
mit einem Seitenblick auf Papa fasst sie sich aber schnell wieder und holt behände Eimer und Lappen.
»Ich mach das schon«, sagt Papa lächelnd und streckt die Hand aus. Bei der Lappenübergabe lässt er ihre Hand ein wenig zu spät los, und ich hoffe, dass sie einfach noch klebrig von der ganzen PEKiP-Bastelei ist.
Trotzdem merkwürdig.
Teddy hat es auch bemerkt und guckt mich an: Papa mag die PEKiP-Bitch!
Ich bin aufrichtig entsetzt und nehme mir vor, sie nicht mehr aus den Augen zu lassen.
Aloe packt nun zahlreiche Deckel von Baby-Gläschen aus, in die sie Löcher gestanzt und dann mit einer Schnur dergestalt aneinandergeklöppelt hat, dass sie störend aneinanderscheppern.
Ich fasse es nicht.
»Die Frau scheint keinen Fernseher, keine Freunde und keine Bügelwäsche zu haben«, sage ich bestürzt zu Teddy.
Er ergänzt grinsend: »Und kein Youporn.«
Damit kann ich nichts anfangen, stelle mir aber vor, wie sie abends in ihrem kleinen altrosafarbenen Zimmerchenan einem Tisch mit abgerundeten Feng-Shui-Ecken sitzt, salzarme Baby-Gläschen leer löffelt und weinend wegen der partout nicht recycelbaren Deckel wiederverwertbares PEKiP-Spielzeug für Babys bastelt, die sich nicht wehren können.
Erschüttert erzähle ich das Teddy, und er ergänzt schwitzend: »Wahrscheinlich hört sie auch Schlagermucke und stellt sich vor, wie Florian Silbereisen halbnackt und nur mit Gläschendeckeln auf den Brustwarzen bekleidet ihren Namen auf tschechisch-slowakisch mit einem Hauch oberschlesisch auf ihrem Sitzsack tanzt.«
Weiß nicht, wer Florian Silbereisen ist, muss aber trotzdem lachen und rolle mich vergnügt durch den Raum.
Papa ahnt von alldem nichts, lobt die Deckel und sagt, Aloe-Vera sei ja so kreativ, das fände er toll, also wie sie aus einfachen Dingen solch tolles Spielmaterial für die Kleinen basteln würde, das würde ihr so schnell keiner nachmachen.
Aloe-Vera wird rot wie ein Pavianhintern.
Er selbst könne ja nur jonglieren, erklärt er mit Understatement und beweist das behände unter Zuhilfenahme von drei der buntbewässerten Gefrierbeutel.
Seine Darbietung verfehlt ihre Wirkung nicht, denn die PEKiP-Trulla klatscht begeistert und schenkt ihm noch ein weiteres Glas Prosecco ein.
»Ich hätte auch gerne eins, dann könnte ich schneller vergessen«, brummelt Teddy neidisch.
Jedes Baby kriegt nun eine von den Deckel-Schlangen in die Hand. Wir gucken uns an, verdrehen die Augen, zucken die Achseln, ergeben uns unserem Schicksal und scheppern und rasseln, was das Zeug hält. Aloe-Vera freut sich sichtlich und ruft den Eltern zu, sie müsse nochmal kurz im Vorratsraum nach eine weiteren Flasche Prosecco suchen. Sofort springt mein halbnackter Papa auf und bietet ihr an, ihr beider Suche zu helfen, die anderen Mütter sollten doch bitte mal eben ein Auge auf seine Mia haben.
»Merkwürdig«, sage ich zu Teddy, »zu Hause hasst er es, bei der Getränkebeschaffung zu helfen.«
Mein Busenfreund hört das nicht, denn er hält sich immer noch die Ohren zu.
Die Mütter nicken und quatschen weiter über wunde Brustwarzen, das Abstillen und die erste Beikost, was auch immer das ist.
Vor Aufregung puschere ich erst mal auf die Deckel, die ab jetzt wenigstens nicht mehr nach alten Lebensmittelresten riechen.
Nach eine Weile kommen Papa und Aloe mit der Sektflasche wieder, die in einem Raum gelagert worden sein muss, in dem es noch heißer ist als in unserem Kursraum, denn Aloe-Veras Top hängt nun aus ihrer Pumphose raus, die ihrerseits um einiges tiefer hängt als kurz zuvor. Papa ist ganz rot im Gesicht, und ich mache mir langsam Sorgen.
Hoffentlich kriegt er kein Fieber.
Die versammelten Mütter bemerken nichts und sind mit Jammern über den andauernden Schlafmangel beschäftigt.
Zum Schluss singen alle etwas von einer Schlange, die früh am Morgen wach wird, sich räkelt und streckt und mich begrüßt. Teddy winkt gelassen ab, doch ich kriege Angst vor Reptilien und bin froh, dass der Kurs nun vorbei ist und Papa und Aloe-Vera sich unter dem Blick meiner Argusaugen nicht mehr getraut haben, sich über Gebühr hinaus miteinander zu beschäftigen.
Endlich.
13. Nussknackerpopo
Draußen wird es jetzt immer sehr früh dunkel, und Mama macht in den letzten Wochen viel mehr Kerzen an als sonst. Vermutlich hat Papa ihr von Aloe-Veras Gefühl für Stimmung erzählt, und nun will sie mit ihr wetteifern. Erstaunt sage ich zu Teddy: »Ich bin froh, dass wir im Wohnzimmer nur eine Heizung haben«, und er
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