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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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anders aus, aber im Kern ist das ihre Aussage.
    Dann sucht sie einen Lappen und murmelt was von Kinderarbeit oder Kinder und Arbeit oder so was, und dass das so nicht ginge und dass sie ihr altes Leben wieder haben wolle oder zumindest eine Putzfrau, Putzmann wär auch o. k., aber nur wenn der knackig wäre, sie lebe schließlich nur einmal, und da müsse man die Feste feiern, wie sie fielen.
    Währenddessen gestikuliere ich wild Richtung Wand und ringe um Anerkennung. Schreiend versuche ich, ihr meine künstlerische Kritik an der uniformen Symmetrie von Barcodes zu vermitteln, sie aber wischt das Millionenobjekt energisch weg und zerstört meine Zukunft, meine Rentenabsicherung und meine Unsterblichkeit.
    Das hätte ich mal mit dem Popel machen sollen.
    Da wäre aber was los gewesen.
    Statt frühkindlicher Förderung kriege ich einen weiteren Löffel mit zähem Gulp in den Mund gestopft.
    Jetzt reicht’s.
    Verweigere nun endgültig die Nahrungsaufnahme und zeige auf Mamas große sekundäre Geschlechtsmerkmale. Begeistert rieche ich, dass ihre Eins-a-körpereigene Babyversorgungsstation willig und prall ist, doch sie missversteht mein Begehr, taucht den Löffel nochmal tief in die Grütze und flötet: »Deine erste Pastinake, Schatz!«
    Pastinake.
    Was um Himmels willen ist Pastinake?
    Ein gequirltes Nackensteak von einem Schweinchen namens Pasti? Ein klein gestampfter und beschimpfter Ausländer?
    Oder doch eher Antipasti, die es DANACH gibt, also quasi Postipasti, wie DANACH, das DANACH von einem italienischen Pizzaservicemitarbeiter nicht ganz korrekt ausgesprochen, »esse du da nake, Pasti nake«, von deutschen Italophilen begeistert in den deutschen Sprachschatz übernommen und verzückt auf Kindergläschen aufgedruckt?
    Am liebsten würde ich Teddy danach fragen, aber der stellt sich schlafend – ein schöner Freund.
    Pastinake.
    Oder hieß es eigentlich Pastikacke, und ein politisch korrekterJuristenvater hat gegen die treffliche Bezeichnung geklagt, Recht bekommen und so Schlimmeres abgewendet, das erste k wich dem n und Rechtschreibreform sei Dank aus ck wurde willkürlich k, von irgendwas müssen ja auch Sprachwissenschaftler leben.
    Ja, so wird es gewesen sein.
    Nun also Pastinake.
    Pommes fände ich besser, die essen nämlich alle Kinder gerne, das habe ich beobachtet.
    Ich solle von der Brust weg, sagt Mama.
    Verstehe die Welt nicht mehr. Erst soll ich dauernd an die Brust, jetzt soll ich davon weg – vielleicht ist sie sauer, dass ich sie neulich gebissen habe, aber ich wollte doch nur spielen.
    Habe schließlich vor kurzem mit Opa ›James Bond – Der Spion, der mich liebte‹ geguckt, ›da kann man gar nicht früh genug mit anfangen‹, hat er gesagt und mich am Sofa festgeschnallt. Toller Film, Hut ab, meine Lieblingsfigur ist der Beißer. Wie schön das oral glänzt und wie der das ganze Eisenzeug zerkaut, da kommt man schon mal auf Ideen, ganz ehrlich, Beißer will ich später auch mal werden, das hat was.
    Das Gebiss sieht allerdings teuer aus. Habe Opa gleich nach einer Zahnzusatzversicherung gefragt, aber der hat nur »Psst!« gerufen, mir den zweiten Eierlikör gegeben und die Fernbedienung lauter gestellt.
    Und nun die Rache für das bisschen Beißen: Pastinake.
    Wer das erfunden hat, sollte mit einer dreiwöchigen PEKiP-Dauersitzung unter der Leitung von Aloe-Vera im Wechsel mit Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter bestraft werden.Mama gibt nicht auf.
    Dann gebe es jetzt eben Möhrchen, die möge ich mit Sicherheit, zwitschert sie gewollt vergnügt. Bleibe skeptisch und bezweifle, dass Wurzelfraß besser schmeckt, wenn man ihn verniedlicht.
    Warte immer noch auf die Pommes und übe Handkantenschläge, aber Mama klemmt ignorant meine Arme unter ihren.
    Partiell handlungsunfähig wende ich meinen Mund aus reiner Gewohnheit Richtung Brustwarze und öffne ihn erwartungsvoll.
    Zack. Ein Löffel mit orangefarbenem Mus landet in mir.
    Widerlich.
    Will es umgehend ausspucken, erinnere mich aber rechtzeitig daran, dass Levke-Fee zu Hause neuerdings auch pürierte Rübe essen muss und begeistert berichtet hat, das gäbe super Flecken auf Flokati. Aus künstlerischen Gründen akzeptiere ich nun das Zeug und sammle so viel wie möglich in den Backentaschen. Voller Vorfreude schiele ich auf Mamas schneefarbenen Pullover, ein Geschenk von Papa zum letzten Hochzeitstag.
    Mama freut sich über mein Interesse am Essen und löffelt mir eifrig das ganze Gläschen rein. Ich dagegen bin mit dem

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