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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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wohl dieser.
    Er antwortet mit: »Macht zweiunddreißisch Euro fuffzisch, wünsche juten Appetit.«
    Leider habe ich kein eigenes Geld und finde das für eine Kiste aus Styropor auch viel zu teuer, doch Papa zückt seine Geldbörse und legt noch ein dickes Trinkgeld obendrauf.
    Dann trägt er mich und die Kiste in das Esszimmer und sagt, Mama solle schon mal Platz nehmen. Vergnügt legt er mich in die Wippe und zieht mit verwirrend großen Gesten eine Art Zaubermantel an.
    Mama fängt an zu lachen, denn Papa ruft nun »Hokus Pokus Fidibus« und hext mit dem Riot-Stick seines Schlagzeugs ein ganzes Festtagsmenü aus der Kiste heraus, bis auf unserem Tisch eine ganze Ente, eine Schüssel Rotkohl und Klöße mit einer dunklen, dampfenden Soße zum Verzehr bereitstehen.
    Mama ist platt.
    »Da hat aber einer immer noch ein schlechtes Gewissen«, murmelt sie vor sich hin, und äußert laut: »Sag mal, das sieht ja sehr gut aus, aber ist das denn auch Bio?«
    Papa zieht einen Flunsch.
    »Ein Scherz, Chris, das war doch nicht ernst gemeint, es sieht toll aus, danke!«
    Papa öffnet eine Flasche Rotwein und schenkt Mama ein.
    »Nicht doch, Chris, ich stille doch noch! Na ja, aber eine kleine Schorle kann vermutlich nicht schaden, nicht wahr, kleine Mia?«, beschließt sie laut.
    Das kenne ich schon von Silvester und bin offen für Experimente, doch ich bedaure, dass Sören-Wotan und Bettina diesmal nicht dabei sind und ebenfalls Rotwein trinken, denn das würde meinen Gespielen sicher schön locker machen.
    Meine Eltern prosten sich zu, und dann ist erst mal Stille, während die Ente in ihrem Umfang erheblich dezimiert wird.
    Leise trainiere ich die Perfektion meines Mbembe, als Papa zu mir kommt und meine Wippe dergestalt umdreht, dass ich den Tisch nicht mehr sehen kann. Finde das ungerecht, denn die beiden gucken mir schließlich auch immer beim Essen zu.
    Teddy grinst und holt sich Chips und Getränke aufs Sofa.
    Was soll das denn, denke ich, und beobachte im Spiegel, was hinter mir vorgeht.
    Papa geht zu Mama und gibt ihr einen Kuss. Dann lächelt er sie an und legt eine Hand auf ihre Brust.
    Die gehört doch mir! Bestimmt hat er mich deshalb umgedreht.
    Na warte, denke ich wütend, strample wie wild in meiner Wippe herum und beginne laut zu schreien.
    Mama reagiert prompt und lacht: »Nicht vor dem Kind, Chris.«
    »Ach komm, sie sieht uns doch nicht, lass uns doch einfach mal ..., wie früher ...«
    Doch Mama ist strikt dagegen.
    »Es bleibt dabei, nicht vor Mia, und außerdem bin ich sowieso viel zu müde.«
    Sie gähnt herzhaft und beginnt, den Tisch abzuräumen.
    Teddy ist enttäuscht und bringt die Chipstüte wieder weg.
    Jetzt wird Papa sauer: »Immer bist du zu müde, das kann doch nicht so weitergehen!«
    »Dann geh doch zu deiner Aloe!«
    »Fängst du schon wieder damit an! Wie oft soll ich mich noch bei dir entschuldigen? Ich will nicht zu Aloe, ich will, dass wir wieder ein Paar sind, so wie vor der Geburt!«
    Das will ich nicht, denn dann wäre ich ja nicht dabei.
    »Das möchte ich doch auch ...«, ruft Mama.
    Das wird ja immer schöner.
    »... aber den ganzen Tag ein Kleinkind und der Haushalt, das ist so was von anstrengend, und dann soll man auch noch eine gute Liebhaberin sein, das schaffe ich einfach nicht.«
    Finde, dass Mama eine ausgezeichnete Liebhaberin ist. Sie nimmt mich doch dauernd auf den Schoß und drückt und herzt und küsst mich wie verrückt, besser geht es nicht, das müsste eigentlich auch Papa einsehen.
    »Da muss sich doch irgendwas dran ändern lassen«, murrt Papa missmutig.
    Wie meint er das denn?
    »Dann geh du doch auch mal ein Jahr in Elternzeit, dann wirst du sehen, was das bedeutet!«, bricht es aus Mama heraus, »diese zwei Monate, das ist doch lächerlich!«
    »Zwei Monate ist doch richtig lange, es ist in meinem Job ganz schön schwierig, sich so lange freizunehmen.«
    »Ganz schön viel für ’ne schöne Motorradtour, willst du sagen«, ruft Mama zornig.
    »Ich bin doch nicht Marlon«, antwortet Papa nunmehr ungehalten, »das mit der Motorradtour hat er doch gesagt, und bin doch nur aus Spaß darauf eingegangen, also ehrlich, dass du schon wieder an Marlon denkst, spielt sich da hinter meinem Rücken was ab, oder täusche ich mich?«
    »Ach Quatsch«, sagt Mama genervt, »doch nicht mit Marlon.«
    »Ach? Mit wem denn?« Papa horcht auf.
    »Mit keinem! Aber du kannst mir doch nicht weismachen, dass du in zwei Monaten das Gleiche leistest, was ich in einem Jahr geleistet

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