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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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wieder raus sind.
    Überrascht simuliert er Begeisterung und macht Mama gleichzeitig auf die Kunstwerke an seinen Wänden aufmerksam,er sei eben auch kreativ, und wie ihr seine abstrakte Kunst gefiele, und wenn sie wolle, könne sie ihm ihre Meinung darüber auch bei einem kleinen Kaffee am Samstagnachmittag kundtun, ein Expertenrat würde ihn sicherlich künstlerisch weiterbringen.
    Mama fühlt sich sichtlich geschmeichelt und erwidert lächelnd, das habe er aber schön formuliert, ihr Mann würde ihr nie solche Komplimente machen.
    Ich fasse es nicht. Eins muss man ihm lassen, der Doc weiß, wie man die Frauen rumkriegt, und schwul ist er sicher nicht oder zumindest nicht nur. Na warte, mein lieber Liebermann, da kannst du noch so gut aussehen, gegen Papa kannst du nicht anstinken. Gucke mich um und suche nach Gegenständen, die ich kaputtmachen kann.
    Offensichtlich meint er es ernst, denn er lässt nicht locker und zwinkert ihr zu, ob sie denn auf das Angebot eingehen wolle, er würde sie selbstverständlich einladen.
    Sie werde drüber nachdenken, sagt sie lächelnd und gibt mir verlegen einen Kuss.
    Der Arzt lächelt siegessicher und gibt mir nun eine Gummi-Giraffe in die Hand. Die sei aus Kautschuk, sagt er beflissen, und mit Lebensmittelfarbe bemalt, die hieße Sophie und sei in Frankreich der Renner, und ob ich ihm jetzt die Sophie wiedergeben könne. Was soll das denn, denke ich, geschenkt ist geschenkt, das ist ja wohl der Gipfel an Dreistigkeit. Sich bei Mama lieb Kind machen, indem er mir was schenkt, und sobald sie nicht guckt, das Ding wiederhaben wollen, wo gibt es denn so was.
    Ich verweigere mich und lullere die Giraffe voll.
    Geduldig sagt er, es sei schön, dass ich Sophie so gern habe, aber jetzt solle ich sie ihm zurückgeben, und ob ich das denn schon könne?
    Und wiederholen ist gestohlen.
    Wieso sollte ich das nicht können. Pah.
    Biege der Giraffe den Hals um und knabbere die Lebensmittelfarbe ab. Zum ersten Mal freue ich mich über meine neuen Zähne.
    Er reißt sich sichtlich zusammen und erklärt Mama, er wolle nun erst mal gucken, ob ich schon drauflos brabbeln könne, das sei nämlich ebenfalls Bestandteil der U5. Engagiert nimmt er mich auf den Arm, stellt sich mit mir vor sein selbstgemaltes Bild und sagt: »Ja, Mia, guck dir das mal an, hat das der Doktor gut gemacht, ja feini, ja priiima, ja guck mal da, ja sag mal, was ist das denn, ja feini!«
    Höre solche Laute sonst immer nur beim Spazierengehen im Hundepark und belle »wö, wö, wö«, um artgerecht zu antworten, denn ich möchte gerne so schnell wie möglich seinem aufdringlichen Männerparfüm entfliehen.
    Leider habe ich ihn aber unterschätzt, denn sobald ich den Mund öffne, schnappt er sich die Giraffe und triumphiert:
    »Ja prima kannst du sprechen, die Sophie findet das auch!«
    Fühle mich verarscht und fange an zu schreien.
    »Sehen Sie, sie will sicher wieder zu Ihnen, Heike, das ist ganz normal, sie ist jetzt in der Fremdelphase«, erklärt sich Dr. Liebermann meine Abneigung und sagt, dass er jetzt leider zu seinem nächsten Patienten müsse. Er zwinkert Mama noch ein letztes Mal zu und rauscht hinaus.
    Fremdelphase. Aha.
    Im Flur raune ich Sören-Wotan noch schnell zu, ich hätte erfahren, dass er jetzt in der Fremdelphase sei, und er könne ruhig die ganze Zeit im Behandlungszimmer schreien, das sei ganz normal und sogar erwünscht.
    Er ist dankbar für den Tipp und gibt sein Bestes.
    Es ist gut, einen festen Freund zu haben, auf den man sich verlassen kann.

15. Fuck the Möhrchen und
fuck the Pastinake
    Mama wird alt.
    Es ist mittag, High Noon, Zeit für meine Milch.
    Doch heute ist alles anders.
    Mama vergisst, dass sie Brüste hat, und stopft mir einen gefüllten Plastiklöffel in den Mund.
    Ich würge und spucke was Schleimiges aus.
    Mama lacht und sagt: »Dududu.«
    Ich murmele: »Selber dududu«, und haue gegen den Löffel.
    Es spritzt, und die sonnengelbe Küchenwand ist wollweiß gesprenkelt wie fünfzig Hühnereier der Güteklasse C. Das Zeug riecht modrig und läuft in krummen Linien die Wand runter. Mama will etwas sagen, ich aber schreie: »Nein, das ist noch nicht fertig!«
    Zwecks Dokumentation schnappe ich mir behände Mamas Fotohandy, doch Mama sagt entrüstet, ich solle mit dem ›fff‹ und ›pssss‹ aufhören, reißt mir das Handy aus der Hand und gibt mir lautstark zu verstehen, dass sie minderjährige Künstler nicht ernst nimmt, zumindest nicht in ihrer Küche. Sie drückt es etwas

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