Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
Vom Netzwerk:
Verkauf freigeben, und in Zukunft werden wir so reich sein, dass weder Mama noch Papa arbeiten muss und diese elende Diskussion um die Elternzeit hinfällig wird.
    Dann können sich endlich beide gleichzeitig um mich kümmern.
    Bettina ist der Gefühlsausbruch von Mama sichtlich peinlich, und sie unterbricht pikiert das traute Beisammensein:
    »Das hört sich ja großartig an, soll ich euch bei den Vorbereitungen helfen?«
    Wiebke hingegen übergibt sich spontan in die Yucca-Palme.
    Ich rolle mich zur Seite und staune über Wiebkes übertriebene Negativ-Reaktion auf das Glück unserer Familie. Auch Bettina empfindet das scheinbar als unangemessen, denn sie hält sich angewidert die Nase zu und reicht Wiebke mit spitzen Fingern ein paar Papierservietten.
    »Das war wohl zu viel Aufregung«, sagt Wiebke entschuldigend, »außerdem ist mir der Kaffee irgendwie nicht bekommen, war die Milch da drin etwa nicht laktosefrei?«
    Levke-Fee verdreht entschuldigend die Augen und krabbelt verlegen Richtung Ausgang.
    Mama und Papa kriegen von alldem nichts mit, denn sie stecken ihre Köpfe zusammen und planen den großen Tag bis ins Kleinste.
    »Komm Wiebke, ich glaube, wir sind hier überflüssig«, sagt Bettina laut und betont hörbar für alle, dass sie nun Sören-Wotan seine marinefarbene Jim-Bearskin-Kinder-Outdoor-Jacke ›Windy Weather‹ anziehe.
    Mama löst sich aus der Umarmung und erwidert halbherzig: »Nein, ihr könnt gerne noch bleiben, aber Wiebke will sich sicher etwas hinlegen, sie sieht ja ganz blass aus, und wir können ja ein anderes Mal Kaffee trinken, vielleicht nach der Ausstellung, ihr kommt doch, oder?«
    Und sie küsst Papa glücklich auf die Wange.
    »Schön, dass es noch intakte Beziehungen gibt«, kommentiert Bettina das Geschehen mit einem gequälten Gesichtsausdruck, und ich lerne, dass Gesagtes und Gemeintes nicht immer übereinstimmen müssen.
    »Natürlich kommen wir«, ergänzt Wiebke ermattet und bringt ihre Kaffeetasse in die Küche.
    Ich verabschiede mich von Levke-Fee und drücke Sören-Wotans Hand etwas länger als ihre. Er erwidert meine Zuneigung mit einem Blick, der eindeutig den Satz ›Ich liebe dich mehr als mein Schnuffeltuch‹ ausdrückt.
    Teddy sagt amüsiert, ich habe Sterne in meinen Augen wie Dagobert Duck Dollarzeichen.
    Nehme das zur Kenntnis und schlafe entrückt ein.
    ~
    Seitdem Papa Mama von der Vernissage erzählt hat, küssen sie sich oft. Aber anders als mich. Irgendwie länger und ohne Humor. So was habe ich auch schon mal im Fernsehen gesehen, doch ich dachte, das wäre eine Operationsdokuüber erwachsene siamesische Zwillinge, die am Mund zusammengewachsen sind. Ein schrecklicher Zustand, wie ich finde.
    Und jetzt das. Scheinbar ist dieses Geschlabber üblich bei älteren Menschen. Bah.
    Ich finde das jedenfalls eklig und will nicht mehr erwachsen werden.
    Nehme mir vor, die Telefonnummer von Oskar Matzerath zu googeln, denn der hatte das Kleinbleiben voll drauf, und eine Trommel hab ich eh schon, wir könnten also sofort loslegen.
    Leider komme ich aber nicht an das Telefin ran, deshalb versuche ich es erstmal alleine. Sitze also nun den ganzen Tag damit vor Mamas Latte-Macchiato-Gläsern und schreie. Nichts passiert, denn das scheiß-moderne Zeug ist spülmaschinenfest und bruchsicher.
    In einem unbeobachteten Moment versuche ich, ein wenig nachzuhelfen, und werfe die Gläser nun gegen die Wand, doch sie sind unkaputtbar.
    Das enttäuscht mich, und ich werde ziemlich sauer auf Oskar. Wütend will ich ihn anrufen, um ihn zur Rede zu stellen, fürchte mich aber vor seiner quäkenden Stimme.
    Teddy kann das nachvollziehen und sagt: »Ich kenne nur eine Stimme, die noch schlimmer ist, und das ist die von Verona Pooth. Außerdem ist dein Papa nun wirklich um einiges hübscher als Günter Grass.«
    »Das stimmt«, antworte ich glücklich. »Den würde ich auch küssen. Also den Papa.«
    Teddy grinst und sagt: »Ich auch.«Ich mache mir Sorgen, ob Mama es überhaupt schafft, ausreichend Bilder für die Ausstellung beizusteuern, denn sie hat wohl den grauen Star. Andauernd fragt sie mich, wo meine Nase ist.
    Arme Mama. Heute Morgen passierte es schon wieder. Hilfsbereit habe ich sofort darauf gezeigt, und sie hat sich riesig gefreut.
    Ich helfe sehr gerne, doch sie fragt mich immer wieder. Und wieder. Alleine heute einundfünfzig Mal. Es ist also nicht nur der Keller. Meine Mama hat tatsächlich Alzheimer.
    Ich dachte, das kriegen nur noch ältere Menschen.
    Teddy bemerkt:

Weitere Kostenlose Bücher