Führe mich nicht in Versuchung
erlangt, von der er nicht einmal gewusst hatte, dass es sie geben konnte.
Die Logik sagte ihm, dass er nicht damit rechnen durfte, dass dies wieder geschehen würde. Aber er kannte Jillian. Sie würde glauben, dass solch luftige Höhen der Leidenschaft jede Nacht erreicht werden konnten, und sie würde all ihre Kraft darauf verwenden, es ihm zu beweisen. Aber er wußte es besser. Er hatte genug Mätressen gehabt, um zu wissen, dass das Neue für gewöhnlich aufregend war und später mit der Vertrautheit durch Langeweile ersetzt wurde. Er musste sich vor Augen halten, dass es hier lediglich um Körperliches ging und dass es nur eine begrenzte Anzahl von Stellungen gab, sich zu lieben, und dass jede Frau ihre eigene Technik hatte, so einzigartig wie ihr Duft, der mit der Zeit nachlassen würde.
Außer, dass Jillians Duft immer mit etwas Neuem, Anderem gewürzt war.
Letzte Nacht hatte sie nach Maiglöckchen geduftet.
Er zog seine Reitkleidung aus und goss Wasser aus einem Krug in eine Schüssel auf einem Holzständer. Verdammter Duft. Bald schon würde sich die Gleichgültigkeit einschleichen, die er mit so vielen anderen erfahren hatte.
Aber was würde dann mit Jillian geschehen? Wahrscheinlich würde sie sie ignorieren und alles daransetzen, ihn zu überzeugen, dass es nicht so war. Hatte sie das nicht immer getan? Zweifellos verwechselte sie seine Leidenschaft bereits mit Liebe. Und das konnte er ihr nicht übelnehmen.
Er starrte mit düsterem Blick in den Spiegel über dem Waschtisch. Er leistete wirklich sehr gute Arbeit dabei, ihr ihre Illusionen zu nehmen.
Bisher hatte er nichts weiter erreicht, als ihre Erwartungen ebenso wie seine eigenen zu ermutigen. Etwa ihre Erwartung, dass er sie über seinen Verbleib informieren würde, damit sie sich nicht um ihn sorgte, und seine Erwartung, sie bei seiner Rückkehr nach Bassett House zufrieden und inmitten ihrer Dinge auf dem Sofa schlafend vorzufinden. Er musste zugeben, dass der Gedanke, dass sie auf ihn wartete, ihn mit Freude erfüllte. Und er musste auch zugeben, dass eine gewisse Befriedigung darin lag, mit den Sonnenstrahlen und Jillian an der Seite aufzuwachen, und zu wissen, dass sie am Abend immer noch da sein würde.
Jillian war durch eine Wendung des Schicksals seine Frau geworden. Und sie bemühte sich, das beste daraus zu machen - warum sollte er das eigentlich nicht auch tun? Wieder starrte er sein Spiegelbild an und studierte es, als könne er hier ein Argument gegen seine Logik finden.
Aber alles, was er entdeckte, war Akzeptanz.
Nachdem er den ganzen Nachmittag bei seinem Anwalt verbracht hatte, machte sich Max auf den Weg zu seinem Club, diese Bastion der Männlichkeit. Er musste herzliche Klapse auf den Rücken und andauernde Fragen und Kommentare zu seinem ehelichen Glück über sich ergehen lassen. All den Fragen wich er jedoch mit einigen vagen Antworten aus und setzte sich schließlich mit einem Drink zu einem Spiel Whist nieder. Und doch nagte eine Ruhelosigkeit in seinem Inneren an ihm, die ihm keine Atempause gönnte.
»Denkst du gerade an deine Frau?« erkundigte sich eine Stimme an seiner Seite.
»Bruce!« rief Max, erhob sich und schlug seinem Freund auf den Rücken. »Ist das schön, dich zu sehen.«
»Das finde ich auch, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du in der Stadt bist«, erwiderte Bruce und ließ sich auf dem Stuhl nieder, von dem Maxens Whist -Partner sich höflich zurückgezogen hatte. »Was machst du hier?«
»Ich hatte einige geschäftliche Dinge zu regeln«, erwiderte Max und legte die Karten zu einem ordentlichen Haufen zusammen. »Wie geht es dir?« erkundigte er sich dann, um das Gespräch von seiner Person abzulenken. »Wir waren alle sehr traurig, als wir von deinem Verlust erfuhren.«
»Ich weiß. Deine Beileidsbekundung und ebenso die von Jillian und Damien haben wir dankbar in Empfang genommen.« Bruce rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Trauer ist wirklich eine seltsame Sache. An manchen Tagen geht es einem gut und an anderen wieder hat man das Gefühl, einen Mühlstein um den Hals zu tragen.«
»Und deine Schwester? Wie ist es ihr ergangen?«
»Sie hat es sehr schwer genommen. Sie glaubt, dass Mutter vor Kummer gestorben ist. Ich habe sie nach London mitgebracht, in der Hoffnung, dass sie hier diese verrückte Idee aus dem Kopf bekommt.«
Max wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Er wußte, dass Bruce auf die Trauer seiner Mutter über den Tod des Herzogs anspielte. Aber dies
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