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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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war ein Thema, das sie seit mehr als zehn Jahren gewissenhaft vermieden hatten.
    »Wir können wohl jetzt darüber reden«, sagte Bruce und blickte Max herausfordernd an. »Nun sind sie beide tot.«
    »Was gibt es da zu bereden?« erwiderte Max schulterzuckend. »Wie du schon sagst, sie sind beide tot. Was auch immer zwischen ihnen war, ist mit ihnen gestorben.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Bruce und seufzte tief. »Dann erzähle mir doch mal, wie du mit Jillian zurechtkommst.«
    »Darüber sollten wir am besten auch nicht reden.«
    »Das schränkt die Unterhaltung aber ein wenig ein, nicht wahr?« entgegnete Bruce und warf Max einen seltsamen Blick zu. »Darf ich davon ausgehen, dass du sie in Bassett zurückgelassen hast, damit sie in den Genuss des Landlebens kommt?«
    Max seufzte ergeben. Er hätte wissen sollen, dass Bruce nicht nachgeben würde. In dieser Hinsicht war er ebenso hartnäckig wie Jillian. »Sie stellt meinen Haushalt auf den Kopf und spielt die Herzogin, als habe sie die Rolle selbst erfunden«, erwiderte er in der Hoffnung, dass Bruce mit dieser Antwort zufrieden sein würde.
    »Weißt du, Max«, sagte Bruce, während er einen Drink vom Kellner in Empfang nahm, »der Tod lässt einen das, was man im Leben gewonnen oder verloren hat, mit ganz anderen Augen sehen. Leider wissen wir oft erst dann, was wir besessen haben, wenn es nicht mehr da ist.«
    Max hatte das ungute Gefühl, als ob Bruces rührselige Klischees sich auf ihn bezogen, und er schob seinen Stuhl zurück. »Es ist schon spät. Ich muss mich auf den Weg machen.«
    Bruces Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln. »Sei vorsichtig, dass du dein Leben nicht wegwirfst, Max.«
    Was zum Teufel soll das denn heißen? fragte sich Max, während er in seine Kutsche stieg und sich auf den Heimweg machte. Für Gefühlsduselei und nutzloses Bedauern hatte er nichts übrig. Und in der Regel ging es Bruce doch genauso. Aber Max nahm an, dass dessen Stimmung auf die Trauer über den Tod der Mutter zurückzuführen war.
    Er lehnte seinen Kopf zurück und streckte die Beine auf dem gegenüberliegenden Sitz aus. Seine Gedanken wanderten zu Jillian die auf dem Land auf ihn wartete, und für einen kurzen Moment war er versucht, dem Kutscher den Befehl zu geben, geradewegs nach Bassett House zurückzufahren. Aber statt dessen dachte er an Bruces Schwester und ihre Vermutung, dass ihre Mutter vor Kummer gestorben sei - ein Hinweis darauf, dass Lady Blackwood sich bis zum Ende der Illusion der Liebe hingegeben hatte. Er konnte sich nur schwerlich vorstellen, dass irgendjemand seinen Vater geliebt hatte, und dieses Gefühl sogar erwidert worden war. Unbeabsichtigt hatte Bruce Maxens eigene Überzeugung bestätigt, dass Liebe als raison d'étre in höchstem Maße überschätzt wurde. Sollte Lady Blackwood wirklich aus Kummer gestorben sein, so war die Liebe nicht nur eine unzuverlässige Emotion, sondern auch eine tödliche.
    Max ballte seine Hand auf seinem Oberschenkel zu einer Faust, als er sich an seine erste Begegnung mit Bruces Mutter erinnerte. Sie war so lebendig gewesen und hatte ihrem Sohn so fröhlich zu seinem Abschluss in Oxford gratuliert. Später dann, beim Gedenkgottesdienst für den Herzog, hatte sie sich erschöpft auf den Arm ihres Sohnes gestützt, das aschgraue Gesicht unter dem Schleier verborgen.
    Sein Vater sollte verdammt sein. Er hatte auf seiner Suche nach Schätzen nicht nur die Grabstätten und das Erbe untergegangener Zivilisationen geplündert, sondern auch die Lebenden ausgeraubt.
    Als Max vor der Eingangstür seines Hauses aus der Kutsche kletterte, schlug die Uhr des Towers gerade Mitternacht. Max stieg die Stufen zur Tür hinauf und wurde von seinem Butler, der einen Kerzenleuchter in der Hand trug, ins Haus gelassen.
    Max reichte Ripley seinen Hut und die Handschuhe und wies ihn an, den Kammerdiener für die Nacht zu entlassen denn er wollte so schnell wie möglich im Schlaf Vergessen finden. Die letzten beiden Nächte war er kaum zur Ruhe gekommen.
    Seine Fußtritte -hallten durch das Haus, und während er den mit Kerzen beleuchteten Flur entlangschritt, wurden die Unterhaltungen und das fröhliche Lachen der Bediensteten unten leiser. Mit jedem Schritt schien er weiter in seine Einsamkeit zu schreiten. Es war ihm niemals aufgefallen, wie selten er die Möglichkeit hatte, sich mit anderen auf eine leichte Plauderei einzulassen. Nur mit Damien und Jillian war ihm dies ganz natürlich vorgekommen. Ihm wurde mit

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