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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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gewesen sein.«
    »Nein, sie hat zu sehr um meinen Vater getrauert«, erklärte Max. »Sie war wohl der einzige Mensch, der das aufrichtig getan hat.«
    Jillian rollte sich auf die Seite und starrte Max verständnislos an.
    »Sie waren ein Liebespaar«, sagte er.
    »Seit wann?«
    »Schon viele Jahre.« Max begann, Jillian alles über den verstorbenen Herzog und seine Mätresse, die Gräfin von Blackwood, zu erzählen. Er schilderte ihr, wie ihn Bruces Respektlosigkeit und sein seltsamer Humor angezogen hatten und wie sie beide nach der Enthüllung der Liaison nie wieder ein Wort darüber verloren hatten.
    »Und trotz allem seid ihr beide gute Freunde geworden«, stellte Jillian fest.
    »Ja, das stimmt.«
    »Max, es ist durchaus möglich, dass er sie geliebt hat«, sagte Jillian.
    »Mein Vater hat niemanden geliebt.«
    Jillian erwiderte nichts darauf, sondern kuschelte sich an ihn, legte ihren Kopf in seinen Arm und drehte sein Haar mit ihren Fingern. Hatte er jemals zuvor solchen Trost und ein solches Gefühl des Glücks empfunden? Er konnte sich nicht daran erinnern. Aber das spielte auch keine Rolle, denn er empfand es ja jetzt.
    »Es ist seltsam, aber ich war nicht einmal heute abend dazu imstande, mit Bruce darüber zu reden. Nun, da sie beide tot sind, scheint es mir so sinnlos.«
    »Hat Bruce darüber sprechen wollen?« Ihr Atem streichelte sanft über sein Ohr hinweg, und ihre Finger strichen beruhigend immer und immer wieder durch sein Haar.
    »Ja, ich glaube schon.«
    Sie schwieg, aber ihre Gegenwart allein reichte aus, um ihn zu beruhigen. Er vernahm das leise Geräusch ihres Atems und das Reiben ihrer Haut gegen die Decke, als sie ihr Bein bewegte und ihren Fuß an dem seinen rieb.
    Er hätte jetzt doch am liebsten mit ihr geschlafen, um noch näher bei ihr zu sein, aber sein Kopf war mit zu vielen Dingen beschäftigt. Er hatte mit ihr geredet, wie er dies noch niemals zuvor mit irgendeinem Menschen nicht einmal mit Damien oder Bruce - getan hatte. Er hatte einen Freund gebraucht, und Jillian war für ihn dagewesen. Und er wußte, dass, wenn er sich ihr zuwenden würde, um sie in den Arm zu nehmen, sie gerne dazu bereit wäre. Freundin und Geliebte.
    Entgegen jeglicher Vernunft und aller Theorien besaß er nun beides.

    Jillian lag noch lange wach, nachdem Maxens Atem leise und regelmäßig geworden war. Er hatte so erschöpft ausgesehen, als er das Zimmer betrat. Zu erschöpft, um gegen sie anzukämpfen oder vor ihr zu fliehen. Und sie hatte eine Melancholie in seinen Augen entdeckt, die sie noch nie zuvor gesehen hatte - ganz so, als sei er besiegt worden, ohne wirklich etwas auf seine Niederlage zu geben. Durch das, was er ihr erzählt hatte, war auch sie in eine melancholische Stimmung geraten. All die Jahre war Maxens Lebensmut in dieser unterkühlten Atmosphäre von Bassett House langsam erfroren, während er auf die Rückkehr seines Vaters gewartet hatte, um eventuell ein freundliches Lächeln von ihm zu erhalten. Aber wie oft hatte er umsonst gewartet, weil sein Vater bei Lady Blackwood weilte.
    Maxens Vater und Bruces Mutter waren also ein Liebespaar gewesen. Sie hatte sich immer gefragt, warum sich Bruce so außergewöhnliche Mühe gegeben hatte, ihr zu helfen. Nun wußte sie es. Kein Wunder, dass sie immer das Gefühl gehabt hatte, als verknüpfe Max und Bruce ein besonderes Band. In gewisser Weise waren Max und Bruce eher die Mitglieder einer Familie, wenn man bedachte, dass sie ihre Eltern geteilt hatten. Sie war froh, dass Max einen solchen Freund besaß.
    Und ausgerechnet sie hatte diese Freundschaft in dem Augenblick aufs Spiel gesetzt, als sie Bruce in ihre Pläne miteinbezog.
    Doch ihr war klar, dass Bruce niemals auf ihre Bitte eingegangen wäre, hätte er nicht geglaubt, dass dies das beste für Max sei. Und nun war sie sich sicherer als jemals zuvor, dass sie das Richtige getan hatte. Es war richtig gewesen, ihm zu folgen und ihn wissen zu lassen, dass sie ihn niemals aufgeben oder verlassen würde. Solches war ihm schon oft genug im Leben widerfahren. Sie legte ihre Hand auf seine Brust und fühlte, wie sein Herz kräftig und regelmäßig schlug.
    Es war seltsam, wie bitter enttäuscht sie war, dass er heute Nacht nicht mit ihr geschlafen hatte. Aber andererseits berührte es sie tief, dass er es nicht getan hatte und mitten im Satz in einen tiefen, friedlichen Schlaf gesunken war. Ihre Liebesspiele waren ihr wichtig geworden, aber schließlich wollte sie mehr als das. Sie wünschte

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