Führe mich nicht in Versuchung
kein anderes Gefühl mehr da war, als ihre Liebe zu Max und ihre Entschlossenheit, ihm diese zu beweisen. »Es wird keine Scheidung geben.«
Damien zog ihr den Mantel von den Schultern. »Du kannst doch unmöglich seine Bedingungen akzeptieren, Jillie.«
Ach habe mit Schlimmerem gerechnet«, sagte sie und ließ sich in einen Stuhl sinken.
»Was könnte noch schlimmer sein?«
»Eine Scheidung«, erwiderte sie trocken. »Der völlige Verlust jeglicher Hoffnung.«
»Hast du ihm denn nicht zugehört, Jillie?« fragte Damien, während er zwei Gläser mit Sherry füllte und ihr eins reichte. »Ich habe ihn schon zornig erlebt, aber noch niemals so, dass er außerstande war, es zu zeigen. Und ich habe auch seine Gleichgültigkeit schon erlebt, kann mich aber nicht erinnern, dass er sie jemals auf so grausame Weise offengelegt hätte.«
Zweifel begannen sich in ihr auszubreiten, als sie Damiens Worte vernahm, aber sie weigerte sich, sie zu akzeptieren. »Stell dir einmal vor, du wärst an seiner Stelle, Damien! Er muss ja nicht nur mit meinem Verrat, sondern auch noch mit Bruce fertigwerden.«
»Aber genau das tue ich ja, Jillian. Es gibt einige Dinge, die ein Mann nicht vergibt, und Max ist ein Mann, der sowieso nur sehr schwer verzeihen kann. Wenn du seine Frau bleibst, wird dein Leben die Hölle sein.« Damien strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Im Moment bist du nicht imstande, klar zu denken. Morgen werden wir nach Westbrook Court zurückkehren, und in ein paar Wochen wirst du einsehen, dass ich recht habe.«
Jillian gab keine Antwort. Damien hatte zum Teil recht. Sie konnte wirklich nicht klar denken. Aber was die Rückkehr nach Westbrook Court anging, so hatte sie sich noch nicht entschieden. »Ich habe auch dich betrogen, Damien, und doch liebst du mich immer noch. Vielleicht hast du mir nun, da du meine Gefühle für Max kennst, sogar vergeben. Aber versteh` doch. Wir beide wissen, wie es ist, Teil einer Familie zu sein, Sich so sehr zu lieben, dass man einander gedankenlose Taten vergibt. Aber woher soll Max dieses Wissen besitzen? Von dem steifen, alten Burleigh? Oder von einem Vater, der ihm das Gefühl gab, weniger wert zu sein, als ein Raum voller alter Waffen?« Sie rollte das kleine Glas zwischen den Händen hin und her und starrte auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit.
»Es ist zu spät, Jillie«, sagte Damien mit rauher Stimme. »Max ist das, was sein Vater aus ihm gemacht hat. Ich habe es ja selbst beobachten können.«
»Also verstehst du ihn doch genauso wie ich. Max ist im Grunde ein warmherziger, liebevoller Mann. Das ist ihm nur nicht bewußt. Wer soll es ihm beweisen, dass er der Liebe trauen kann, wenn nicht ich?«
Damien schüttete sich einen weiteren Sherry ein. »Aber wie willst du das anstellen? Denk doch nur daran, wie schnell er es hingenommen hat, als ich ihn verdammte. Wäre er von einem anderen Schlag, hätten wir uns mit der Zeit vielleicht wieder versöhnen können, aber ...« Seine Stimme wurde immer leiser, und er starrte auf den Kamin.
»Möchtest du dich denn wieder mit ihm versöhnen?« fragte Jillian leise.
Damien setzte sein halbvolles Glas mit einem grimmigen Lächen ab. »Das kommt darauf an, wie sich die Dinge zwischen euch beiden entwickeln«, erwiderte er und ging zur Tür hinüber. »Ich werde meine Diener rufen, damit sie deine Koffer zur Kutsche tragen. Kann ich sonst noch etwas für dich tun, bevor ich dich nach Hause bringe?«
Sie schüttelte den Kopf und sah zu, wie er in der Eingangshalle verschwand. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Aber eins war ihr klar. Sie musste unbedingt mit Bruce reden. Von Anfang an hatte sie ihm vertraut, und nun wußte sie, warum. Sie hatte immer schon gedacht, dass er und Max sich sehr ähnlich waren. Doch erst jetzt verstand sie, wie viel sie in Wahrheit gemeinsam hatten.
Also war die Tradition der Forbes und der Hastings, sich gegenseitig den Rücken zu stärken, in Wahrheit doch nicht zerstört. Bruce und sie waren dazu bestimmt, Verbündete zu werden, denn ihrer beider Kampf war immer schon derselbe gewesen. Sie kämpften beide um einen Platz in Maxens Leben.
Bruce würde genausowenig aufgeben, wie sie selbst.
Was für ein grandioses Durcheinander, dachte Bruce, während er ausgestreckt auf dem Sofa lag, eine kalte Kompresse über der Stirn und den Augen und eine weitere über einer besonders hässlichen Prellung an der Schulter. Vorsichtig tastete er über seine Rippen, in die Damien seine Knie gepresst
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