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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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versunken sein.«
    »Hat dir LadyLou denn nicht erklärt, wie so etwas vonstattengeht?« erkundigte sich Max mit ernster Stimme. »Es wird bei solchen Anlässen immer so gehandhabt wie sollen potentielle Verehrer denn sonst wissen, ob es sich lohnt, eine Dame zum Tanzen aufzufordern?«
    »Hör auf, sie aufzuziehen, Max«, schalt ihn LadyLou. »Sie ist schon nervös genug.«
    Jillian atmete tief ein. Wie hatte sie nur so naiv reagieren können? Und warum versuchte Max mit Absicht, sie zu demütigen? Innerhalb von zehn Minuten hatte er ihr zweimal das Gefühl gegeben, nichts weiter als ein dummes, kleines Mädchen zu sein. Aber das war sie nicht mehr, und es war höchste Zeit, dass ihm das klar wurde. Statt ihren Unmut zu zeigen, lächelte sie ihm zu. »Etwa so, als wenn man ein Pferd für die Auktion vorführt?«
    »So werden nun einmal die besten Pferde vorgeführt«, entgegnete er grinsend, und seine saphirblauen Augen leuchteten so voller Zuneigung, dass ihr Herz vor Freude und Qual zu zerspringen drohte. Ihr wurde bewußt, dass nicht Max, sondern sie das Problem darstellte. Max hatte sich nicht verändert. Seine Gefühle für sie waren immer noch dieselben. Er hatte sie nicht bloßstellen wollen, sondern nur auf die gleiche Art und Weise mit ihr herumgealbert, wie er es immer getan hatte.
    Sie wusste, dass sie sich so verhalten musste, als ob sich auch für sie nichts geändert hatte, sonst bestünde die Gefahr, dass sie sie alle in eine peinliche Lage bringen würde. »Nun, diese Stute hier hat nicht die Absicht, irgendeinen großen Auftritt zu absolvieren es sei denn, ein gewisser Zuchthengst aus ihrer Bekanntschaft wäre bereit, ihr zur Seite zu stehen.«
    Das Grinsen auf Maxens Gesicht verschwand. Seine Augenbrauen schossen nach oben, und sein Mund öffnete sich, als wolle er etwas sagen, dann aber presste er die Lippen aufeinander, und seine Augen wichen ihrem Blick aus.
    Jillian atmete heftig ein. Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie es geschafft hatte, aber es war ihr endlich einmal gelungen, Maxens Fassung zu erschüttern. Das war ein äußerst befriedigendes Gefühl. Sie begann zu kichern und ließ ihren Blick stolz über ihr Publikum schweifen.
    LadyLou saß wie vom Donner gerührt da.
    Damien war leichenblass.
    Und Vicomte Channing machte den Eindruck, als würde er jeden Augenblick vor Lachen platzen. Was hatte sie denn so Schlimmes gesagt? Ganz offensichtlich hatte sie einen faux pas begangen, aber sie wusste nicht, worin genau er bestand. Eine Straußenfeder segelte vor ihrer Nase herab und erinnerte sie daran, dass sie immer noch ihre schreckliche Kostümierung trug. Max vermied weiterhin ihren Blick, und sie fragte sich, ob der Tag überhaupt noch schlimmer werden konnte.
    »Jillian, ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir den Gentleman die Möglichkeit geben, sich in Ruhe zu unterhalten«, sagte LadyLou mit einer Stimme, die irgendwo zwischen Krächzen und Quietschen lag. »Und du musst dich für deine Tanzstunde umziehen.«
    Jillian stürzte sich auf das neue Thema. »Besteht nicht die Möglichkeit, heute ausnahmsweise einmal abzusagen?« erkundigte sie sich, und die Worte sprudelten förmlich aus ihr hinaus. »Ich kann es nicht ertragen, mit Mr. Miller zu tanzen. Jedes Mal, wenn wir es versuchen, wird er ganz rot im Gesicht und steif wie ein Stock.«
    Vicomte Channing grinste und blickte zur Decke hinauf.
    LadyLou blinzelte.
    Damien fiel die Kinnlade herunter.
    Auf Maxens Stirn zeigten sich tiefe Falten.
    Jillian blickte zu Boden. Scheinbar war es ihr schon wieder gelungen, obwohl sie auch jetzt nicht wusste, was sie Schlimmes gesagt hatte. Vielleicht sollte sie das Sprechen ganz aufgeben. Vielleicht lag es am Kleid. Wie konnte man erwarten, ernst genommen zu werden, wenn man wie eine Närrin aussah?
    »Oh Gott«, stieß LadyLou schließlich hervor. »Ich hatte ja keine Ahnung -«
    »Ich glaube, es wäre angebracht, einen neuen Tanzlehrer zu verpflichten«, sagte Damien.
    »Ja«, stimmte ihm LadyLou schnell zu. »Ich werde mich sofort darum kümmern. Gentlemen, bitte entschuldigen Sie uns.« Sie ergriff Jillians Arm. »Komm, meine Liebe.«
    »Gentlemen, ich schlage vor, dass wir uns in mein Arbeitszimmer zurückziehen«, sagte Damien.
    Jillian war erleichtet, dass Damien und LadyLou das Thema so schnell beendet hatten. Sie blieb aber stehen und lauschte auf das laute Klicken ihrer Absätze. Sie hatte nicht vor, sich aus dem Zimmer zu rühren, bevor die Herren verschwunden waren. Bei ihrem

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