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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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gewohnten Weise zu antworten. »Oh, Max, du hättest all die Damen sehen sollen, die darauf warteten, ihren Knicks machen zu dürfen. In unseren Reifröcken und mit den Straußenfedern sahen wir alle wie große, fette, geschmückte Vögel aus.«,
    Jillian schrak zusammen, als ein schallendes Gelächter durch den Raum hallte. Ein Mann trat aus dem Schatten hinter Max heraus. Er war Max in Größe und Statur so ähnlich, dass er wirklich wie sein Schatten erschien.
    Max blickte über seine Schulter. »Oh, Bruce, entschuldige, ich hatte dich ganz vergessen.«
    »Ich ebenfalls«, gestand Damien. »Entschuldigt dass wir so spät kommen. Ich hoffe, Ihr habt nicht allzu lange warten müssen.«
    Jillian verspürte einen unwiderstehlichen Drang, ihrem Bruder eins über den Schädel zu ziehen. Warum hatte er ihr denn nicht gesagt, dass Max heute schon kam? Und was den zusätzlichen Gast betraf, so machte einer mehr oder weniger die Blamage auch nicht schlimmer. Aber als der Fremde ins Licht trat, wurde ihr klar, dass die Blamage doch noch steigerungsfähig war.
    »Jillian, du erinnerst dich doch noch an Vicomte Channing?« sagte Max.
    »Natürlich erinnere ich mich an ihn«, erwiderte sie. Wie könnte sie den einzigen Mann vergessen, zu dem Max bei der Beerdigung ihrer Väter freundlich gewesen war! Auch hatte sie nicht vergessen, wie ihre Neugierde Max zu schaffen gemacht hatte. Allerdings erinnerte sie sich nicht mehr an seine imponierende Gestalt und die Art und Weise, wie er seinen Mantel ausfüllte. Und auch
    nicht daran, wie attraktiv er mit seinem dichten, glänzenden, kastanienbraunen Haar und den lebendigen blauen Augen war. Hätte er an jenem Tag gelächelt, wäre ihr sicherlich dieses unmissverständliche Glitzern in seinen Augen aufgefallen, das von Übermut zeugte.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen, Mylord«, sagte sie und sammelte den letzten Rest von Stolz, der ihr noch geblieben war. »Bitte entschuldigen Sie meine Aufmachung. Wie Sie zweifellos schon erraten haben, bin ich gerade von meiner Vorstellung bei Hofe zurückgekehrt.«
    »Ja, das dachte ich mir schon«, erwiderte Bruce. »Und welchen Eindruck hatten Sie von unserem Prinzen?«
    Jillian überlegte sich ihre Antwort sorgfältig. Ein geziertes Verhalten schien angebracht zu sein, aber sie konnte es in Gegenwart dieses Mannes nicht zustande bringen. Sie hatte das Gefühl, als würde er Ehrlichkeit schätzen. Aber noch wichtiger war ihr, in den Augen von Max nicht wie eine hirnlose Gans dazustehen.
    »Er schien mir in seinem Korsett zu ersticken, Mylord.«
    LadyLou erbleichte. »Jillian, wie kannst du nur über den Prinzen auf solch respektlose Weise reden?«
    »Ich bin sicher, dass es nur ein Versprecher gewesen ist«, sagte Damien.
    Max starrte sie nachdenklich an. Ein Anflug von Missfallen verdüsterte seine Augen. »Ich glaube, es war eher ein ganz bewusster Ausrutschen« Er warf Bruce einen bedeutungsvollen Blick zu. »Jillian hat immer noch die kindische Angewohnheit, auszusprechen, was ihr in den Sinn kommt.«
    »Vielleicht ist es ja eine Angewohnheit, die ich für sehr wichtig und menschlich halte und auf die ich sehr stolz bin«, erwiderte Jillian. Sein Ton machte sie rasend. Er sprach von ihr, als sei sie immer noch ein kleines Mädchen.
    »Und sie steht Ihnen überaus gut«, sagte Bruce. Seine blau-grauen Augen blitzten vor Vergnügen. Ohne den Blick von Jillian zu nehmen, sagte er an LadyLou gewandt: »Lady Forbes, ich habe es bisher versäumt, Ihnen eine Antwort auf die Einladung zu Lady Jillians Ball in der nächsten Woche zu geben. Es ist mir ein Vergnügen, daran teilzunehmen.«
    »Wir würden uns sehr freuen, Sie begrüßen zu dürfen, Lord Channing«, entgegnete LadyLou.
    »Das überrascht mich«, sagte Damien nachdenklich. »Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann einer von uns das letzte Mal einen Debütantinnenball besucht hätte.«
    »Ich schon«, sagte Max mit gelangweilter Stimme. »Als die junge Dame zum großen Auftritt den Saal betrat, ließ die Mutter den Butler den Familienstammbaum und eine Liste über den Umfang ihrer Mitgift verlesen. Es hat mindestens eine halbe Stunde gedauert, bis er fertig war.«
    »Wie schrecklich«, antwortete Jillian, und ihre Angst vor dem eigenen Auftritt erhöhte sich um das zehnfache. Bei der Aussicht darauf, zur Schau gestellt und nur aufgrund ihres Geldes und ihrer familiären Verbindungen beurteilt zu werden, ließ sie erzittern. »Das arme Mädchen muss ja vor Scham in den Boden

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