Führe mich nicht in Versuchung
alles so aufregend«, hob Lady Seymour erneut an und wurde von einem kräftigen Klopfen an der Tür unterbrochen. Ein Diener trug ein Tablett herein.
»Wie aufmerksam, Hoheit«, rief Lady Seymour. »Ich hätte wissen sollen, dass Sie sich daran erinnern, wie gerne ich nasche.«
»Danken Sie meiner Schwester«, erwiderte Damien trocken.
»Ja«, fügte Max hinzu. »Jillian liebt Teeparties.«
Jillian warf ihm ein schiefes Lächeln zu.
Lady Seymours freudliches Gebaren gefror. »Das war Ihre Idee, Jillian? Wie nett ... allerdings bevorzuge ich Kaffee.« Sie seufzte. »Aber Tee tut es auch.«
Jillian griff nach der silbernen Kanne. »Sahne und Zucker?«
»Nur Zitrone, meine Liebe.«
Natürlich, dachte Jillian. Lady Seymour aß wahrscheinlich zu jeder Mahlzeit eine. Nachdem sie Lady Seymour ihre Tasse gereicht hatte, wandte sie sich Melissa zu. »Tee, Melissa?«
»Sehr gerne, Jillian«, erwiderte sie leise. »Das war sehr aufmerksam von dir.« Jillian wäre am liebsten aufgesprungen, um zu klatschen. Zum ersten Mal in der kurzen Zeit, seit sie sich kannten, hatte Melissa etwas Mut bewiesen.
»Ich glaube, das habe ich bereits ausreichend zum Ausdruck gebracht, Melissa«, sagte Lady Seymour eisig. Melissa sank wie ein Kissen ohne Füllung in sich zusammen.
»Max, wie möchtest du deinen Tee?« erkundigte sich Jillian.
»Tee?« fragte er.
»Vielleicht möchtest du lieber ein Glas Portwein« schlug Damien vor und fügte dann leise hinzu: » Ic könnte jedenfalls einen vertragen.«
»Erlaubt mir, dass ich ihn euch einschenke.« Jillian erhob sich und ging auf den niedrigen Tisch zu, auf dem die Kristallflaschen mit dem Alkohol standen. Sie änderte ihre Absicht und goss beiden zwei gutgefüllte Gläser mit Whiskey ein. Sie hatten jedenfalls etwas Stärkeres verdient.
Damien zwinkerte ihr zu, als sie ihm sein Glas reichte »Eine weitaus bessere Wahl, Jillie.«
»Du bist ein Schatz«, murmelte Max, als sie zu ihrem Platz auf dem Sofa zurückkehrte. Sobald er das Glas in den Händen hielt, hob er es an die Lippen und stürzte die Hälfte hinunter. Er verzog das Gesicht, als ihm die brennende Flüssigkeit die Kehle hinunterlief.
Damien kicherte. »Kannst du denn nicht einmal Whiskey von Portwein unterscheiden, Max? Sogar die Gläser sind anders.«
Jillian streckte die Hand aus und legte sie auf sein Knie. »Oh, Max, es tut mir ja so leid.«
Seine Hand schoss nach vorne und umklammerte die ihre. »Ist schon gut, Pandora«, röchelte er. »Ich hätte damit rechnen müssen.«
Jillian lächelte. Es war eigentlich gar nicht ihre Absicht gewesen, ihm einen Streich zu spielen, aber es freute sie, dass sie ihn erwischt hatte, als er gar nicht damit rechnete. Das geschah leider viel zu selten.
»Pandora?« sagte Lady Seymour mit fragender Stimme.
»Ein Kosename«, erwiderte Damien.
»Wie drollig. Ich vermute, dass es eine Geschichte dazu gibt«, fügte sie, offenbar unangenehm berührt, hinzu.
»Ja«, antwortete Max einfach.
»Jetzt ist meine Neugierde geweckt«, sagte Lady Seymour. »Sie müssen uns diese Geschichte unbedingt erzählen.«
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Max.
Damien schoss Max einen warnenden Blick zu und sprang schnell in die Bresche. »Jillian hat sich schon immer für Sagen interessiert.«
»Aha. Da Ihre Tante ein solcher Blaustrumpf ist, war es nur natürlich, dass Jillian in ihre Fußstapfen trat. Melissa dagegen hat ihre Zeit der Aufgabe gewidmet, die Tugenden zu erlernen, die eine gute Hausfrau und Mutter ausmachen.«
»Ich darf Ihnen versichern, dass auch Jullian diese Tugenden beherrscht«, sagte Damien.
»Aber natürlich. Und ich bin sicher, dass Angebote um ihre Hand angesichts der enormen Mitgift und der herausragenden Stellung ihres Bruders als einflussreichster Herzog in England angemessen sein werden«, sagte sie und ließ Jillian dabei keine Sekunde aus den Augen.
Angemessen. Jillians Fingernägel bohrten sich in ihre Handfläche, und die süße Erinnerung an Maxens Berührung wurde durch das plötzliche Gefühl der Kälte in ihren Fingern verdrängt.
»Ich denke, sie werden mehr als angemessen sein«, erwiderte Max und blickte Lady Seymour scharf an. »Jillians dunkle Schönheit ist eine erfrischende Abwechslung zu den blonden Frauen, die gerade so sehr in Mode sind.«
Jillian rang um ihre Fassung. Er hatte ihr ein Kompliment gemacht. Er hatte sie als dunkle Schönheit bezeichnet. Das klang wundervoll. Ob er es auch wirklich ehrlich meinte?
»Ihr Aussehen ist
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