Führe mich nicht in Versuchung
Landsitz gelassen.«
»Die Dinge ändern sich nun einmal, Max.« Damien setzte sich mit einem schweren Seufzer an seinen Schreibtisch. »Arabella hat lediglich das ausgesprochen, was sich andere hinter unserem Rücken zuflüstern. Bisher haben wir nur immer die Augen und Ohren davor verschlossen.«
»Dann lass sie doch flüstern«, erwiderte Max und lief unruhig in Damiens Arbeitszimmer auf und ab. »Mit der Zeit werden sie alle verstehen, dass Jillian wie eine Schwester für mich ist.«
»Nein, das werden sie nicht«, wandte Damien mit sanfter Stimme ein. »Wenn sie nicht, wie Arabella es so schön formuliert hat, >annehmen, dass eine Übereinkunft getroffen wurde<, werden sie das Verhältnis zu Julian als etwas Schmutziges ansehen.« Er verschränkte seine Hände und warf Max einen Blick zu. »Du hast eine gewisse Reputation. Deine Vorliebe für Witwen und unzufriedene Ehefrauen hat dir den Ruf eines Lebemannes eingetragen.«
»Da spricht der Heilige Damien. Deine Vorliebe für Opernsängerinnen und Schauspielerinnen sind hinlänglich bekannt.«
Damien schüttelte den Kopf. »Wie unsere Geschmäcker auch sein mögen, meine Reputation wird sich nicht auf Jillians Ruf auswirken. Es gibt zuviele von Arabellas Sorte, die unschuldige Mädchen zum Frühstück verspeisen und sie vor dem Mittagessen wieder ausspucken. Es gehört nun einmal zum guten Ton, Verbindungen zu sehen, wo es gar keine gibt. Auf diese Art ist schon mehr als eine Ehe zustande gekommen, und so sehr ich auch unsere Freundschaft zu schätzen weiß, so könnte und würde ich doch niemals eine Heirat zwischen dir und meiner Schwester gutheißen.«
»Großer Gott, nein«, sagte Max und verfluchte im stillen die Gesellschaft und die Tatsache, dass ihr unstillbarer Appetit auf Skandale die Macht hatte, in sein Leben einzugreifen. »So sehr es mir auch widerstrebt, so muss ich doch zugeben, dass du recht hast.« Er blieb am Fenster stehen, stützte eine Hand auf das Fensterbrett und strich sich mit der anderen über das Kinn. »Du musst dir keine Sorgen machen, Damien. Jillian hat einen jungen Kerl verdient, dessen Ideale zu den ihren passen. Und wenn die Zeit gekommen ist, werde ich eine Frau mit einem respektablen Vermögen und einem guten Namen heiraten, die die gleichen Dinge von einer Heirat erwartet wie ich.« Er schritt abrupt auf die Tür zu. Er war diese ganze Angelegenheit leid.
»Und was genau erwartest du?«
Max verharrte mit der Hand auf dem Türknauf. »Abgesehen von einem erforderlichen Erben, nichts.«
»Tragisch daran ist nur, dass ich weiß, wie ernst es dir mit dieser Antwort ist«, erwiderte Damien erschöpft.
»Ja, und daran solltest du auch niemals zweifeln. Ich werde alles daran setzen, dass auch andere gewisse Personen keine Zweifel daran hegen.«
Damien lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Dazu bist du unbestreitbar in der Lage.« Er hielt die grobe Zeichnung in die Höhe, die Max vor einer Stunde angefertigt hatte. »Ich werde mich darum kümmern.«
Max blieb noch einen Moment stehen und warf einen Blick auf die Zeichnung. Es war ein Geschenk für Jillian zu ihrem Debütantinnenball. Die Idee war ihm gekommen, als er sie im Ballsaal beim Tanz mit ihrem Fantasiepartner beobachtet hatte. Es war seine Absicht, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, sie für eine Nacht glauben zu machen, dass Fantasien auch Wirklichkeit werden können. Vielleicht wollte er aber auch nur für eine Nacht vergessen, dass die Wirklichkeit für Jillian ebenso grausam sein würde wie für die restliche Menschheit.
Kapitel 8
»Jillian, die Gäste werden bald eintreffen. Bist du sicher, dass du keinen großen Auftritt wünschst?« erkundigte sich LadyLou.
»Ganz sicher«, erwiderte Jillian. »Ich habe nicht die Absicht, dich in Verlegenheit zu bringen, indem ich über meine eigenen Füße stolpere.«
»Ich bin sicher, dass das nicht geschehen würde.«
Jillian war sich überhaupt nicht mehr sicher. Sie hatte sich große Mühe gegeben, nicht mehr an die Bemerkungen von Lady Seymour zu denken, die diese vor einer Woche gemacht hatte. Das hätte eigentlich ganz einfach sein sollen, da es niemanden gab, der sie daran erinnerte. Damien schien beschäftigt zu sein, und Max hatte sich überhaupt nicht mehr blicken lassen.
Aber heute würde sie ihn sehen. Und er würde sie sehen. Sie würden Walzer tanzen und sich gegenseitig aufziehen, und dabei musste er einsehen, dass Lady Seymours Bemerkungen gar nicht so absurd gewesen waren.
»Darf ich
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