Führe mich nicht in Versuchung
du sie noch weiter demütigst.«
»Ich habe nicht vor, sie zu demütigen«, knurrte Max. »Wenn alles gut verläuft, werden sie sie mit offenen Armen wieder in ihre Reihen aufnehmen - besonders, nachdem unsere Verlobung bekannt gegeben worden ist. Niemand wird es wagen, die zukünftige Herzogin von Bassett zu schneiden.«
Damien schien vor Anspannung förmlich zu vibrieren. Er öffnete den Mund, presste ihn dann aber wieder zusammen. Er war zwischen dem Wunsch, sie zu beschützen, und seiner Wut auf Max hin und her gerissen.
Offenbar hatte Max die Situation akzeptiert. Dass sie kompromittiert worden war und dass er sich wie ein Gentleman verhalten würde. Damien hatte das offenbar noch nicht getan.
»Es könnte funktionieren, Damien«, sagte sie.
»Es wird funktionieren«, bemerkte Max nachdrücklich.
Damien starrte von einem zum anderen. »Du hast keine Vorstellung, was auf dich zukommt, Jillie.«
Sie sah die Unschlüssigkeit in seinen Augen. Sie musste ihn davon überzeugen, dass Max recht hatte. »Ich weiß genau, was auf mich zukommt«, erwiderte sie laut und deutlich und senkte dann ihre Stimme und fuhr leise fort: »Ich kann alles ertragen, solange du und Max bei mir seid.«
»Wenn es Max nicht gäbe, müsstest du das alles nicht ertragen.«
Jillian presste ihre Fingerspitzen an die Schläfen. »Hör auf, Damien. Es lag nicht nur an Max. Ich war schießlich auch dabei.«
Max durchschnitt die Luft mit seiner Hand. »Oh, Himmel nochmal, ich habe genug von deinen Anschuldigungen, Damien. Was geschehen ist, ist geschehen. Lerne endlich, damit zu leben«, sagte er mit ätzender Stimme und wandte seinen düsteren Blick dann Jillian zu. »Und dich brauche ich ganz bestimmt nicht, um mich zu verteidigen. Ich weiß, welche Rolle ich bei dieser Angelegenheit gespielt habe, und ich habe es mehr als deutlich gemacht, dass ich die Konsequenzen tragen werde.«
Schon wieder war es geschehen. Maxens Kälte hatte sie zu einer formlosen Masse erstarren lassen. Ihre Heirat war für ihn also nichts weiter als eine Konsequenz, die er erdulden musste.
»Sei vorsichtig, wie du mit ihr sprichst, Max«, sagte Damien warnend und trat erneut schützend vor Jillian. »Die Aussicht, sie zur Witwe zu machen, hat einen gewissen Reiz.«
»Hört auf!« schrie Jillian und sprang aus ihrem Sessel, denn sie wußte, dass auch nur ein weiteres böses Wort sie dazu veranlassen würde, alles zu gestehen, nur, damit sie nicht noch den letzten Rest Zuneigung zwischen sich zerstörten.
»Gibt es nicht schon genug Hader?« Sie floh aus dem Zimmer. Sie wollte nicht, dass Max sah, wie sehr er sie verletzt hatte.
Sie rannte in LadyLous Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
»Jillian, was ist geschehen?« fragte LadyLou und erhob sich ängstlich.
»Nichts, womit wir nicht schon gerechnet hatten«, erwiderte Jillian, während sie im Zimmer auf und ab lief. »Max ist zornig und herablassend. Damien ist zornig und herablassend. Max und ich werden heiraten. Nichts wird jemals wieder so sein, wie es einmal war.« Sie blieb mitten im Raum stehen. Wie hatte sie nur so dumm sein können, anzunehmen, dass es ihr gelingen würde, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen!
»Es ist schon seit langer Zeit nicht mehr so, wie es einmal war, nicht wahr, Jillian?«
»Du weißt, dass es so ist.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte LadyLou, ließ sich wieder auf das Sofa sinken und klopfte mit ihrer Handfläche auf den leeren Platz neben sich.
Jillian ging zu ihr und ließ sich von ihr in den Arm nehmen und festhalten.
»Ich habe ihn schon immer geliebt«, flüsterte Jillian und zwang sich, das Geheimnis zu lüften, das sie mit niemandem außer mit Max hatte teilen wollen. »Aber es hat noch niemals zuvor so weh getan. Oh, warum muss es nur so wehtun?«
»Es ist nicht das Verliebtsein, das weh tut, Jillie, sondern das verzweifelte Verlangen, zurückgeliebt zu werden.«
»Aber ich weiß, dass er mich liebt. Das hat er schon, seit ich sieben Jahre alt war.«
»Ja, das hat er. Aber du solltest nicht vergessen, dass es sehr leicht ist, deine Liebe und einen kleinen Teil deines Lebens einem Kind oder einem Freund zu schenken. Du gehörst damit immer noch dir selbst. Es ist viel schwieriger, sich als Erwachsener damit abzufinden, dass ein anderer Mensch dein Lebensinhalt geworden ist, und du umgekehrt der seine. Plötzlich bist du nicht mehr nur für dich selbst verantwortlich. Ich glaube, für eine Frau ist es einfacher, dies zu akzeptieren als für einen
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