Führe mich nicht in Versuchung
Bruce war gründlich gewesen. Er hatte dafür gesorgt, dass es kein Zurück mehr gab. Und doch durfte sie nicht zu früh nachgeben. »Mein Bruder ist der Herzog von Westbrook«, sagte sie stolz. »Niemand würde es wagen, mich zu schneiden.«
Unsicherheit huschte über Damiens Gesicht, und ihr Magen zog sich erschrocken zusammen. Hatte sie es übertrieben?
Damien schüttelte langsam den Kopf. »Dieses Risiko kann ich nicht eingehen.«
Jillian hätte beinahe vor Erleichterung geseufzt, aber sie senkte ihren Blick schnell auf ihre gefalteten Hände im Schoss.
Stirnrunzelnd fragte sie sich, ob sie noch mehr Gegenwehr zeigen sollte. Aber sie kam zu dem Schluss, dass es ausreichte. Sie atmete tief durch und nickte.
»Es tut mir sehr leid, Jillian«, sagte Damien mit rauher Stimme. »Ich würde dich nicht zwingen, wenn es einen anderen Weg gäbe. Max wird für eine spezielle Lizenz sorgen, damit die Hochzeit umgehend stattfinden kann. Nachdem eine gewisse Zeit vergangen und dein Platz in der Gesellschaft gesichert ist, könnt Ihr beide getrennte Leben führen.«
Jillian zuckte zusammen. Sie wollte kein getrenntes Leben führen! Aber wie konnte sie das Damien erklären, wenn er sie mit einem so traurigen Blick ansah? Ein überwältigendes Gefühl der Schuld stieg in ihr auf. Sie fühlte sich, als würde sie in Stücke gerissen. Einerseits war sie von dem überzeugt, was sie getan hatte, andererseits verspürte sie Bedauern, dass es auf Kosten ihres Bruders geschehen war.
Eine angespannte Stille lag über dem Raum, während Damien und Max auf ihre Antwort warteten. Sie hatte keine Ahnung, was zu tun war. Sie wußte nur, dass sie ihren Bruder trösten musste, und die einzige Möglichkeit, dies zu erreichen war, ihm die Antwort zu geben, die er hören wollte. »Ich bin einverstanden, Damien«, sagte sie leise.
»Nun, da ihr beiden zu der Entscheidung gekommen seid, dass wir eine Vernunftehe schließen werden, sollten wir die Zeremonie besprechen«, sagte Max mit einer leichten Schärfe in der Stimme.
»Die Hochzeit wird ohne großen Aufwand und diskret ablaufen«, sagte Damien und stellte sich schützend vor seine Schwester.
»Der Ansicht bin ich nicht«, erwiderte Max nachdrücklich. »Eine Zeremonie in aller Heimlichkeit würde die Dinge nur verschlimmern.«
»Und was schlägst du vor?« erkundigte sich Damien verdrießlich.
Max legte die Hände in den Rücken und ging langsam zum anderen Ende des Zimmers. »Ich bin der Ansicht, wir sollten den Lügen mit Lügen begegnen. Arabella Seymour hat bereits unsere enge Beziehung zur Kenntnis genommen und ihre Vermutungen zweifellos öffentlich gemacht. Alles, was Jillian und ich tun müssen, ist, eine gewisse Zuneigung offen zu demonstrieren, um Arabellas Worte zu bestätigen.«
Am meisten verletzte sie, dass er alles in einem so vernünftigen Tonfall vortrug. »Willst du damit sagen, wir sollen so tun, als ob wir verliebt wären?« erkundigte sie sich.
»Ja«, erwiderte Max ruhig. »Wenn sie davon überzeugt sind, dass wir uns lieben, werden sie uns unsere Indiskretion vergeben und dich nicht wegen fehlender Moral verdammen.«
»Deine Argumentation ist nicht logisch, Max«, warf Damien schnippisch ein. »Ein Mann kompromittiert nicht die Frau, die er liebt.«
»Genau«, erwiderte Max mit übertriebener Geduld. »Nach einigen Auftritten werden wir unsere Verlobung bekanntgeben. Zu dem Zeitpunkt werden alle glauben, was Arabella bereits vermutet: dass bereits seit einiger Zeit eine Übereinkunft zwischen uns existiert. Wir können die Einladungen, die bereits an Jillian ergangen sind, dazu benutzen, sie in der Gesellschaft zu zeigen. Wir müssen unsere Rollen nur gut spielen.«
Jillian ließ sich in ihren Sessel zurücksinken, als könne sie auf diese Weise der Welle des Zweifels, die sie plötzlich erfasst hatte, entkommen. Was hatte sie nur getan? Max sprach davon, ihre Liebe zueinander zu spielen, als habe dies nichts weiter zu bedeuten. Er plante ihre Zukunft mit der gleichen Nüchternheit, die er an den Tag legen würde, wenn er einen neuen Flügel am Bassett House anbauen lassen wollte. Je mehr er sagte, desto überzeugter wurde sie, dass weniger ihr Ruf als vielmehr ihre Gefühle kompromittiert worden waren.
Sie saß ganz still und gab sich große Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
Damien blickte sie besorgt an. »Du hast sie zerstört und nun willst du sie auch noch der Gesellschaft zum Fraß vorwerfen«, sagte er. »Ich werde es nicht zulassen, dass
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