Führe mich nicht in Versuchung
auf der Terrasse erzählt?«
»Nunnley«, murmelte Max. »Ehrlich gesagt, hatte ich ihn ganz vergessen. Ich hatte alle Hände voll zu tun, deine Schwester vor ihrer eigenen Dummheit zu schützen. Eine Verantwortung, die du auf mich abgewälzt hast, um ungestört deinen Geschäften nachgehen zu können.«
»Was du getan hast, würdest du also mit >sie beschützen< bezeichnen?« Damien ließ seine Faust auf Maxens Schreibtisch hinabsausen.
»Was ich getan habe, war, Nunnley davon abzuhalten, Jillian in die Büsche zu ziehen.« Max schwieg und starrte gedankenverloren ins Feuer, bis seine Wut ein neues Ziel gefunden hatte. »Ich nehme an, dass Nunnley derjenige ist, der den Klatsch verbreitet?«
»Wie ein Besessener. Er hat alles gesehen, und die Geschichte ist inzwischen auf eine Weise ausgeschmückt, dass sie der Szenerie ähnelt, die ich im Salon vorgefunden habe.« Damien blickte zur Seite, als könne er es nicht ertragen, Max anzuschauen. »Warum Jillian, Max? Bei all den schönen Frauen, die du zur Auswahl hast, warum gerade Jillian?«
Warum Jillian? Auch Max wandte sein Gesicht ab. Er konnte darauf noch weniger eine Antwort geben, wie er den Grund zu nennen vermochte, warum sie jeden Tag ein anderes Parfüm trug. Trotz all seiner Erfahrung war er noch nie einer Frau begegnet, die ein solches Verlangen in ihm geweckt hatte. Und er hatte niemals gedacht, dass er einmal auf diese Weise der Versuchung einer Frau erliegen würde.
Er war willig gewesen.
Diese Erkenntnis kam ebenso überraschend wie das Gefühl, als er ihren Mund auf seinen Lippen gespürt hatte.
Sie war wie ihr Duft: Er wußte nie, was seine Sinne bezaubern würde - Rosen oder Jasmin, Unschuld oder Sirene.
Warum Jillian? Wie sollte er Damien erklären, was er selbst nicht verstand? »Ich werde meiner Pflicht als Gentleman nachkommen, Damien. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.«
»Verdammt, Max. Du bist derjenige, der behauptet hat, dass das nicht unbedingt immer das Richtige ist. Was wird mit ihr geschehen, wenn ihr verheiratet seid? Wirst du sie allein in Bassett House zurücklassen, wie es dein Vater mit dir gemacht hat?«
Max gelang es nur mit Mühe, seine Wut über diese Frage zurückzuhalten. »Ich werde Jillian freie Hand lassen, ihr Glück selbst zu finden. Ich erwarte nichts von ihr.«
»Nachdem sie den notwendigen Erben geliefert hat, nehme ich an?« stieß Damien hervor.
Ein bitterer Geschmack sammelte sich in seinem Mund. Damien vergiftete seine eigenen Worte und benutzte sie gegen ihn. Mit dieser Bemerkung hatte er, Max, sich wohl sein eigenes Grab gegraben.
Er wollte sie nicht heiraten, aber dank Nunnley hatte, er keine andere Wahl.
Nunnley. Es würde ihm ausgesprochenes Vergnügen bereiten, diesen Mann mit ins Verderben zu ziehen. Am liebsten hätte er ihn bei einem Duell über den Haufen geschossen, aber dadurch würde Jillians Ehre nur noch mehr leiden.
Nunnley konnte nicht mehr beobachtet haben, als dass er Jillians Röcke hob, um ihre verletzten Knie zu betrachten. Aber in dieser prüden Gesellschaft war das bereits eine verdammenswerte Handlung. Es war sein eigener Fehler, dass er sich Damiens Warnungen nicht zu Herzen genommen und sich selbstsüchtig an eine Beziehung geklammert hatte, die schon lange nicht mehr die war, für die er sie gehalten hatte.
Er konnte Nunnley nichts weiter vorwerfen, als dass er sich den üblichen Regeln gemeiner Klatscherei und der gemeinen Rachsucht hingegeben hatte.
Aber er weigerte sich, so vernünftig zu denken. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, Damien. Ich will Nunnley aufsuchen.«
»Da kommst du zu spät«, erwiderte Damien. »Als ich an seine Haustür klopfte und mich mit seinem Butler auseinandersetzte, verschwand er wohl durch den Dienstboteneingang. Inzwischen dürfte er bereits halb über den Kanal sein.«
»Schleimiger Bastard«, knurrte Max. »Aber ich werde es ihm schon irgendwie heimzahlen.«
»Genauso wie ich dir eines Tages heimzahlen werde, was du getan hast, Max.«
»Aber nicht heute. Ich schlage vor, dass wir Jillian erst einmal die wunderbare Neuigkeit überbringen, dass sie Herzogin werden wird.« Er verließ die Bibliothek und rief nach seiner Kutsche. Es war ihm vollkommen egal, ob Damien ihm folgte oder nicht.
»Lady Jillian, seine Hoheit und der Herzog von Bassett erbitten Eure Anwesenheit im Salon«, sagte Jacobs mit gedämpfter Stimme.
Jillian fuhr zusammen und blickte schnell zu LadyLou hinüber. Damien und Max waren hier. Zusammen.
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