Fuehrungs-Spiel
große Karriere vor sich hatte. Da der Spieler Peters das auch selbst erkannte, wuchs sein Ehrgeiz, als Trainer voranzukommen. Und zwar zügig.
Die Ausbildung an der Kölner Sporthochschule schien mir dafür allerdings nur suboptimal. Ich plagte mich – sinnlos, wie ich fand – mit Fächern wie Schwimmen und Turnen herum. Außerdem litt der theoretische Teil der Ausbildung unter seiner doppelten Ausrichtung: Sowohl Lehrer sollten für den Schulsport als auch Trainer für den Leistungssport vorbereitet werden. Ich aber wollte nicht in die Schule. Auch ich wollte Menschen führen und ausbilden, aber auf dem Platz. Und als Trainer!
Es war meine klare Zielvorstellung, die mir den Mut gab, mich in das Büro eines Mannes aufzumachen, der für mich eigentlich unerreichbar war, Vorbild und Ikone, Sinnbild all dessen, wovon ich träumte. Hugo Budinger war lange Jahre Trainer der deutschen Hockey-Nationalmannschaft der Herren gewesen und hatte einige Titel gewonnen. Zudem war es ihm gegeben, seine Erfahrung und sein Wissen anschaulich weiterzugeben. Ich kannte alle seine Bücher auswendig. So stand ich, etwas eingeschüchtert, vor Budinger, dem Direktor der Trainerakademie in Köln, schilderte ihm meinen dringenden Wunsch, Hockeytrainer zu werden, und bat um Aufnahme an seiner Akademie, um dort ein Diplom-Trainer-Stu dium zu absolvieren. Budinger schien nicht wirklich überzeugt von diesem jungen, ehrgeizigen Studenten. Kein Wunder: An seiner Trainerakademie versammelten sich ansonsten viele ehemalige Weltklassesportler. Missmutig willigte er dennoch ein. Trotz des nicht gerade herzlichen Empfangs wusste ich: Von diesem Mann wollte ich lernen. Und ich würde lernen. Nichts war mir damals ferner als der Gedanke, dass ich Budinger einmal als Nationaltrainer nachfolgen, ja gar erfolgreicher sein würde als er. Und doch spürte ich, dass dieser Tag für meine Laufbahn von großer Bedeutung gewesen war.
Die Ausbildung erfüllte dann auch meine Erwartungen. Ich bekam zum ersten Mal eine Ahnung davon, dass sich die Leistung eines Teams aus unterschiedlichen, wissenschaftlich ausdifferenzierten Teilbereichen zusammensetzt: Dabei ging es um athletische Komponenten ebenso wie um psychische, aber auch um sportmedizinische Trainingssteuerung. Eine Ahnung auch davon, dass es eine der zentralen Aufgaben eines Trainers sein würde, dieses Puzzle an Expertenwissen zu einem kompletten Bild zusammenzusetzen.
In dieser Erkenntnis lag ein Gedanke, der meine weitere Laufbahn bestimmen sollte. Vielleicht ist dies eine der wichtigsten Erkenntnisse im Umgang mit Menschen im Sport, im Beruf, vielleicht auch im Leben, zumindest, wenn es um erfolgreiches Arbeiten, um das Erreichen von Höchstleistungen geht: Nur wer die Kraft hat, sich mit Personen zu umgeben, die auf ihrem jeweiligen Gebiet kompetenter sind als er selbst, wird deren Fähigkeiten optimal nutzen, wird mit ihnen gemeinsam sie, sich selbst und das Team motivieren, antreiben und schließlich zu großen Leistungen führen können.
Auch für eine weitere wichtige Führungsvoraussetzung wurden zu dieser Zeit die Grundlagen gelegt. So besuchte ich damals mein erstes Seminar zum Thema Coaching: Sich selbst helfen zu lassen, seine eigenen Unzulänglichkeiten zu erkennen und mit fremder Hilfe am eigenen Profil zu feilen, auch dies sollte von nun an eines der Leitbilder meiner Arbeit werden. Ein Satz von Budinger blieb mir allerdings für immer im Gedächtnis: »Die Psychologen«, hatte er für sich abschließend erkannt, »die Psychologen haben im Leistungssport noch nie etwas Richtiges auf die Beine gestellt.« Welch ein Irrtum!
Als Trainer der A-Jugend und der – wie es hieß – »weiblichen Jugend« des CHTC Krefeld wurden dann auch gerade meine psychologischen Fähigkeiten herausgefordert, aber nicht nur diese. Ich erwähne das deshalb, weil während die ser – der ersten bezahlten – Trainertätigkeit sich bereits Methoden, vor allem aber Wesenszüge des Hockeytrainers Peters entwickelten, die mich mein Trainerleben lang begleiten sollten.
Schon damals kam ich immer extrem gut vorbereitet zu den Trainingseinheiten. Das sichtbare Zentrum meiner Planungen war in meiner ganzen Laufbahn meistens ein DIN-A4-Blatt, auf dem ich alle Übungen, die ich umsetzen wollte, haarklein aufgemalt hatte. Die Planung allerdings sah ein ungeheuer großes Maß an Abwechslung vor. Innerhalb einer solchen Einheit wurden zwischen acht und zwölf verschiedene Übungen angesetzt. Mein Plan hieß:
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