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Fünf alte Damen

Fünf alte Damen

Titel: Fünf alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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schlimm?»
    «Schlimm nicht», erwiderte ich. «Das
kriegen wir schnell in Ordnung.»
    «Wirklich? Sie wissen doch— Jenny— weil
Sie auch— »
    «Keine Sorge. Soweit lassen wir es gar
nicht kommen. Sie kriegen ein paar schöne Spritzen von mir— nur für den Anfang,
dann stellen wir Sie um auf Tropfen, und der Fall ist erledigt.»
    «Spritzen— ach— muß das sein? Die gehen
doch immer aufs Herz— »
    «Das sollen sie auch.» Ich hielt einen
kurzen Vortrag über die Wirkung von Strophantin und Fingerhutgift und erklärte
ihr, warum das gut wäre für sie. So einer wie ihr mußte man schon erklären,
worum es ging.
    Sie sah es ein.
    Ich rief Mechthild.
    «Stroph für Frau Lansome. Aber nur ein
Achtel. Für ein Viertel ist sie zu gesund.»
    Mechthild legte den Schlauch um den
weißen Oberarm. Ich gab mir Mühe, so elegant wie möglich zu spritzen.
    «Fertig, Frau Lansome. Sie werden
sehen, wie gut das tut. Übermorgen wieder. Wenn was Besonderes passiert, gleich
Bescheid sagen. Tun Sie das?»
    «Bestimmt, Doktor.»
    «Fein. Und— denken Sie nicht zu viel an
die andere Geschichte. Das Herz will Ruhe haben.»
    Sie seufzte leise.
    «Das sagen Sie so! Ich will mir Mühe
geben. Auf Wiedersehen, Herr Doktor. Auf Wiedersehen, Fräulein Mechthild.»
    Ich verabschiedete mich artig von ihr.
Mechthild brachte sie hinaus. Als sie die Spritze holte, sah sie mich an.
    «Geht es jetzt bei ihr auch los?»
    Ich drückte meinen Sorgensitz
hintenüber und faltete die Hände über dem Nabel.
    «Hoffentlich nicht. Sonst müssen Sie
sich nach einem anderen Arbeitgeber umsehen.»
    «Ich? Wieso?»
    «Wenn der gute Daniel Nogees so vor
sich hindenkt», sprach ich weiter, «dann könnte er denken, der kleine Michel
ist gar nicht so dumm, wie er aussieht. Das Mädchen Mechthild kriegt eines
Tages ‘ne Menge von dem Geld. Michel, dieser Unhold, räumt sacht die alten Damen
aus dem Weg. Eine nach der anderen. Zwischendurch ist er lieb und gut zu dem
Mädchen Mechthild, bis sie so blöd ist und auf ihn hereinfällt. Sie schreitet
mit ihm zum Traualtar, und er hat Geld. Und wenn sie sich nicht anständig
beträgt, dann schickt er sie zu den alten Damen. Er ist Arzt, er kennt sich da
aus. Vier hat er geschafft, eine ist noch da. Und die wird nun herzkrank, wie ihre
Schwester.»
    Mechthild sah aus, als wäre sie einem
Schneemenschen begegnet. Es dauerte etwas, bis sie zu Worte kam.
    «Ist denn so was— ist das wahr?»
    Ich hob die Schultern.
    «Ein Polizist muß jede Möglichkeit ins
Auge fassen. Dafür wird er schließlich bezahlt. Ist die Idee nicht prima?»
    «Wie können Sie so etwas sagen!» Sie
war ehrlich empört. «Das ist doch völliger Blödsinn. Ebenso könnte er denken,
ich wäre es gewesen!»
    «Vielleicht denkt er das», sagte ich
ungerührt. «Vielleicht denkt er auch, wir beide haben uns das zusammen
ausgedacht. Groß und Klein, die Mördergesellschaft mit beschränkter Haftung.»
    «Ich will nichts mehr hören!» rief sie
und hielt die Hände vor die niedlichen Ohren. «Wie kann ein Mensch nur auf so
was— und außerdem, so was Dummes! Ich würde Sie nie heiraten! Niemals!»
    «Das ist der einzige Trost», antwortete
ich. «Solange wir das nicht tun, kann uns nichts passieren. Außerdem sind Sie
nichts für mich. Ich brauche was Sanftes, Mildes— »
    «So wie Inge!»
    «Wie welche Inge?»
    «Als ich zum erstenmal anrief, haben
Sie mich mit Inge angeredet.»
    Jetzt war ich platt.
    «Haben Sie ein Gedächtnis», sagte ich.
«Aber Sie haben recht. Inge ist die Richtige. Blond und zierlich. Ein armes,
aber sittsames Kind. Sie würde nie— »
    Ich konnte nicht mehr erzählen, was
Inge nie tun würde. Das Telefon störte meine Ausführungen.
    «Das erinnert mich, daß ich den lieben
Daniel anrufen muß», sagte ich. «Von wegen Agnes.»
    Ich nahm ab. Es war Daniel.
    «Grüß dich, Helfer und Heiler», sagte
er. «Grüß dich sehr. Wirkst du emsig zum Wohle der Volksgesundheit?»
    «Ich habe ausgewirkt.»
    «So? Und wie geht es der guten Tante
Agnes? Was Ernstes?»
    Ich hätte es mir denken können.
    «Tolle Geschwindigkeit», sagte ich und
winkte Mechthild an den Hörer heran. Sie kam mit dem Ohr zur Muschel. «Wollte
dich gerade anrufen. Agnes ist vor zehn Minuten erst raus.»
    «Ich weiß, Herzbruder. Zwanzig Pfennig
gespart. Bei mir geht’s auf Amtskosten. Und?»
    «Ihr Herz ist nicht das beste. Bißchen
zu groß und bißchen zu holprig. Aber nichts zum Erschrecken. Ich geb ihr ein
paar Strophspritzen für den Anfang. Dann

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