Fünf Brüder wie wir
hast mir schon Angst gemacht.“
„Haben wir zu sechst auch auf einem Schlitten Platz?“, fragte Jean Drei.
„Wenn wir einmal groß sind“, sagte ich, „reisen wir mit einem Raumschiff.“
„Ich sag euch gleich, dass ich da der Kapitän bin!“, verkündete Jean Eins.
„Und wir?“, fragte Jean Fünf.
„Ihr seid meine Mannschaft. Wir werden Laserwaffen und Neutronenschilde haben, falls wir von Außerirdischen angegriffen werden.“
Ich mühte mich damit ab, die aneinandergeklebten Rosinen zu zerpflücken. „Was mir etwas Sorgen macht“, sagte ich, „ist die Ernährung: Es wird dann nur noch superkonzentrierte Pillen geben.“
„Weiß man doch noch nicht“, sagte Jean Drei.
„Das sagen sie im Fernsehen“, bestätigte Jean Eins. „Sogar Spaghetti bolognese wird es in Pillenform geben. Das ist einfacher zu essen, wenn man einen Astronautenhelm aufhat.“
„Wenn es keine Schwerkraft gibt“, fragte Jean Vier, „wie machen dann die Hunde im Weltraum Pipi?“
Wir prusteten alle los und dann sagte Jean Eins: „François Archampaut wird sich ganz schön anstrengen müssen, um uns mit seinem blöden Citroën zu überholen!“
„Zu sechst werden wir jede Menge Energie haben“, sagte Jean Drei. „Wir werden Überschallgeschwindigkeit erreichen.“
„Auf alle Fälle haben wir noch viel Zeit, um zu trainieren“, sagte Jean Eins. „Bis zum Jahr 2000 dauert es noch ewig lang.“
Wir nickten alle schweigend.
„Wenn wir einmal groß sind …“, fing Jean Vier an, „… im Jahr 2000 …“
„Was ist dann?“, fragte Jean Eins.
„Glaubst du, dass es da auch superkonzentrierte Pillen für Omelett mit Zucker gibt?“ Jean Vier blickte mich besorgt an.
„Na klar“, sagte ich. „Was glaubst du denn?“
„Und schmeckt es dann auch genauso?“
„Natürlich schmeckt es genauso!“, sagte Jean Eins.
„Uff!“ Jean Vier war erleichtert.
Der Wind pfiff, wir hockten gemütlich in unserem Iglu, mit unseren Geheimvorräten und unseren Taschenlampen, und der Regen prasselte aufs Dach.
„Ich liebe die großen Ferien“, sagte Jean Vier.
„Was du nicht sagst!“, rief Jean Eins.
Und dann haben wir uns kringelig gelacht.
Foto © C. Helie
Jean-Philippe Arrou-Vignod wurde 1958 in Bordeaux geboren. Schon als Kind war er ein echter Bücherwurm und schrieb für sein Leben gern. Inzwischen hat er zahlreiche Bücher für Kinder und Erwachsene veröffentlicht.
Jean-Philippe Arrou-Vignod wuchs selbst in einer Familie mit sechs Jungen auf und die turbulenten Abenteuer in „Fünf Brüder wie wir“ basieren auf seinen eigenen Kindheitserinnerungen. Der Folgeband „Sechs Brüder wie wir“ erscheint im Juli 2013 im Ravensburger Buchverlag.
Foto © privat
Marine Ludin wurde 1971 in Paris geboren. Wie der Erzähler dieser Geschichte hätte sie am liebsten eine kleine Schwester und einen Hund gehabt. Stattdessen ist sie mit zwei Brüdern aufgewachsen.
Marine Ludin studierte Illustration in Nancy und Hamburg. Heute lebt sie in Heidelberg und arbeitet als freie Illustratorin für deutsche und französische Verlage.
Weitere Kostenlose Bücher