Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
wir
Tisch decken und Sitzordnung
lernen«, bemerkte Frances zerstreut, während sie hilflos auf einen Korb mit Besteck und Leinenservietten mit Monogramm herunterschaute. »Leider kann ich mich nicht mehr genau erinnern, wie man das macht. Ich habe nie besonders gut aufgepasst.«
»Wieso hast du’s dann gelernt? Damit du’s den Dienstmädchen beibringen kannst?«, fragte Elsie mit einem Sarkasmus, der an Frances vollkommen verschwendet war.
»Nun, eigentlich ja, Schätzchen. Sie haben uns immer erzählt, wie schrecklich wichtig es ist, dass eine Frau ihr Personal unterweisen kann, wenn sie heiratet. Man stelle sich vor, sie zieht irgendwohin ins Ausland und hat dort Personal, das nicht weiß, wie man solche Dinge richtig macht. Dann legen die Dienstmädchen vielleicht die Gabeln falsch herum auf den Tisch oder servieren das Essen in der falschen Reihenfolge. Ganz zu schweigen von den schrecklichen Folgen, die es haben kann, wenn die Sitzordnung nicht stimmt und eine wichtige Persönlichkeit zum Essen kommt und …«
»Hach, was sind wir vornehm!«, sagte Elsie. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Frances in Haushaltsdingen so unbeholfen war.Dank ihrer kurzen Ausbildung als Hausmädchen betrachtete sie sich selbst jedoch als Expertin für derlei Angelegenheiten und hatte ihren Spaß daran, auf dem Sofa zu sitzen und Frances Anweisungen zu geben, wie man am besten das Feuerholz im Kamin aufschichtet, wie man Gläser poliert und Damasttischdecken bügelt. Nach einer Weile stand sie auf und half ihr, die schlimmste Unordnung zu beseitigen, die sie seit dem Tod der alten Dame im Haus angerichtet hatten. Sie verstauten alles in Schränken oder hinter Möbeln, bis das Haus beinahe aufgeräumt aussah.
»Das ist alles viel zu anstrengend«, verkündete Frances schließlich, »aber es sieht ganz hübsch aus, meinst du nicht? Hör mal, Staub wischen müssen wir doch wohl nicht, oder? Wenn wir kein Licht machen und nur die Kerzen anzünden, sieht man den Staub eigentlich kaum …«
17
Crowmarsh Priors,
Frances’ Geburtstag
Sobald Frances am Samstag mit der Arbeit fertig war, radelte sie so schnell sie konnte nach Hause. Sie machte sich allein auf den Weg, denn nach der Arbeit hatte die Gruppenleiterin Elsie mit zusammengebissenen Zähnen zu sich gebeten, weil sie »ein Wörtchen« mit ihr reden müsse. Elsie war zu schnell auf dem Traktor unterwegs gewesen und hatte sie fast überfahren. Trotz der Kälte nahm Frances ein hastiges Bad in den zehn Zentimetern lauwarmen Wassers, die das Kriegsministerium ihr zum Baden zugestand. Als sie die schmutzige Brühe gurgelnd im Ausguss verschwinden sah, focht sie einen kurzen Kampf mit ihrem Gewissen aus und entschied sich dann für ein zweites Bad. Diesmal war das Wasser mehr oder weniger sauber, als sie es ablaufen ließ. Vor Kälte zitternd wusch sie sich die Haare und spülte sie mit etwas schal gewordenem Bier aus, das Elsie und sie zu diesem Zweck in einer Flasche aufhoben.
Schließlich kam Elsie nach Hause und machte sich polternd in der Küche zu schaffen. Sie hatte sich bereit erklärt, für Sandwiches zu sorgen, ihre einzige kulinarische Errungenschaft. Frances hatte inzwischen ihren Morgenmantel übergezogen und sich ein Handtuch um die Haare geschlungen, die nach Hopfen rochen. Sie zog die Verdunkelungsvorhänge zu, machte Feuer im Kamin, leerte dieletzte Flasche Sherry ihrer Patentante in einen Krug und stellte dann ein paar geöffnete Flaschen Claret vor den Kamin, damit der Wein atmen und sich ein wenig erwärmen konnte. Außerdem machte sie auch die Flasche mit dem Genever auf und entkorkte die Brandyflasche. Sie probierte einen Schluck Genever, während sie dicht am Feuer kauerte, um ihre Haare zu trocknen. Der durchdringende Geruch nach Kräutern und der seltsame Geschmack ließen sie erschaudern, doch das wärmende Gefühl in ihrem Innern war angenehm.
Die Flammen knisterten fröhlich und sie nahm einen weiteren Schluck. Dann noch einen. Sie goss sich etwas Genever in ein Glas und leerte es. Ihre Wangen kribbelten, ihr war angenehm warm und eigentlich fühlte sie sich recht munter. Ob Oliver fand, dass sie heute Abend hübsch aussah?, fragte sie sich, als sie die Treppe hochhüpfte. Sie schlüpfte in ihr Lieblingskleid. Der Rock war schräg geschnitten und schwang elegant um ihre Hüften. Dadurch sah ihre schmale Taille noch schlanker aus. Sie zog die passenden Schuhe an, steckte sich vor dem alten Spiegel in ihrem Schlafzimmer die Haare hoch und legte sich
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