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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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wofür derjenige verantwortlich ist, würde ich ihn mit dem größten Vergnügen höchstpersönlich erschießen. Wir nennen ihn Manfred. Die
Auxis
dort unten suchen, aber Manfred könnte eine ganze Zelle sein oder ein einzelner deutscher Agent, der sich eingeschlichen hat.«
    »Ihr habt also vor, sie nach Sussex zurückzuschicken, damit sie bei der Suche nach Manfred hilft?«
    »Ganz so weit würde ich nicht gehen. Ich glaube nicht, dass es in Crowmarsh Priors irgendetwas Verdächtiges gibt. Ist zu klein … ist aber trotzdem eine empfindliche Stelle, so nahe an der Verteidigungszone an der Küste. Es heißt, Lord Haw-Haw hat einen Neffen in Brighton und die Nordic League hatte immereine Menge Sympathisanten unter dem Landadel dort unten. Vor dem Krieg hatten viele der Gutsbesitzer deutsche Freunde, Naziverbindungen. Wir behalten sie im Auge, aber bis jetzt gibt es keine Hinweise darauf, dass sie aktive Mitglieder der fünften Kolonne sind. Doch selbst wenn sie nicht persönlich beteiligt sind: Der Geheimdienst macht sich so seine Gedanken, welchen Unfug ihre deutschen Freunde möglicherweise vor dem Krieg getrieben haben, Informationen, die sie über die Gegend gesammelt haben, mögliche Landeplätze für die Deutschen und dergleichen. ›Ich will mir nur ein bisschen die Beine vertreten, alter Junge, nehm meinen Fotoapparat mit, Amateurfotografie, viele schöne Motive.‹ Als Probeübung bekommt Miss Falconleigh den Auftrag, ihre Überwachungstechniken am Wohnsitz der de Balforts zu trainieren, Grace-Sowieso.«
    »Weiß sie es schon?«
    »Noch nicht. Wie ich schon sagte, sie geht davon aus, dass sie nach Frankreich geschickt wird. Doch der Alte hat ihr gesagt, sie soll die nächsten paar Monate so weitermachen wie bisher, soll die Augen offenhalten und alles melden, was ihr komisch vorkommt. Da unten läuft irgendein krummes Ding und wer weiß, vielleicht findet sie ja etwas heraus.«
    Der erste Mann blies Zigarettenrauch in die Luft. »Wenn die
Auxis
Manfred tatsächlich finden, sollte er nach Möglichkeit natürlich lebend geschnappt und befragt werden, aber das lässt sich vielleicht nicht einrichten. Auf jeden Fall muss man davon ausgehen, dass er ein übler Bursche ist. Und er weiß, was auf dem Spiel steht. Also, morgen legen wir eine Unterrichtsstunde in lautlosem Töten ein. Ein paar Tricks, wie sie die Polizei in Shanghai anwendet.«
    »Sehr gut. Nach allem, was ich bisher gesehen habe, denke ich, dass ihr das fast so gut gefallen wird wie die Handgranaten. Wie sieht es mit dem Fallschirmtraining aus?«
    »In ein paar Monaten, falls wir sie doch früher als geplant in Frankreich absetzen müssen.« Er gab keine weiteren Erläuterungen, doch der andere Mann nickte. Und keiner von beiden sprachdas aus, was beide wussten: dass sie, wenn ein weibliches Mitglied der SOE, das hinter den feindlichen Linien tätig war, verraten, festgenommen oder getötet wurde, einen Ersatz für sie parat haben mussten. Eine ausgebildete
Auxi
wie Miss Falconleigh konnte man für einen solchen Fall in der Reserve halten.

23
    Auschwitz,
    März 1942
    An guten Tagen machten sich die Wachen nach der Arbeit keinen Spaß daraus, die Hunde auf jemanden anzusetzen oder einen Gefangenen auszusuchen, den sie zu Tode hetzten. Stattdessen fuhren sie die Insassen in das eingezäunte Gelände zurück und warfen ein paar trockene Brotlaibe hinein, um die sie sich dann balgen konnten. Eisiger Wind blies durch die Risse in den Wänden. Die Gefangenen lagen hungrig und zitternd in ihren Etagenbetten und versuchten, am Leben und an den letzten Überresten ihrer Menschlichkeit festzuhalten. Manchen gelang das, indem sie sich in ihr vergangenes Leben zurückzogen. Anderen bot eine glückliche Erinnerung eine Pause von der Hölle, doch vielen wurden die Schrecken ihrer Existenz dadurch nur noch deutlicher.
    Dr. Joseph flüchtete sich in den einzigen Trost, den er hatte: zu wissen, dass alle drei Kinder in England in Sicherheit waren. Er erzählte die Geschichte immer und immer wieder. Seine älteste Tochter war mit einem guten Mann verheiratet, einem Professor, der sie ins sichere England gebracht hatte. Für seine jüngeren Kinder, Zwillingsmädchen, hatte er einen Platz in einem der Kindertransporte bekommen und sie so ebenfalls nach England geschickt. Dort lebten sie jetzt bei ihrer Schwester, die immer schon wie eine kleine Mutter für sie gewesen war. Im Januar 1939 hatten die Kinderihren Zug verpasst, weil sie krank gewesen waren, doch Gott

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