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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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»Gibt jede Menge Äpfel dieses Jahr, hab noch nie so viele gesehen und heute Morgen sagt Albert zu mir: ›Nimm doch welche für die Osbournes mit‹, sagt er. ›Miss Alice hat ein Händchen fürs Backen, macht immer solche Apfelkuchen für das Erntefest, sie ist so eine praktische junge Dame. Vielleicht könnte sie ja auch einen für den neuen Pfarrer backen, wo er doch niemand hat, der ihm was backt.‹«
    »Danke, Nell, das ist nett von Ihnen, aber …«
    »Denken Sie dran, meine Liebe, damit erobert man ihr Herz. Mein Albert isst für sein Leben gern Kuchen. Das ist bei allen Männern so.«
    Alice biss die Zähne zusammen. Wenn sich Nell und Albert und alle anderen im Dorf doch nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern würden! Sie dachte nicht im Traum daran, den Pfarrer mit Apfelkuchen zu versorgen.
    »Tja, tschüss dann«, sagte Nell und überließ Alice ihrer Arbeit.
    Alice fragte sich, wie sie Nell davon überzeugen konnte, dass sie nicht in die Sakristei kam, damit Oliver Hammet sie sah. Es war einfach so schön hier – unter der Woche hatte sie die Schule mit ihrem Lärm und ihrem Getümmel und zu Hause musste sie sich um Mummy kümmern, sich ihre Klagen anhören und versuchen, sie bei Laune zu halten. Sie genoss es, hier allein zu sein und in aller Ruhe den Aufgaben nachzugehen, die sie an glücklichere Zeiten erinnerten.
    Das Wetter war so warm, dass sie die Fenster aufstieß. Von Westen fielen die Strahlen der Oktobersonne auf die Felder und auf die Downs dahinter. Irgendwo summte eine Wespe. Hier waren keine Kinder, die sich gegenseitig schubsten und sich stritten und »Fräulein! Fräulein!« riefen, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Es gab keine quengelnde Stimme, die nach einem Taschentuch, nach Konfekt, Lavendelwasser oder einem Kissen verlangte. Und es gab kein kleines hässliches Haus, in dem sich immer noch die Kisten mit Vaters Papieren stapelten. Alice schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie und ihr Vater zu einer ihrer Samstagswanderungen aufbrachen.
    Vor ihrem inneren Auge waren sie gerade beim ersten Zauntritt angekommen, als sich die schwere Eichentür der Kirche erst quietschend öffnete, dann zuschlug und Alice aus ihren Träumereien riss. Wer immer es war wollte vielleicht den Pfarrer sprechen und würde wieder verschwinden. Doch dann hörte sie das dumpfe Pochen eines Gehstocks und die unverkennbar festen Schritte eines gebieterischen Menschen und ihr Herz sank. Einen Augenblick später betrat Lady Marchmont die Sakristei, ein welkes grünes Bündel in der Hand. »Alice, meine Liebe! Wusste ich doch, dass ich dich hier finde. Ich habe dir die letzten Sommerastern für den Altar mitgebracht. Am besten legst du gleich diesen Kerzenleuchter aus der Hand und holst ein paar Vasen. Ich habe Gifford gesagt, sie soll die Stängel in nasses Zeitungspapier einwickeln, aber sie weiß rein gar nichts über Blumen.«
    »Wie nett von Ihnen. Sie werden hübsch aussehen«, meinte Alice, legte den Kerzenständer hin und holte pflichtbewusst zwei hohe Vasen aus einem Schrank. Sie füllte sie am Wasserhahn und stopfte dann die widerspenstigen Stängel hinein.
    »Nimm sie morgen nach der Abendandacht deiner Mutter mit. Muntert sie vielleicht ein bisschen auf. Macht ja keinen Sinn, sie hier stehen zu lassen, damit der Pfarrer sie sich anguckt. Der könnte das eine Ende einer Blume nicht vom anderen unterscheiden.« Schwerfällig ließ sich Lady Marchmont auf einen Stuhl sinken. Oh je. »Und wie geht es deiner armen Mutter heute?«
    Alice lächelte dünn. »Den Umständen entsprechend gut, danke.«
    »Hm! Du siehst müde aus, meine Liebe. Dieser ganze Unterricht – Kinder können so anstrengend sein. Und wozu das alles? Kinder sollten zu Hause von einer Gouvernante erzogen werden, so wie ich früher. Und wenn sie den unteren Ständen angehören, sollten sie in eine Lehre gesteckt werden und einen ordentlichen Beruf erlernen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, was sie mit all der Arithmetik und Geografie und weiß der Himmel was sonst noch anfangen sollen, wenn es heutzutage nicht einmal mehr möglich ist, ein vernünftiges Hausmädchen zu finden. Nun, Alice, da gibt es etwas, worüber ich mit dir reden wollte.«
    Lady Marchmont stützte beide Hände auf ihren Gehstock und beugte sich vor. Alice überlegte, was wohl passieren würde, wenn sie aus dem Fenster sprang und davonrannte – weit weg von ihrer Mutter und Lady Marchmont, den Hawthornes, der Schule, von den Kupplern im

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