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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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sagt, eine Österreicherin darf nicht für eine jüdische Familie arbeiten«, schluchzte sie.
    »Aber Sie müssen wenigstens Ihren Lohn für ein halbes Jahr annehmen. Das ist alles, was wir im Moment haben, und ich bedaure, dass es nicht mehr ist«, drängte Tannis Vater sie. »Geld ist von Tag zu Tag weniger wert; kaufen Sie schnell, was Sie können.« Tanni wusste, dass Frau Anna und ihr Mann sehr arm geworden waren. Es gab so viele arme Leute.
    Frau Anna wischte sich die Augen, nahm schließlich das Geld an, küsste sie alle und ging.
    »Das geht vorbei«, sagte Tannis Vater zu seiner weinenden Frau und klopfte ihr auf die Schulter. »Es ist nur vorübergehend, Liebling. Wir sind alle Österreicher und unsere Stadt ist viel zu abgelegen, als dass die Unruhestifter Notiz von ihr nehmen. Es sind nur ein paar Krawallmacher, die uns hier stören. Anderswo ist es schlimmer. Was sind schon ein paar Schmuckstücke und eine Haushälterin? Wir bleiben, wo wir sind, und am Ende wird Kanzler Hitler sie zur Ordnung rufen. Und du wirst sehen: Dann leben wir so glücklich weiter wie zuvor.«
    Doch Frau Joseph ließ sich nicht beruhigen. In eindringlichem Flüsterton setzten sie und ihr Mann zu einer ihrer Diskussionen an, die nicht ganz, aber fast wie ein Streit klangen. Tanni lauschte und hörte »Kindertransport! Du musst! Sofort!«
    Dass Frau Anna sie verlassen hatte, war das Schlimmste von all dem Schrecklichen, das ihnen widerfahren war. Tanni ließ die kleinen Mädchen stehen und floh. Sie kletterte auf den Feigenbaum, ihren Zufluchtsort, um allein weinen zu können.
    Kurze Zeit später hörte sie sie rufen: »Tanni? Tanni, wo bist du?«
    Hoch oben im Feigenbaum schlang Tanni die Arme um die langen Beine, die sie so weit angezogen hatte, dass die Knie ihr Kinn berührten. Sie brütete finster vor sich hin, knabberte an ihren Fingernägeln und versuchte, nicht wieder zu weinen. Durch die letzten verbleibenden Blätter hindurch konnte sie Lili und Klara sehen, die kreuz und quer durch den Garten liefen und sie suchten. Lilis kleine Zöpfe, die Tanni ihr am Morgen geflochten hatte, lösten sich allmählich auf, während sie hinter ihrer Schwester durch die verwilderten Büsche streifte.
    »Tanni, komm aus deinem Versteck und spiel mit uns! Stoß uns auf der Schaukel an. Bitte, Tanni«, rief Klara.
    »Schaukel«, wiederholte Lili. »Will schaukeln.«
    Doch Tanni war zu durcheinander und zu unglücklich, um zu spielen oder für irgendjemanden die »kleine Mutter« zu sein. Sie brauchte jemanden, mit dem sie reden konnte. Eine Freundin. Ihre Mutter hatte ihren Vater und die Zwillinge hatten einander. Nur sie hatte niemanden. Sie vergoss ein paar bittere Tränen des Selbstmitleids, dann ermahnte sie sich, nicht so albern zu sein, und trocknete sich das Gesicht.
    Von ihrem Versteck hoch oben im Baum aus konnte sie über die Gartenmauer mit ihrer soliden verriegelten Tür hinweg den Fluss sehen, der unten vorbeirauschte, und die alten Steinmauern der Stadt am anderen Ufer, mit ihren Kirchtürmen und Kuppeln, die golden in der spätherbstlichen Sonne schimmerten. Von dort oben sah die Welt so aus, wie sie immer ausgesehen hatte. Tanni wurde ruhiger. Sie war eine Prinzessin, genauso wie die in den Märchen, und ließ ihren Blick von ihrem Schlossturm aus über ihr Königreich schweifen. Wartete sie auf ihren Prinzen? Anton? Sie lächelte.
    Unter ihr ging im Haus ein Fenster auf. »Tanni, komm bitte einen Augenblick ins Nähzimmer«, rief ihre Mutter zum Feigenbaum hinüber.
    Tanni wollte noch länger bleiben, wo sie war und wo sie ihren Frieden hatte, doch sie kletterte vom Baum und ging widerwillig ins Haus.
    Frau Joseph und Frau Zayman, die Schneiderin, schlossen sich schon seit Tagen im Nähzimmer ein und arbeiteten wie verrückt. Von Zeit zu Zeit riefen sie die drei Mädchen, nahmen Maß und hefteten und steckten Kleidungsstücke ab. Tanni wand sich, als sie nun in ihrem schäbigen alten Unterkleid dastand, das ihr inzwischen viel zu klein war und über der Brust immer mehr spannte. Etwas an der Atmosphäre im Nähzimmer hielt sie allerdings davon ab, um ein neues zu bitten. Dies war nicht der richtige Augenblick, das spürte sie.
    »Erst sechzehn und schon so groß«, seufzte Frau Zayman und machte Tannis Saummaß ein Stückchen länger. »Es kommt mir vor wie gestern, dass ich deine erste Schulschürze genäht habe.«
    »Aber ich bin alt genug fürs Gymnasium, Frau Zayman. Jetzt sind es Klara und Lili, die Schulschürzen

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