Fünf Freunde Auf Der Felseninsel
Boot glitt in das seichte Wasser hinab, und dann war Onkel Quentin aus dem Blickfeld verschwunden. Das Boot umfuhr die niedere Felswand und war bald auf dem offenen Meer.
»Julian, paß auf, ob du Onkel Quentin entdecken kannst, wenn wir um diese Felsen herum sind«, sagte Dick. »Schau, in welche Richtung er geht.«
Julian versuchte, seinem Onkel mit den Augen zu folgen, aber die Felsen verbargen die Bucht ihren Blicken, und es war keine Spur mehr von ihm zu sehen.
»Warum wollte er denn nicht, daß wir bleiben? Nur, weil wir sein Versteck nicht wissen sollten!« gab Dick selbst die Antwort. »Und warum sollen wir es nicht kennen? Weil es ein Platz ist, den wir selbst noch nicht entdeckt haben!«
»Aber ich dachte, wir kennen jedes einzelne Fleckchen auf meiner Insel«, sagte Georg. »Sollte es anders sein, dann finde ich es nicht schön von Vater, daß er es mir nicht verrät. Ich kann mir gar nicht denken, wo das sein kann!«
Tim legte wieder seinen Kopf auf ihre Knie. Georg war so sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, daß sie wie abwesend Tims Kopf streichelte. Er war darüber außer sich vor Freude.
Innig leckte er ihre Knie.
»O Tim, ich wollte dich ja gar nicht liebkosen«, rief Georg ärgerlich über sich selbst. »Hör auf, meine Knie zu lecken, das gibt bloß ein schrecklich nasses Gefühl.
Es ist mehr als geheimnisvoll, nicht?« wandte sie sich an Dick. »Wo kann sich Vater bloß versteckt halten?«
»Hab’ keine Ahnung«, sagte Dick enttäuscht. Er schaute zurück zur Insel. Eine Wolke von Dohlen erhob sich in die Luft und schrie laut: »Chäck, chäck, chäck!«
Der Junge beobachtete sie. Was hatte sie aufgeschreckt? War es Onkel Quentin? Vielleicht war sein Versteck irgendwo bei dem alten Turm, dort, wo die Dohlen nisteten?
Aber andererseits waren die Dohlen auch schon in die Luft gestiegen, wenn kein besonderer Anlaß vorlag.
»Die Dohlen machen ein furchtbares Geschrei. Vielleicht ist Onkels Versteck nicht weit von ihrem Nistplatz, dort bei diesem alten Turm«, ließ er seine Gedanken laut werden.
»Unsinn!« widersprach Julian. »Wir haben heute dort überall gesucht.«
»Es ist und bleibt ein Rätsel«, sagte Georg trübsinnig, »und ich finde es schrecklich, daß es um meine eigene Insel ein Geheimnis gibt - und dazu noch ist uns ihr Betreten verboten worden. Wie können wir dann das Geheimnis lüften! Es ist wirklich gemein!«
Eine Begegnung auf den Klippen
Der nächste Tag war regnerisch. Die vier Kinder zogen ihre Regenhäute über und setzten Südwester auf. Dann gingen sie mit Tim spazieren. Das Wetter machte ihnen nie etwas aus. Im Gegenteil, Julian sagte, daß er es gern hätte, wenn ihm Wind und Regen ins Gesicht schlügen.
»Wir haben ganz vergessen, daß Onkel Quentin nicht spiegeln kann, wenn die Sonne nicht scheint!« sagte Dick.
»Ob ihm wohl dann etwas anderes einfällt?«
»Wo denkt ihr hin«, erwiderte Georg. »Er wird sich schon gar nicht den Kopf darüber zerbrechen. Er denkt jedenfalls, wir machten furchtbar viel Aufhebens davon, das weiß ich sicher.
Wir müssen heute abend um halb elf aufpassen, ob er das Zeichen gibt.«
»O ja! Darf ich auch so lange aufbleiben?« fragte Anne aufgeregt. »Das kommt nicht in Frage«, sagte Dick. »Julian und ich werden aufbleiben - aber ihr Kleingemüse müßt ins Bett!«
Georg gab ihm einen Knuff. »Du sollst uns nicht Kleingemüse nennen! Ich bin jetzt fast so groß wie du.«
»Jedenfalls hat es nicht viel Zweck, hier bis halb elf zu warten«, stellte Anne fest. »Kommt, wir gehen auf die Felsen dort ist es sicher herrlich windig. Das ist auch etwas für Tim.
Da kann er dann im Wind dahinfegen, die Ohren nach hinten gelegt!«
»Wau«, sagte Tim.
»Er sagt, daß er sich auf den Anblick freut, wenn deine Ohren vom Wind nach hinten gebogen werden«, sagte Julian ernsthaft. Anne lachte laut.
»Du bist wirklich ein Idiot, Ju! Kommt, wir gehen den Weg da, er führt nach oben auf die Felsen!« Bald hatten sie ihr Ziel erreicht. Oben ging wirklich ein sehr scharfer Wind. Annes Südwester wurde ihr in den Nacken zurückgeweht.
Der Regen peitschte ihnen ins Gesicht, und die Kinder keuchten vor Anstrengung.
»Wir sind sicher die einzigen Lebewesen, die heute morgen unterwegs sind!« rief Georg den anderen zu.
»Na, ich glaube, das stimmt nicht«, widersprach Julian. »Sieh doch, dort kommen uns zwei Leute entgegen!«
Tatsächlich, dort liefen ein Mann und ein Junge, beide in Regenhaut und Südwester verpackt. An den
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