Fünf Freunde Auf Der Felseninsel
neues Experiment?«
»Ja«, sagte Georg.
»Ah - dieser seltsame Turm hat vermutlich etwas damit zu tun«, fuhr der Junge fort, und sein Gesicht zeigte zum erstenmal einen gespannten Ausdruck. »Wann wird dein Vater seinen Versuch beendet haben?«
»Was hat das mit dir zu tun?« unterbrach Dick plötzlich die Unterhaltung der beiden. Die anderen blickten überrascht auf. Dicks Worte hatten ziemlich schroff geklungen, und das war doch sonst nicht seine Art.
»Oh, nichts«, sagte der Junge hastig. »Ich habe nur gedacht, daß, wenn die Arbeit auf der Insel bald beendet wäre, mich dein Bruder vielleicht mit auf seine Insel nimmt!«
Georg fühlte sich geschmeichelt. Er hielt sie nämlich für einen Jungen. Damit hatte er bei ihr gewonnen.
»Natürlich werde ich dich mitnehmen«, erklärte sie, »und sicherlich bald - das Experiment ist beinahe beendet.«
Ein kleiner Streit
Sie hörten ein Geräusch und wandten sich um. Der Vater des Jungen kam herauf. Er nickte den Kindern zu. »So, habt ihr euch schon angefreundet?« fragte er liebenswürdig. »Das ist recht, mein Junge fühlt sich hier so einsam. Kommt doch ab und zu herauf und besucht uns. - Bist du fertig, mein Junge?«
»Ja«, sagte dieser und fügte hinzu: »Dem Jungen hier gehört die Insel, und er will mich mal mit ‘rübernehmen, wenn sein Vater mit seiner Arbeit fertig ist, und das wird nicht sehr lange dauern.«
»Ja, kennst du denn den Weg durch alle diese heimtückischen Felsen und Riffe?« fragte der Mann. »Ich würde mir eine Fahrt dorthin nicht zutrauen. Neulich sprach ich mit den Fischern, und keiner schien den Weg zu kennen.«
Das war wirklich verwunderlich. Einige der Fischer kannten ihn bestimmt. Aber dann erinnerten sich die Kinder, daß es den Männern verboten war, irgend jemand zur Insel zu bringen, solange Onkel Quentin dort arbeitete. Sie hatten also so getan, als ob sie den Weg nicht kannten.
»Möchten Sie gern zur Insel?« fragte Dick plötzlich.
»O nein, aber mein Junge hat den sehnlichen Wunsch«, gab der Mann zur Antwort. »Ich selbst habe keine Lust, seekrank zu werden, bei diesem Auf-und abtanzen der Wellen an den Klippen. Ich gäbe einen kümmerlichen Matrosen ab. Ich wage mich nie aufs Meer, wenn ich es irgend vermeiden kann!«
»Jetzt wird es aber höchste Zeit«, unterbrach Julian das Gespräch. »Wir müssen noch für meine Tante einkaufen. Auf Wiedersehen!«
»Also, besucht uns bald«, sagte der Mann. »Ich habe einen schönen Fernsehapparat, den euch Martin gern einmal vorführt.
Ihr könnt jeden Nachmittag kommen.«
»Oh, danke schön«, sagte Georg. Sie hatte noch nie einen Fernsehapparat gesehen. »Wir werden kommen.« So trennten sie sich, und die vier Kinder gingen mit Tim weiter den Klippenweg hinunter.
»Warum in aller Welt warst du so barsch, Dick?« fragte Georg. »Das war ja fast beleidigend.«
»Na, ich bin nun mal etwas mißtrauisch, das ist alles«, entgegnete Dick. »Dieser Junge hatte ein so auffallendes Interesse an der Insel und an der Arbeit deines Vaters und daran, wann sie beendet wäre.«
»Warum denn nicht?« fragte Georg. »Jeder im Dorf interessiert sich doch dafür! Sie alle wissen von dem Turm.
Wenn der Junge die Insel besuchen möchte, warum sollte er dann nicht fragen, wann mein Vater mit seiner Arbeit fertig wäre. Ich mag den Jungen.«
»Nur deshalb, weil er so dumm war, dich für einen Jungen zu halten«, sagte Dick gereizt. »Ein komischer, mädchenhafter Junge bist du in meinen Augen.«
Georg fuhr sofort auf. »Sei nicht so gemein! Ich sehe nicht aus wie ein Mädchen. Ich habe weit mehr Sommersprossen als du und schönere Augenbrauen. Und ich kann meine Stimme tief senken.«
»Du bist wirklich dumm«, reizte Dick sie.
»Als ob Sommersprossen jungenhaft wären! Mädchen haben genausoviel wie Jungen. Der Fremde hat dich ja gar nicht für einen Jungen gehalten. Er wollte nur etwas aus dir herauskriegen.«
Georg ging mit einer solchen Wut im Gesicht auf Dick zu, daß sich Julian schnell zwischen sie warf.
»Na, keinen Streit«, sagte er. »Ihr seid beide zu alt, um euch zu schlagen wie kleine Kinder. Ihr benehmt euch wirklich wie Wickelkinder, aber nicht wie vernünftige Jungen und Mädchen!«
Plötzlich winselte Tim. Er hatte den Schwanz gesenkt und sah sehr unglücklich aus.
»O Georg, Tim kann es nicht ertragen, wenn du dich mit Dick zankst«, sagte Anne. »Schau nur, wie traurig er dreinblickt.«
»Übrigens mochte Tim den Jungen kein bißchen«, fing Dick wieder
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