Fünf Freunde Auf Der Felseninsel
wir über die Klippen«, sagte Julian.
»Es wird schön sein dort oben und windig. Bis später, Georg!«
Sie gingen weg. Georg drehte sich um und rannte nach Hause zurück. Ihre Mutter war ausgegangen. Johanna war oben in ihrem Zimmer. Georg ging in die Speisekammer und nahm einige Eßwaren heraus. Sie packte alles zu einem Päckchen zusammen und lief aus dem Haus. Sie traf Jakob, den Fischerjungen. »Jakob! Du darfst keiner Menschenseele etwas sagen. Ich fahre heute nacht nach der Felseninsel, weil ich mir um Tim Sorgen mache. Wir haben ihn dortgelassen. Mache mein Boot auf zehn Uhr fertig.«
Jakob war immer bereit, alles für Georg zu tun. Er nickte nur und fragte nichts weiter. »Gut, möchtest du noch etwas mitnehmen?«
»Ja, diese Tasche«, sagte Georg.
»Frag mich jetzt nicht aus, Jakob. Ich bin morgen wieder hier, wenn es Tim gut geht.«
Sie rannte zum Haus zurück. Sie hoffte, daß Johanna nichts von dem Diebstahl in der Speisekammer merken würde.
Die anderen wunderten sich über Georg, als sie heimkamen.
Sie war so geschäftig und ruhelos. Sie aßen zu Abend, und dann halfen sie Tante Fanny im Garten. Georg auch, aber ihre Gedanken waren weit weg, und ihre Mutter mußte sie zweimal daran hindern, Keimlinge anstatt Unkraut auszur upfen.
Dann war es Zeit zum Schlafengehen. Die Mädchen gingen etwa um drei Viertel zehn ins Bett. Anne war müde und schlief sofort ein. Sobald Georg ihre regelmäßigen Atemzüge hörte, kroch sie leise aus dem Bett und schlüpfte wieder in die Kleider. Sie zog ihren wärmsten Pullover über, nahm ihren Regenmantel, die Gummistiefel und eine dicke Decke und schlich auf den Zehenspitzen hinunter.
Sie ging zum Nebeneingang hinaus in die Nacht. Der Mond war etwas zu sehen, so daß es nicht ganz so dunkel wie gewöhnlich war. Georg war froh. Sie würde ihren Weg durch die Felsen sehen können, obwohl sie das Boot auch im Dunkeln sicher steuern konnte!
Jakob erwartete sie. Ihr Boot stand bereit.
»Es ist alles drin«, sagte er. »Ich stoße ab. Sei vorsichtig - und wenn du je an die Felsen stößt, rudere, so kräftig du kannst, das Boot läuft schnell voll und sinkt. Fertig?«
Georg fuhr los.
Sie hörte das Plätschern des Wassers an den Seiten des Bootes. Sie seufzte erleichtert auf und ruderte kräftig von der Küste weg. Hatte sie alles mit, was sie brauchen könnte? Zwei Taschenlampen, eine Menge zu essen, einen Büchsenöffner, etwas zu trinken und eine warme Decke.
Im Felsenhaus lag Julian im Bett und wartete auf das Signal des Onkels. Halb elf. Jetzt. Ah, da kamen die Zeichen. Eins zwei - drei - vier - fünf - sechs. Gut. Sechs und nichts weiter.
Er wunderte sich, warum Georg nicht zu ihnen ins Zimmer gekommen war, um das Signal zu sehen. Gestern abend war sie doch erschienen. Er stand auf und tappte zu Georgs Schlafzimmer und streckte den Kopf zur Tür hinein.
»Georg!« rief er leise. »Alles in Ordnung. Dein Vater hat gerade gefunkt.«
Er bekam keine Antwort. Julian hörte regelmäßiges Atmen und ging in sein Bett zurück. Die Mädchen mußten schon schlafen! Na, Georg machte sich anscheinend nicht mehr allzuviel Sorgen um Tim. Julian war bald eingeschlafen. Er hatte keine Ahnung, daß Georgs Bett leer war - keine Ahnung, daß Georg jetzt sogar mit den Wellen kämpfte, die die Felseninsel bewachten.
Es war schwieriger, als sie es erwartet hatte, denn der Mond schien nicht hell genug und verschwand immer hinter einer Wolke, wenn sie jeden Lichtschimmer dringend brauchte. Aber schließlich gelang es ihr doch, durch die Einfahrt zwischen den verborgenen Felsen hindurchzukommen. Gottlob war gerade Flut, so daß die meisten von ihnen unter dem Wasserspiegel lagen!
Endlich schwang sie ihr Boot in die kleine Bucht. Hier war das Wasser vollständig ruhig. Keuchend zog Georg ihr Boot an Land, so weit sie konnte. Dann stand sie im Dunkeln und dachte nach. Was sollte sie tun? Sie wußte nicht, wo das Versteck ihres Vaters war - aber sie fühlte, daß es in unmittelbarer Nähe des kleinen Steinraumes sein mußte. Sollte sie dahin gehen? Ja. Es war jedenfalls die einzige Stelle, wohin man sich in der Nacht flüchten konnte.
Sie würde ihre Taschenlampe anmachen, wenn sie hineinkäme, und alles nach einem möglichen Eingang zum Versteck absuchen. Wenn sie ihn fände, ginge sie hinein - und wie sehr würde sie ihren Vater überraschen! Und wenn Tim da wäre, würde er verrückt werden vor Freude.
Sie nahm die schwere Tasche, hängte sich die Decke über den Arm
Weitere Kostenlose Bücher