Fünf Freunde Auf Der Felseninsel
kalt.
O je! Welcher war der richtige? Sie entschied sich für den Gang ganz links.
Aber dieser spaltete sich nach einer Weile auch wieder in drei andere! Georg blieb stehen.
Ich werde mich ganz bestimmt verirren in diesem Labyrinth von Gängen unter dem Meer, wenn ich weitergehe, dachte sie.
Es ist zu gefährlich.
»Tim! Tim!«
Ihre Stimme wurde den Gang entlang vom Echo zurück geworfen. Sie ging auf ihren eigenen Spuren zu ihrem Vater zurück. Sie war sehr unglücklich.
»Keine Spur von Tim, Vater. Er muß einem der Gänge gefolgt sein und sich verirrt haben. Mein Gott, das ist ja furchtbar. Hinter dieser Höhle zweigen eine Menge Gänge ab.
Es scheint so, als ob das ganze Felsenbett des Meeres von Gängen durchzogen sei.« Georg setzte sich und sah sehr niedergeschlagen aus.
»Ausgezeichnet«, sagte ihr Vater. »Nun, so ist eben ein wirklich guter Plan ins Wasser gefallen. Wir müssen uns einen anderen ausdenken.«
»Ich möchte wirklich wissen, was Julian und die anderen denken, wenn sie aufwachen und merken, daß ich weg bin«, sagte Georg plötzlich. »Sie könnten hierherkommen und mich suchen.«
»Das wäre nicht gut«, sagte ihr Vater. »Diese Männer werden einfach hier herunterkommen, und kein Mensch wird wissen, wo wir sind. Die anderen wissen doch nichts von dem Eingang in dem kleinen steinernen Raum, oder?«
»Nein«, sagte Georg. »Wenn sie hierherkämen, würden sie ihn niemals finden, das weiß ich gewiß. Wir haben früher schon gesucht. Und das würde bedeuten, daß sie mit der Insel in die Luft gesprengt würden.
O Vater, das ist einfach grauenvoll!«
»Wenn wir nur wüßten, wo Tim steckt«, meinte dieser.
»Oder wenn wir Julian eine Botschaft senden könnten, worin wir ihm mitteilen, daß er nicht kommen darf.
Wie spät ist es? Du lieber Himmel, halb vier morgens! Julian und die anderen schlafen wahrscheinlich fest.«
*
So war es tatsächlich. Julian lag in seinem Bett und schnarchte in den tiefsten Tönen. Anne und Dick schliefen ebenfalls ganz fest, und so merkte niemand, daß Georgs Bett leer war.
Um halb fünf wachte Anne auf, weil es ihr zu heiß war. Ich muß das Fenster aufmachen, sonst halte ich es nicht aus, dachte sie. Sie stand auf, öffnete weit die Fensterflügel und sah hinaus. Die Sterne leuchteten, und die Bucht schimmerte matt.
»Georg«, flüsterte Anne, »bist du wach?«
Sie horchte, ob sie Antwort bekäme, aber nichts rührte sich.
Dann hörte sie genauer hin. Nanu, sie konnte Georg ja nicht einmal atmen hören! Da war doch etwas nicht in Ordnung.
Sie fühlte über Georgs Bett. Es war flach und leer. Sie knipste das Licht an und sah nach. Georgs Schlafanzug lag auf dem Bett, und ihre Kleider waren fort.
»Georg ist zur Insel gefahren«, rief Anne entsetzt. »Im Finstern und ganz allein!«
Sie begab sich ins Schlafzimmer ihrer Brüder. Sie tastete sich an Julian’ Bett und schüttelte ihn kräftig. Er wachte mit einem Ruck auf. »Was ist denn los?« brummte er verschlafen.
»Julian! Georg ist fort. Ihr Bett ist noch unberührt«, wisperte Anne. Ihr Flüstern weckte Dick auf, und bald saßen beide Jungen aufrecht in ihren Betten und waren plötzlich hellwach.
»Herrje! Ich hätte mir denken können, daß sie eine Dummheit machen würde«, sagte Julian. »Auch noch mitten in der Nacht und alle diese gefährlichen Felsen, um die man herumrudern muß. Was machen wir jetzt? Und ich habe ihr doch noch nachdrücklich verboten, auf die Insel zu gehen.
Tim wäre bestimmt nichts zugestoßen!
Wahrscheinlich hat Onkel Quentin gestern vergessen, ihn auf den Turm mit hinaufzunehmen, das ist alles. Sie hätte bis halb elf heute vormittag warten können, dann hätte sie Tim vermutlich gesehen.«
»Hm - wir können jetzt wahrscheinlich nichts tun, oder?« fragte Anne besorgt.
»Da ist nichts zu machen«, bestätigte ihr Bruder. »Georg wird jetzt sicher auf der Felseninsel sein und Tims wegen mit Vater einen schönen Krach gehabt haben. Also wirklich, das ist der Gipfel mit Georg!«
Sie berieten sich eine halbe Stunde lang, dann sah Julian auf die Uhr. »Fünf. Wir wollen noch ein bißchen schlafen. Tante Fanny wird sich Sorgen machen, wenn sie morgen von Georgs neuestem Seitensprung hört.«
Anne begab sich in ihr Zimmer zurück. Sie ging wieder zu Bett und schlief bald ein. Julian konnte keinen Schlaf mehr finden - er dachte immer wieder an Georg. Wo sie wohl stecken mochte. Oh, er würde ihr schon etwas erzählen, wenn sie zurückkäme! Plötzlich hörte er
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