Fünf Freunde Auf geheimnissvollen Spuren
Angst verkroch sich Edgar hinter dem Küchensofa und blieb dort, wobei er Tim ängstlich im Auge behielt.
»Was willst du?«, fragte Frau Stock und drehte .das Radio aus.
»Unser Abendessen«, antwortete Julian sanft. »Ganz einfach unser Abendessen! Die besten Sachen aus der Speisekammer gekauft vom Geld meines Onkels, gekocht auf dem Herd meiner Tante mit dem Gas, das sie bezahlt - ja, nur unser Abendessen! Machen Sie die Speisekammer auf, wir wollen mal sehen, was drin ist!«
»Nu, was soll denn das?«, begann Herr Stock mit böser Stimme.
»Ihr könnt einen Laib Brot und Käse haben«, brummte Frau Stock, »das ist aber endgültig mein letztes Wort.«
»Aber nicht meines«, sagte Julian und ging zur Speisekammertür.
»Tim, bei Fuß! Knurr, so viel du willst, aber beiß niemanden
- noch nicht!«
Tim sah wirklich furchterregend aus. Sogar Herr Stock zog sich in das andere Ende des Raumes zurück. Stinker war nirgends zu sehen. Er war beim ersten Knurren in die Waschküche gelaufen und lag nun zitternd hinter dem Kessel.
Frau Stock presste vor Wut die Lippen aufeinander.
»Du nimmst Brot und Käse und machst, dass du fortkommst!«, zischte sie.
Julian öffnete die Speisekammertür und pfiff dabei leise, was Frau Stock noch mehr in Rage brachte. »Alle Achtung!«, rief Julian überrascht. »Ich muss schon sagen, Frau Stock, Sie verstehen es, eine Speisekammer zu füllen! Da schau her - ein gebratenes Huhn! Hab mir doch gedacht, dass ich heute schon so was gerochen hab. Ich vermute, Herr Stock hat eines unserer Hühner geschlachtet. Richtig, ich hab ja so ein Geschrei gehört.
Und was für schöne Tomaten! Ich zweifle nicht daran, dass es die besten sind, die es im Dorf gab. Und oh, Frau Stock, was für eine herrliche Butterkremtorte!
Wirklich, Sie sind eine ausgezeichnete Köchin, das dürfen Sie mir glauben!«
Julian nahm das Huhn und die Schüssel mit Tomaten und setzte die Tortenplatte obendrauf.
Frau Stock schrie ihn an: »Du lässt die Sachen hier! Es ist unser Abendessen!«
»Das stimmt nicht ganz, liebe Frau Stock«, sagte Julian höflich. »Es ist unser Abendessen!
Wir hatten heute erst sehr wenig zu essen und können eine ordentliche Mahlzeit gut vertragen. Vielen, vielen Dank!«
»Nu, schau einer an«, begann Herr Stock ärgerlich, als er sein herrliches Abendessen entschwinden sah.
»Sie verlangen doch nicht von mir, dass ich Sie schon wieder ansehen muss«, sagte Julian erstaunt. »Wozu denn auch?
Haben Sie sich etwa schon rasiert oder gar gewaschen?
Ich fürchte, nein. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, schaue ich Sie lieber nicht an.«
Herr Stock war sprachlos. Er war nicht so schlagfertig wie Julian und konnte darauf nur sein geliebtes »Nu, schau einer an« stammeln.
»Stell die Sachen hin!«, sagte Frau Stock scharf. »Was glaubst du denn, was wir essen sollen? Sag mir das mal!«
»Ganz einfach«, erwiderte Julian.
»Darf ich Ihnen unser Abendessen anbieten? Brot und Käse, Frau Stock - Brot und Käse!«
Frau Stock stieß einen wütenden Schrei aus und wollte mit erhobener Hand auf Julian losgehen. Doch sofort sprang Tim sie an und seine Zähne klappten hörbar aufeinander.
»Oh«, heulte Frau Stock auf, »dieser Köter hat mir fast die Hand abgebissen! So ein Mistvieh! Pass auf, ich erledige ihn noch eines Tages!«
»Das haben Sie heute ja schon versucht, nicht wahr?«, sagte Julian ruhig und richtete seine Augen fest auf das Gesicht der Frau. »Das geht die Polizei an, meinen Sie nicht auch?
Vorsicht, Frau Stock! Ich habe große Lust morgen zur Polizei zu gehen.«
Wie schon unlängst, so erschrak Frau Stock auch diesmal, als Julian von der Polizei sprach. Sie warf einen Blick auf ihren Mann und trat einen Schritt zurück. Julian hätte gern gewusst, ob der Mann etwas verbrochen hatte und sich vor der Polizei verbarg. Er schien das Haus nie zu verlassen.
Stolz ging der Junge mit seiner Last davon. Tim folgte ihm auf den Fersen, enttäuscht, dass er nicht ein klein wenig an Stinker hatte nagen können.
Julian marschierte ins Wohnzimmer und setzte die Schüsseln vorsichtig auf den Tisch.
»Hallo!«, rief er. »Schaut, was ich da habe - das Abendessen der Stocks!« Als er den anderen berichtete, was vorgefallen war, lachten sie sich halb tot.
»Wie fällt dir nur immer so schnell das richtige Wort ein?«, fragte Anne bewundernd. »Ist ja klar, dass du sie damit wild machst, Ju! Nur gut, dass wir Tim zum Schutz haben.«
»Ja, ohne den Hund wäre ich nicht ganz so
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