Fünf Freunde Auf geheimnissvollen Spuren
mutig gewesen«, gab Julian zu.
Das Abendessen schmeckte ausgezeichnet. Messer und Gabeln waren in der Schublade, statt der Teller aus der Küche benutzten die Kinder einfach die Obstteller aus dem Wandschrank. Vom Nachmittagstee war noch Brot übrig und so stand einer ausgiebigen und fröhlichen Mahlzeit nichts mehr im Weg.
»Nein, Tim, Hühnerknochen darfst du nicht fressen, die Splitter tun dir weh, das weißt du doch«, sagte Georg zu Tim, der mit tropfendem Maul neben ihr saß und begehrlich schnüffelte. »Du bekommst dafür alle Reste. Lass bloß nichts für Stinker übrig!«
Das fiel Tim gar nicht ein! Wie ein Staubsauger fuhr Tims Zunge über den Teller mit Hühnerbrust, Bürzel und anderen Resten, dann setzte er sich hin und wartete auf das, was von der Butterkremtorte den Weg zu ihm finden würde.
Nach dieser Mahlzeit waren die Kinder gut gelaunt. Sie hatten das Huhn völlig verspeist. Nichts war übrig geblieben außer einem Haufen Knochen. Auch alle Tomaten hatten sie gegessen, weder vom Brot noch von der Butterkremtorte war auch nur ein Krümchen zu sehen.
Es war inzwischen spät geworden. Anne und Georg gähnten.
»Gehen wir ins Bett. Wir haben eh keine Lust mehr, Karten oder etwas anderes zu spielen.«
Wie gewöhnlich nahm Tim seinen Platz am Fußende von Georgs Bett ein. Einige Zeit lag er dort noch mit gespitzten Ohren wach, um auf Geräusche von unten zu lauschen. Er hörte die Stocks zu Bett gehen. Er hörte das Schließen von Türen. Er hörte Stinker winseln. Dann herrschte Ruhe. Jetzt erst ließ Tim den Kopf beruhigt auf die Pfoten sinken, um zu schlafen - ein Ohr aber blieb gespitzt für den Fall einer Gefahr.
Das Tier traute den Stocks ebenso wenig wie seine Spielgefährten.
Die Kinder erwachten sehr früh am nächsten Morgen. Julian war als Erster munter. Es war ein herrlicher Tag. Julian ging zum Fenster und schaute hinaus. Der Himmel war blassblau und rosa Wolken zogen über ihn hin. Ruhig und blau war auch die See. Julian fiel ein, was Anne so oft sagte - dass die Welt am Morgen aussehe »wie frisch aus der Wäscherei gekommen«
- so sauber und neu!
Die Kinder badeten noch vor dem Frühstück im Meer und waren diesmal schon um halb neun zurück, aus Angst, Georgs Vater könne wieder früher anrufen. Julian sah Frau Stock auf der Treppe und rief ihr zu: »Hat mein Onkel schon angerufen?«
»Nein«, erwiderte die Frau mürrisch. Sie hatte gehofft, das Telefon würde läuten, während die Kinder weg waren. Dann hätte sie wie am Tag zuvor zuerst ein paar Worte sagen können.
»Wir wollen jetzt unser Frühstück haben, bitte«, sagte Julian.
»Ein gutes Frühstück, Frau Stock! Mein Onkel könnte ja fragen, was es zum Frühstück gab, nicht wahr? Man kann nie wissen!« Anscheinend fürchtete Frau Stock, Julian könnte es seinem Onkel erzählen, wenn sie ihnen nur Butterbrot zum Frühstück hinstellte, und so rochen die Kinder bald den herrlichen Duft von gebratenem Speck. Frau Stock brachte eine volle Platte herein, dazu Tomaten. Sie knallte die Teller auf den Tisch. Edgar trug die Teekanne und ein Tablett mit Tassen und Untertassen.
»Ah, sieh da, der liebe Edgar!«, begrüßte Julian ihn übertrieben freundlich.
»Macht sich nützlich, der kleine Dreckspatz!«
»Bäh!«, meckerte Edgar und stellte die Teekanne mit einem Knall auf den Tisch. Tim schoss mit gesträubtem Fell unter dem Tisch hervor und Edgar rannte um sein Leben.
Georg wollte nichts essen. Julian legte ihren Anteil an Speck auf die Platte zurück und deckte einen Teller darüber. Er wusste, dass sie auf den Anruf wartete. Wenn nur erst das Telefon läutete - dann wüsste sie endlich, ob es ihrer Mutter besser ging oder nicht. Es klingelte, als sie zur Hälfte aufgegessen hatten. Georg eilte in den Flur und nahm den Hörer ab.
»Vater? Ja, ich bin's, Georg. Was macht Mutter?«
Georg hörte eine Weile zu, was ihr Vater sagte. Alle Kinder warteten schweigend darauf, dass Georg endlich etwas sagte.
Die nächsten Worte würden erkennen lassen, ob die Nachrichten gut waren oder nicht.
»Da bin ich aber froh!«, hörten sie schließlich Georg sagen.
»Gestern ist sie operiert worden? Davon hast du mir ja gar nichts gesagt! Aber jetzt ist alles in Ordnung? Gott sei Dank!
Grüß sie von mir! Ich möchte sie so gern besuchen. Darf ich kommen?«
Offenbar lautete die Antwort »nein«. Georg hörte noch eine Weile zu, sagte dann noch ein paar Worte und verabschiedete sich.
Sie rannte ins Wohnzimmer. »Ihr habt's
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