Fünf Freunde Auf geheimnissvollen Spuren
Georgs Mutter gekommen waren. Mitten im Spiel stand Julian auf und zog an der Klingel. Die anderen starrten ihn höchst erstaunt an.
»Wozu läutest du?«, fragte Georg.
»Um Frau Stock zu sagen, dass sie uns das Abendessen bringen soll«, bemerkte Julian grinsend. Aber niemand erschien auf das Läuten hin. Deshalb klingelte Julian munter weiter.
Schließlich wurde die Tür aufgerissen und Frau Stock erschien. Sie war offensichtlich wütend.
»Hört endlich auf mit der Bimmelei!«, schimpfte sie. »Ich denke gar nicht daran, auf so etwas zu hören.«
»Ist schon passiert!«, erklärte Julian triumphierend. »Ich habe nur geläutet, um Ihnen zu sagen, dass wir unser Abendessen wünschen oder dass ich es selbst zusammen mit Tim wie gestern Abend aus der Speisekammer holen werde.«
»Wenn du wieder Sachen aus meiner Speisekammer stiehlst, dann ...«
»... rufen Sie wohl die Polizei?«, beendete Julian für sie den Satz. »Das wäre sehr nett von Ihnen, Sie würden uns das abnehmen. Ich sehe schon unseren Dorfpolizisten vor mir, wie er alles in sein Notizbuch schreibt. Ich könnte ihm ein paar nette Einzelheiten berichten.«
Frau Stock murmelte etwas Böses vor sich hin, stierte Julian an, als wolle sie ihn umbringen, und ging dann wieder. Das Poltern und Scheppern von Töpfen in der Küche ließ erkennen, dass Frau Stock ein Abendessen für sie bereitete.
Julian grinste vor sich hin, während er die Karten austeilte.
Das Essen war nicht so gut wie am Abend zuvor, aber es war auch nicht schlecht: gekochter Schinken, Käse und Puddingreste. Außerdem ein Teller mit gekochtem Fleisch für Tim. Georg schaute es misstrauisch an.
»Stellen Sie das weg!«, befahl sie. »Ich wette, Sie haben es wieder vergiftet. Nehmen Sie es mit!«
»Nein, lassen Sie es hier«, sagte Julian. »Ich werde es morgen dem Apotheker zur Untersuchung bringen. Wenn es vergiftet ist, wäre das auch etwas, was unseren Polizisten sehr interessieren dürfte.«
Wortlos trug Frau Stock das Fleisch weg.
»Ein schreckliches Weibsbild!«, rief Georg und zog Tim an sich.
»Wie ich sie hasse! Ich habe solche Angst um Tim.«
Dieser Vorfall verdarb den Kindern die Laune. Als es dunkelte, wurden sie schläfrig und wussten nicht recht, was sie machen sollten.
»Es ist zehn Uhr«, meinte Julian. »Ich denke, wir haben für heute genug. Ab in die Falle!«
Die Kinder waren rechtschaffen müde vom Schwimmen, Wandern und Rudern. Julian versuchte noch eine Weile munter zu bleiben, aber dann schlief auch er schnell ein.
Plötzlich fuhr er hoch. Er glaubte ein Geräusch gehört zu haben.
Aber alles war still. Was konnte das gewesen sein? Kroch einer der Stocks im Haus herum?
Nein, dann hätte Tim ja gebellt.
Was hatte ihn aufgeweckt?
Hoffentlich ist es nicht Georg, die ihren Plan ausführt!, dachte Julian plötzlich. Er setzte sich auf.
Vorsichtig tastete er nach seinem Bademantel und zog ihn an.
Ohne Dick zu wecken, schlich er mit seiner Taschenlampe ins Mädchenzimmer, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.
Anne lag in ihrem Bett und schlief friedlich. Aber Georgs Bett war leer. Ihre Kleider waren weg. Und Tim auch.
»Das ist ja heiter«, murmelte Julian. »Wo sind die bloß hin?«
Der geheimnisvolle Plan!, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf.
Der Strahl seiner Lampe fiel auf einen weißen Briefumschlag, der mit einer Stecknadel auf Georgs Kopfkissen befestigt war.
Sein Name stand mit großen Buchstaben drauf: »Julian.«
Er riss den Umschlag auf und las.
Lieber Julian!
Sei bitte nicht böse! Ich hab Angst, noch länger im Felsen haus zu bleiben, weil die Stocks meinen Tim vergiften könn ten. Darum bin ich weggegangen, um allein auf unserer Insel zu wohnen, bis Mutter und Vater zurückkommen. Lass bitte einen Zettel für Vater zurück. Hein soll bitte in der Nähe der Insel mit einer roten Flagge am Mast segeln, sobald sie zurück sind! Dann komme ich heim. Ihr könnt jetzt zu euren Eltern fahren. Es wäre dumm, ohne mich im Felsenhaus bei den Stocks zu bleiben.
Gruß, Georg
Julian ließ den Brief aufs Bett fallen. Warum bin ich Trottel nicht eher auf den Gedanken gekommen, dass ihr Plan mit der Felseninsel zusammenhängt?, sagte er sich. Sie kann doch nicht allein mit Tim dort leben! Das ist viel zu gefährlich!
Er überlegte fieberhaft, was er jetzt tun sollte. Das Geräusch, das er gehört hatte, musste Georg verursacht haben.
Sie konnte also noch nicht lange weg sein. Wenn er sich beeilte, konnte er Georg noch
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