Fünf Freunde Auf Großer Fahrt
und Dick.
»Ich verstehe beim besten Willen nicht, was der Zettel bedeuten soll«, sagte Julian.
»Es muß irgendein Plan sein, aber wovon, das ist mir schleierhaft.«
»Der Bursche sagte, daß Grete auch diesen Plan habe«, erinnerte sich Dick.
»Wer mag denn diese Grete sein?« fragte Georg.
»Und warum muß sie alles wissen?«
»Erzähle schnell weiter!« forderte Julian ihn auf.
»Etwas später kam der Sohn der alten, tauben Frau in die Scheune. Er setzte sich nieder und wartete und wartete, dabei brummte er dauernd etwas vor sich hin, aber als ich wieder aufgewacht bin, war er fort. Deshalb dachte ich, alles sei ein Traum gewesen.«
Julian runzelte seine Stirn, und Anne rief aufgeregt: »Dick, Jul, ich weiß, warum der zweite Mann in die Scheune gekommen ist! Er war es nämlich, dem der erste Mann die Nachricht mit dem Zettel überbringen sollte. Nicht unseren Dick suchte er! Aber er hat gesehen, wie er in die Scheune ging.
Er dachte nur, daß der Mann schon auf ihn in der Scheune wartete!«
»Das mag schon stimmen, aber woher wußte er denn meinen Namen?« fragte Dick.
»Er wußte ihn doch gar nicht, er kennt dich überhaupt nicht!« erklärte Anne höchst erregt.
»Der andere Mann heiß t auch Dick. Verstehst du das denn nicht? Die beiden wollten sich treffen, der Mann, der wie ein Affe aussah, und der Sohn der alten Frau. Der erste Mann sah unseren Dick in die Scheune gehen, er wartete ein wenig und klopfte dann ans Fenster. Als er ›Dick, Dick‹ rief, dachte unser Dick natürlich, daß er ihn sprechen wollte und nahm die Nachricht und den Zettel entgegen! Später ist dann der andere Mann, der auch Dick heißt, gekommen - zu spät allerdings, er konnte den anderen Mann nicht me hr antreffen.
Unser Dick hatte bereits die Nachricht bekommen!«
Anne war nach dieser langen Rede völlig außer Atem geraten.
Sie schaute die anderen erwartungsvoll an. Hatte sie nun recht oder nicht? Natürlich, sie irrte sich nicht! Julian klopfte ihr auf den Rücken.
»Das hast du gut zusammengereimt, Anne. Natürlich, so muß es gewesen sein!«
Dick erinnerte sich plötzlich an den pfeifenden Jungen, den sie auf dem Rückweg vom Haus der alten Frau getroffen hatten.
»Anne, was hatte der Junge gesagt?
Ach ja, in dem Haus wohne Frau Stiftel - und wir sollten aber lieber nicht hineingehen, denn ihr Sohn würde uns hinaus schmeißen. Dann sagte er noch - jetzt erinnere ich mich wieder genau : ›Wir nennen ihn Dick das Ekel, er ist ein richtiger Wüterich!‹
Dick das Ekel! Dieser Dick war also gemeint! Daß mir das alles nicht schon früher eingefallen ist!«
»Wieder ein Beweis dafür, daß Anne recht hat«, sagte Julian erfreut. Auch Anne strahlte vor Stolz.
Es kam so selten vor, daß sie klüger war als die anderen! Die Kinder saßen nachdenklich da.
»Könnte das alles etwas mit dem entflohenen Häftling zu tun haben?« fragte Georg endlich.
»Möglich!« erwiderte Julian.
»Vielleicht war es sogar der Gefangene selbst, der die Nachricht überbrachte. Sagte er denn, von wem sie stammt?«
Dick überlegte und dachte scharf nach.
»Er sprach etwas von einem gewissen Nagel. Ich glaube, das war der Name. Der Mann hat ja alles nur geflüstert.«
»Eine Nachricht von Nagel«, wiederholte Julian.
»Vielleicht sitzt Nagel im Gefängnis und ist ein Freund von dem Entflohenen. Nagel wußte von der Flucht und gab ihm eine Nachricht für den Sohn der alten Frau mit. Kann sein, daß die beiden miteinander etwas im Schilde führen!«
»Wie meinst du das?« fragte Dick.
»Na ja, Dick das Ekel wußte wahrscheinlich, daß der Bursche entflohen ist, sobald die Glocken läuten, und ihm eine Nachricht überbringen wird. Deshalb wartete er in der Nacht, in der die Glocken läuteten, in der Scheune auf ihn.«
»Ach so, jetzt verstehe ich«, sagte Dick.
»Du hast recht! Gott sei Dank hatte ich keine Ahnung, daß der Mann am Fenster ein entsprungener Häftling war!
Wenn wir nur wüßten, was die Nachricht und dieser Zettel zu bedeuten haben!«
»Sollten wir nicht alles der Polizei melden?« fragte Georg.
»Es könnte doch für sie wichtig sein und ihnen helfen, den Mann zu fangen!«
»Ja, das sollten wir tun«, antwortete Julian und schaute sofort nach, wie weit es bis zum nächsten Ort wäre.
»Wir gehen weiter, wie wir es geplant hatten, nämlich bis nach Rongen. Dort wollen wir zu Mittag essen. Wir haben zwar Brote eingepackt, aber schließlich möchten wir ja auch etwas trinken. Ich bin also dafür, daß wir
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