Fünf Freunde Auf Schmugglerjag
Gift ins Fressen streuen kann.«
Daran hatten die anderen nicht gedacht. Julian seufzte. Ja, sie würden wohl Georg ihre eigenen Wege gehen lassen.
»Also gut«, sagte er schließlich. »Du rufst deinen Vater an.
Am besten gleich. Unten im Haus ist ein Telefon. Vielleicht ist gerade niemand in der Nähe.«
Georg schlich den Gang entlang, durch die Tür, die Treppe abwärts, wo das Telefon in einer kleinen dunklen Zelle stand.
Sie wählte die Nummer und wartete ungeduldig auf die Verbindung, die lange Zeit nicht zustande kommen wollte. Da endlich, der Summton.
Das Telefon im Felsenhaus läutete. Sie wusste nicht, wie sie ihm die Anwesenheit von Tim in der Schmugglerspitze erklären sollte, aber vielleicht brauchte sie das gar nicht zu erwähnen. Ihr Entschluss stand jedenfalls fest, heute oder am nächsten Tag abzufahren.
Es läutete, aber niemand hob am anderen Ende ab. Sie hörte nicht die vertraute Stimme ihres Vaters, sondern nur das anhaltende Klingeln. Warum wohl niemand dranging?
Georg legte niedergeschlagen den Hörer auf. Vielleicht waren ihre Eltern ausgegangen.
Sie wollte es gleich noch einmal versuchen.
Sie wiederholte den Anruf dreimal, doch jedes Mal ohne Erfolg.
Immer nur das Brummen in der Leitung, das Klingeln des Telefons am anderen Ende, aber keine Antwort. Als sie nach dem dritten vergeblichen Versuch aus der Zelle heraustrat, sah sie Frau Schwarz.
»Du hast wohl zu Hause angerufen?«, fragte sie. »Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?«
»Ich bin schon so lange ohne Nachricht von daheim«, antwortete Georg. »Ich hab es dreimal versucht, aber niemand meldet sich.«
»Wir haben heute Morgen erfahren, dass es unmöglich ist, im Felsenhaus zu wohnen, weil die Handwerker den ganzen Tag klopfen und hämmern«, sagte Frau Schwarz.
»Deine Mutter hat uns einen Brief geschrieben. Darin steht, dass der Lärm und das Durcheinander deinen Vater ganz verrückt gemacht haben, und so hätten sie sich entschlossen, für eine Woche wegzufahren.
Daraufhin hat ihnen mein Mann sofort geschrieben und sie eingeladen.
Wir konnten sie nämlich heute Morgen ebenfalls nicht telefonisch erreichen, uns ging es also wie dir. Deswegen haben wir sie schriftlich gebeten zurückzurufen.«
»Oh«, sagte Georg ganz überrascht. Sie verstand nur nicht, warum die Mutter ihr nichts davon geschrieben hatte, und deutete dies auch Frau Schwarz gegenüber an.
»Deine Mutter hat, wie sie mitteilt, auch dir geschrieben«, antwortete Frau Schwarz. »Möglich, dass der Brief mit der nächsten Post kommt.
Die Zustellung hier ist oft unregelmäßig. Da wirst du große Freude haben, wenn deine Eltern kommen, nicht wahr? Und mein Mann freut sich besonders auf das Zusammensein mit deinem klugen Vater.«
Georg entgegnete nichts mehr und ging, tief in Gedanken versunken, zu den anderen zurück. Als sie in Peters Zimmer trat, merkten die Kinder ihr sofort an, dass sie etwas Besonderes erfahren haben musste.
»Ich kann nicht mit Tim nach Hause fahren«, begann Georg und erzählte von ihren vergeblichen Anrufen und von dem Gespräch mit Frau Schwarz.
»Schlechte Aussichten«, meinte Peter. »Immerhin - ich bin froh, dass du bei uns bleibst, Georg. Ich war schon traurig, dass du und Tim uns verlassen wolltet.«
»Was mache ich nur mit Tim, wenn meine Eltern kommen?«, begann Georg von neuem.
»Sie werden bestimmt nach ihm fragen. Ich kann doch nicht lügen und erzählen, ich hätte ihn beim Fischerjungen Alf zurückgelassen. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll.«
»Wir werden zusammen darüber nachdenken«, versprach Peter.
»Vielleicht kann ich ihn zu einem Mann in der Stadt bringen, der für ihn sorgen wird. Wäre das nicht ein guter Vorschlag?«
»O ja«, stimmte Georg ihm erlöst zu. »Warum haben wir nicht schon früher daran gedacht. Kommt, wir brechen sofort auf!«
Das ging aber nicht, denn Frau Schwarz hatte kurz vorher die Kinder gebeten, nach dem Essen zu ihr ins Wohnzimmer zu kommen, um mit ihr Karten zu spielen.
»Das ist Pech«, sagte Georg; es tröstete sie der Gedanke, dass Tim während der Nacht in ihrem Bett sicher war. »Nun gut, morgen müssen wir weitersehen.«
Es war das erste Mal, dass Frau Schwarz die Kinder zu sich bestellt hatte. »Mein Mann ist heute Abend wegen wichtiger Geschäfte außer Haus«, erklärte sie den Kindern. »Er ist mit dem Wagen aufs Festland gefahren. Wenn er zu Hause ist, will er am Abend nicht gestört werden, und deshalb kann ich mich um euch nicht so kümmern, wie ich
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