Fünf Freunde Beim Wanderzirkus
bei euch auf, oder?«
»Ja, er ist eine ganz tolle Nummer«, bestätigte Nobby. »Die Leute kugeln sich vor Lachen. Ihr müsstet ihn zusammen mit meinem Onkel Dan auftreten sehen. Ihr wisst ja, er ist der Oberclown im Zirkus. Aber Pongo ist als Spaßmacher genauso gut. Die beiden sind wirklich einsame Spitze.«
»Mensch, das wäre was für uns!«, rief Anne. »Eine richtige Vorstellung! Überhaupt - hat dein Onkel was dagegen, wenn du uns die Tiere zeigst?«
»Keine Ahnung«, sagte Nobby. »Ich frag ihn einfach nicht.
Ihr dürft ihm bloß nicht auf den Wecker fallen. Wenn er seine Launen hat, tobt er rum wie ‘n Irrer. Wegen seiner Wutanfälle nennen sie ihn hier Tiger Dan.«
Anne wollte das gar nicht gefallen. Tiger Dan! Das klang so bösartig und wild.
»Er ist hoffentlich nicht gerade in der Nähe«, sagte sie und schaute sich ängstlich um.
»Nein. Dan ist irgendwohin gegangen«, erwiderte Nobby.
»Er ist ein Eigenbrötler und hat nicht viele Freunde im Zirkus, außer Lou, dem Akrobaten. Das da drüben ist er.«
Lou war ein hoch gewachsener, lässig gekleideter Bursche mit einem missmutigen Gesicht und einer dichten, schwarz gelockten Haarmähne. Er saß auf den Stufen vor einem Wohnwagen, rauchte Pfeife und las Zeitung. Die Kinder beschlossen, so wenig wie möglich mit Lou und Tiger Dan zusammenzukommen.
»Ist er ein guter Akrobat?«, fragte Anne leise, obwohl Lou so weit weg war, dass sie ruhig hätte laut sprechen können.
»Und ob! Ganz große Klasse«, sagte Nobby voller Bewund erung. »Er kann überall hinaufklettern, fast wie ein Affe. Ich habe ihn schon einmal wie eine Katze an der Regenrinne eines großen Hauses hinaufklettern sehen. Und auf dem Hochseil ist er spitze. Er kann sogar darauf tanzen!«
Die Kinder starrten ehrfürchtig zu Lou hinüber. Er spürte ihre Blicke, schaute auf und runzelte die Stirn. Und wenn schon, dachte Julian, mag er der beste Akrobat der Welt sein trotzdem ist er ein widerlicher Kerl.
Lou stand auf und streckte seinen schlanken Körper wie eine Katze. Er bewegte sich leise und federnd und kam auf Nobby zu, immer noch mit ärgerlich gerunzelter Stirn.
»Was is’n hier los?«, fragte er. »Was lungern die hier rum?«
»Wir lungern hier nicht herum«, erwiderte Julian höflich.
»Wir besuchen Nobby. Wir kennen ihn von früher her.«
Lou sah Julian an. »Eure Wohnwagen?«, fragte er und deutete mit einer Kopfbewegung darauf.
»Ja«, sagte Julian.
»Stinkreiche Bande, he?«, fragte Lou verächtlich.
»Nicht besonders«, entgegnete Julian, noch immer höflich.
»Erwachsene bei euch?«, fragte Lou weiter.
»Nein. Wir können auf uns selber aufpassen. Außerdem haben wir einen Hund, der Leute beißt, die er nicht leiden kann.«
Es war offensichtlich, dass Tim Lou nicht mochte, denn er stand mit gesträubtem Fell in dessen Nähe. Lou trat nach ihm.
Georg konnte Tim gerade noch rechtzeitig am Halsband erwischen.
»Platz, Tim, Platz!«, rief sie. Dann wandte sie sich an Lou.
Aus ihren Augen blitzte es.
»Sagen Sie mal, was fällt Ihnen ein? Wenn Sie noch einmal nach meinem Hund treten, dann können Sie was erleben! Sie sind wohl nicht ganz dicht?«
Lou spuckte verächtlich auf den Boden und wandte sich zum Gehen.
»Macht, dass ihr wegkommt«, sagte er. »Haut ab, aber schnell! Und mit euerm Köter mach ich kurzen Prozess! Ich weiß, wie man mit bösartigen Hunden umgeht.«
»Wie meinen Sie das?«, schrie Georg, noch immer voller Zorn. Aber Lou gab sich nicht die Mühe zu antworten. Er stieg die Stufen seines Wagens hinauf und knallte die Tür ins Schloss. Tim bellte wütend und riss an seinem Halsband, das Georg noch immer fest hielt.
»Jetzt ist alles aus«, sagte Nobby unglücklich. »Wenn Lou euch hier irgendwo erwischt, schmeißt er euch raus. Und auf euren Hund müsst ihr besonders aufpassen, sonst ist er eines Tages verschwunden.«
Georg war stinkwütend.
»Verschwunden! Was meinst du damit? Wenn du glaubst, Tim würde sich von irgendjemanden stehlen lassen, dann hast du dich geirrt.«
»Schon gut, schon gut. Ich hab dich nur gewarnt. Mich brauchst du deswegen nicht anzufauchen«, sagte Nobby. »He, Leute, mein Schimpanse ist in einem von euren Wagen!«
Alle Kinder stürzten zu dem grünen Wagen. Drinnen war Pongo und bediente sich großzügig aus einer Schachtel mit Süßigkeiten. Sobald er die Kinder sah, stöhnte er und legte die Pfoten vors Gesicht, lutschte aber eifrig weiter die Bonbons.
»Pongo! Du Bösewicht! Komm her!«,
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