Fünf Freunde Geraten in Schwierigkeiten
richtete die Lampe auf den Baum, und Julian kletterte flink hinauf.
»Ich helfe dir herunter«, sagte er zu Anne, die sich noch immer an einem Ast festklammerte. »Komm, du kannst jetzt nicht fallen. Ich stehe genau unter dir und werde deinen Fuß auf die richtigen Äste setzen.«
Anne war heilfroh, daß ihr geholfen wurde. Ihr war kalt und übel, aber sie dankte Gott, daß sie nicht mehr allein sein mußte.
Langsam kletterte sie hinunter und sprang mit Julians Hilfe auf den Boden. Dann fiel sie ihm um den Hals. Julian umarmte seine Schwester: »Hab keine Angst, ich bin jetzt bei dir. Georg ist hier, und Tim auch!«
»Wer ist das dort?« fragte Anne, als sie im Schatten eine Gestalt erblickte.
»Das ist Hardy. Er hat sich scheußlich benommen«, erklärte Julian wütend. »Nur seinem albernen Benehmen haben wir das alles zu verdanken. Erzähl uns jetzt langsam und ausführlich von Dick und den beiden Männern, Anne!«
Anne berichtete also, was sich zugetragen hatte. Nicht die geringste Kleinigkeit vergaß sie. Tim stand neben ihr und leckte ihre Hand. Das tröstete ein wenig! Tim wußte immer genau, wann jemand in Nöten war. Anne fühlte sich schon etwas besser, weil Julian sie umarmt hielt und Tim ihre Hand leckte.
»Die Sache ist ganz klar«, meinte Julian, als Anne mit ihrer Erzählung fertig war. »Dieser Ronny hat Hardy erkannt und fand endlich eine Gelegenheit, ihn zu entführen und sich so an Hardys Vater zu rächen. Aber nicht er hat Hardy gefangen, das haben die beiden anderen Männer getan. Sie wußten natürlich nicht, daß sie den falschen erwischt haben. Als sie hörten, daß er Dick heißt, dachten sie sofort, er sei Dick Kent. Hardy ist ja die Abkürzung von Dick.«
»Aber Dick sagte ihnen doch, daß er nicht Dick Kent heiße!«
»Das haben sie ihm selbstverständlich nicht geglaubt. Wie nannten sie den Ort, wohin sie ihn bringen wollten?«
»Es klang ähnlich wie Eulennest«, überlegte Anne. »Könnten wir nicht hingehen? Wenn du ihnen sagst, daß unser Dick nicht Dick Kent ist, müssen sie ihn doch freilassen, nicht wahr?«
»Bestimmt«, sagte Julian. »Sobald ihn Ronny gesehen hat, wird er ja wissen, daß es eine Verwechslung ist. Ich glaube, wir werden Dick bald wieder hierhaben.«
Aus den Schatten kam eine Stimme. »Und was wird mit mir geschehen? Wollt ihr mich zuerst nach Hause bringen? Ich möchte nicht wieder Ronny in die Arme laufen!«
»Ich kann jetzt nicht meine Zeit vergeuden und dich nach Hause bringen«, antwortete Julian kühl. »Ohne dich wäre uns das alles gar nicht passiert! Du kommst mit uns! Wir müssen zuerst Dick finden.«
»Ich kann aber nicht mit euch kommen, ich habe solche Angst vor Ronny«, jammerte Hardy.
»Gut, dann bleibst du eben hier«, schlug Julian vor, der Hardy eine Lehre erteilen wollte.
Das war noch schlimmer! Hardy heulte laut auf. »Laßt mich nicht allein hier, bitte, laßt mich nicht allein hier!«
»Sei doch vernünftig! Wenn du mit uns kommst, setzen wir dich bei der Polizei ab, von dort kommst du dann leicht nach Hause«, erklärte Julian verärgert. »Du bist alt genug und kannst dich um dich selbst kümmern. Ich habe genug von dir!«
Anne hatte Mitleid mit Hardy, obgleich ihm ja Dicks Entführung zu verdanken war. Sie wußte, wie schlimm es war, wenn man Angst hatte. Sie legt e ihre Hand auf seinen Arm und redete ihm freundlich zu: »Hardy, benimm dich nicht kindisch!
Julian wird sich schon um dich kümmern. Er ist jetzt böse auf dich, aber das geht bald wieder vorbei!«
»Glaub das bloß nicht!« brummte Julian und gab sich ernster, als er wirklich war. »Was Hardy nötig hätte, ist eine tüchtige Tracht Prügel. Er lügt ja wie gedruckt und benimmt sich wie ein Baby!«
»Laß es doch einmal darauf ankommen!« verteidigte sich Hardy und war den Tränen nahe. Niemals hatte noch jemand so mit ihm gesprochen wie eben Julian. Er hätte ihn deshalb am liebsten aus tiefstem Herzen gehaßt - aber seltsam, es gelang ihm einfach nicht. Er achtete und bewunderte Julian nur noch mehr.
Julian schwieg. Warum sollte er noch unnütze Worte verschwenden? Es war wirklich zu ärgerlich, daß sie diesen Burschen am Halse hatten. Hilfe würde er ihnen keine sein nur eine unnötige Last.
»Was wollen wir nun tun?« fragte Georg, die bis jetzt ganz still war. Sie hatte Dick sehr gern und machte sich Sorgen um ihn. Wo war das Eulennest? Würden sie es überhaupt in der Nacht finden? Und was werden diese gräßlichen Männer mit Julian tun, wenn er
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