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Fünf Freunde im alten Turm

Fünf Freunde im alten Turm

Titel: Fünf Freunde im alten Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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rannte Tim bellend zur Tür. »Was ist denn jetzt los?« fragte Dick. Gleich darauf schaute jemand durchs Fenster in die Hütte.
    Es war ein ausdrucksvolles Gesicht: Alt, von Falten zerfurcht, und doch erstaunlich jung wirkte es. Ein Mann mit einem langen, zottigen Bart stand vor ihnen.
    »Wie einer der alten Propheten aus der Bibel sieht er aus«, flüsterte Anne. »Wer ist das?«
    »Wahrscheinlich der Schäfer«, sagte Julian und ging zur Tür. »Wir bitten ihn zu einer Tasse Kakao herein. Vielleicht kann er uns einige Fragen beantworten!« Eröffnete die Tür und fragte: »Sind Sie der Schäfer?
    Kommen Sie herein! Wir frühstücken gerade und können Ihnen eine Tasse Kakao anbieten.«
    Es war der Schäfer; als er in die Hütte trat, lächelte er. Sein wetterbraunes Gesicht bekam dabei noch mehr

    Runzeln. Er war ein großer, gut aussehender Mann, kräftig gebaut und sichtlich jünger, als er wirkte.
    »Das ist sehr nett von euch«, sagte er. Wie er so mit seinem Hirtenstock da stand, ging Anne schnell der Gedanke durch den Kopf, dass es Schäfer schon seit Jahrtausenden auf der Welt gibt. Seit der Zeit, da Schafe auf Bergen weiden und Männer sie bewachen. Der Schäfer bemühte sich, dialektfrei zu sprechen. »Ihr wollt eine Nachricht an Frau Hansen schicken?«
    »Oh, ja, bitte richten Sie ihr aus, dass es uns gut geht«, sagte Julian und bot ihm Brot, Butter und Käse an.
    »Es geht also gut«, wiederholte der Schäfer. Er lehnte Brot und Käse ab. »Nein, ich esse nichts. Aber trinken tu ich gerne, vielen Dank, es ist kalt am Morgen.«
    »Hörten Sie heute nacht auch so seltsame Geräusche wie wir?« begann Julian. »Ein Brummen und Donnern. Haben Sie etwa auch ein Beben gespürt und einen farbigen Nebel dort über dem Berg gesehen?« Der Schäfer trank einen Schluck Kakao und schaute zu dem Berg hinüber. »Das war schon immer ein merkwürdiger Berg«, sagte er langsam. »Mein Großvater hat mir erzählt, dass ein großer Hund darunter liegt, der vor Hunger knurrt. Und meine Großmutter behauptete, dass Hexen darin wohnen und zaubern. Rauch stieg damals auf, aber das tut er noch immer, noch immer. Der große Hund knurrt, die Hexen rühren in ihren Töpfen und der Rauch steigt.«
    »Wir hörten heute nacht den großen Hund knurren und wir sahen den Rauch der Hexen«, sagte Anne. Sie war gebannt von der Erzählung des Schäfers.
    Der Mann lächelte. »Ja«, nickte er. »Ja. Aber der Hund ist noch böser geworden, und die Hexen auch.«
    »Wieso denn das?« fragte Julian.
    Der Schäfer schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht gescheit«, sagte er. »Ich kenne mich nur mit wenigen Dingen aus - mit meinen Schafen, dem Wind und dem Himmel. Aber ich weiß, dass der Berg böse ist, ja, viel böser als früher. Geht nur nicht in seine Nähe! Denn dort will der Pflug nicht die Felder pflügen, der Spaten will nicht graben.«
    Seine Erzählung klang wie aus dem Alten Testament. Den Kindern wurde ganz feierlich zumute. Was für ein kluger Mann - wenn er auch ein einfacher Schäfer war.
    Julian betrachtete ihn und dachte bei sich: Er hat nichts anderes zu tun, als von morgens früh bis abends spät die Schafe zu hüten. Dabei kann er lange Gedanken spinnen. Kein Wunder, dass er so außergewöhnliche Dinge weiß. Aber was meint er wohl mit dem Pflug, der nicht pflügen will?
    »Ich gehe jetzt«, erklärte der Schäfer und stellte seine Tasse auf den Tisch, »und Frau Hansen richte ich alles aus. Habt Dank für eure Freundlichkeit. Grüß Gott!« Würdevoll schritt er hinaus. Die Kinder sahen ihn am Fenster vorübergehen.
    »Das ist eine Persönlichkeit!« sagte Dick ganz ehrfürchtig. »Ich hatte das Gefühl, als ob ich in der Kirche eine Predigt anhöre. Mir gefällt der Mann. Und euch? Was aber meinte er mit den Pflügen, die nicht pflügen, und den Spaten, die nicht graben? Das ist doch Unsinn!«
    »Nicht unbedingt«, sagte Julian. »Wir wissen ja, dass unser Auto den Berg nicht schnell hinunterfahren konnte. Und erinnert euch, Ellis Mutter, also die Frau des Schäfers, erzählte doch, dass der Briefträger sein Rad unten stehenlässt, weil er damit am Berg nicht fahren kann. Deshalb ist es möglich, dass früher das Pflügen zu beschwerlich war und auch mit Spaten nicht gearbeitet werden konnte.«
    »Aber warum denn?« wunderte sich Anne. »Glaubst du wirklich alles? Ich weiß, dass unser Auto geradezu hinuntergekrochen ist - aber der Grund war doch bestimmt, dass sich etwas im Getriebe verfangen hatte . . .«
    »Anne will

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