Fünf Freunde im alten Turm
dachte aber, es wäre erst halb zwölf, deshalb wollte ich noch nichts sagen. Ich bin dafür, dass wir jetzt heimgehen und den Schinken aufessen.«
Vor der Hütte im Schnee fanden die Kinder zwei Milchflaschen und ein großes Paket, auf das sich Tim sofort schwanzwedelnd stürzte. Er bellte freudig.
»Er sagt, dass für ihn Fleisch darin ist«, lachte Georg. Julian öffnete das Paket und lachte auch. »Stimmt, er hat recht. Es ist kalter Schweinebraten. Da esse ich jetzt keinen Schinken, der Braten ist mir lieber!«
»Schade, dass wir keinen Krautsalat dazu haben«, sagte Dick. Aber auch ohne Krautsalat ließen sich die Kinder das Fleisch schmecken. Tim bekam natürlich auch einen Bissen ab. Er nahm es Georg sehr übel, dass sie ihm nicht den Rest des Bratens gab.
»O nein, Tim!« rief sie, als er seine Pfote bittend auf ihr Knie legte. »Jetzt ist es genug! Den Rest essen wir morgen auf. Dann kriegst du den Knochen!«
»Es wird bald schneien«, sagte Julian und schaute durchs Fenster.
»Wer hat die Milch und das Fleisch gebracht?«
»Wahrscheinlich der Schäfer, als er wieder heimging«, meinte Dick.
»Das ist nett von ihm. Wo mag eigentlich Elli sein? Ich an ihrer Stelle hätte Angst, einmal beim Schlafen draußen in den Bergen einzuschneien!«
»Sie wird schon auf sich und auf ihre Tiere aufpassen«, lachte Julian. »Ich möchte sie gerne wiedersehen. Aber ich glaube kaum, dass wir Glück haben - es sei denn, sie hat Hunger!«
»Wenn man den Teufel nennt, kommt er gerennt!« rief Anne. »Hier ist unser Teufelchen!« Wirklich, Elli schaute eben durchs Fenster! Dabei hielt sie das Lamm im Arm, damit es auch etwas sehen konnte.
»Wollen wir sie nicht hereinrufen und ihr etwas zu essen geben? Wir fragen sie dann aus, wer in dem Haus mit den Türmen wohnt«, schlug Georg vor. »Vielleicht sah sie die Gestalt im rechten Turmfenster!«
»Ich rufe sie gleich«, sagte Julian und ging zur Tür. »Eigentlich müsste sie das alles wissen. Sie streift doch die ganze Zeit in der Gegend herum.«
XIII. Elli weiß etwas
Elli war diesmal gar nicht scheu. Sie lief nicht davon, als Julian die Tür öffnete. Sie war wieder leicht angezogen, aber sie hatte rote Backen und schien nicht zu frieren.
»Hallo, Elli!« begrüßte sie Julian. »Komm herein zu uns! Wir essen gerade. Für dich ist auch noch etwas da.«
Der Hund roch das Essen und stürmte sofort ins Zimmer. Tim sah den Besuch erstaunt an und knurrte leise.
»Nein, Tim, das ist unser Gast«, beruhigte ihn Georg. »Benimm dich anständig!«
Der kleine Hund wedelte stürmisch mit dem Schwanz. »Na also, Tim, Max sagt dir doch, dass du dich nicht zu fürchten brauchst, er tut dir nichts!« rief Anne und brachte alle zum Lachen. Tim wedelte nun auch liebenswürdig mit dem Schwanz. Die beiden Hunde hatten Freundschaft geschlossen!
Mit dem Lämmchen im Arm trat Elli ein. Sie hatte doch Angst, Tim könnte ihm etwas antun. Tim dachte gar nicht daran. Ihm gefiel das Tierchen, und als Elli es auf den Boden stellte, ließ er es nicht aus den Augen. Schnüffelnd und wedelnd lief er hinter ihm her. Anne bot dem Mädchen von dem Braten an, Elli aber schüttelte den Kopf und zeigte auf den Käse. »Das mag ich«, sagte sie und sah verzückt drein, als Anne ein großes Stück abschnitt. Dann ließ sich die Kleine auf den Fußboden nieder und begann zu essen. Das Lämmchen stellte sich neben sie und nagte auch an dem Käse. Fanny war wirklich süß. »Ich hab' Fanny lieb«, sagte Elli und küßte das Lamm auf die Nase. »Fanny ist goldig«, nickte Anne und bekam für dieses Kompliment einen strahlenden Blick von Elli.
»Wo hast du vorige Nacht geschlafen, Elli?« fragte Georg. »Deine Mutter hat dich gesucht!«
»Im Heu«, sagte Elli. »In Frau Hansens Scheune!«
»Elli, sag mal, wer wohnt in dem Haus mit den Türmen?« fragte Julian.
»Viele Leute«, Elli zeigte auf den Käse, sie wollte noch mehr davon haben. »Große Männer und kleine Männer. Und auch ein großer Hund. Größer als der da!« Sie zeigte auf Tim. Die Kinder blickten sich erstaunt an. Viele Männer! Was trieben denn die in dem Haus?
»Und der Verwalter hat behauptet, er sei ganz allein dort«, sagte Georg.
»Hör mal, Elli - lebt dort auch eine alte Dame?« forschte Julian weiter.
Elli nickte. »Ja, eine ganz alte Frau - manchmal sie oben im Turm - manchmal nicht. Elli versteckt sich!«
»Wo versteckst du dich denn?« fragte Dick.
»Elli sagt nichts, gar nichts!« Elli schloss die Augen halb, als
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