Fünf Freunde im alten Turm
raschen Blick hinaus in die Dunkelheit. Anne schied als nächste aus dem Spiel aus. Sie stand auf und ging zum Essschrank
»Ich bereite jetzt das Essen vor«, sagte sie. »Es gibt harte Eier. Ich kann auch einen Kessel auf den Ofen stellen und Kakao machen. Oder wollt ihr lieber Tee?«
»Kakao«, riefen alle, und Anne holte die Büchse.
»Ich brauche etwas Schnee für den Kessel«, sagte sie.
»Hinter der Hütte liegt ganz sauberer«, antwortete Dick. »Aber warte, Anne - du gehst ja nicht gerne ins Dunkle hinaus. Ich bringe ihn dir. Wenn ich etwas Komisches sehe, werde ich laut schreien.«
Zu Annes Beruhigung begleitete Tim ihn. Sie hielt den Kessel in der Hand und wartete auf den Schnee. Plötzlich hörte man einen lauten Aufschrei.
»Hallo - was ist los?«
Anne ließ den Kessel vor Schreck fallen, er schlug mit lautem Krach auf den Boden und kollerte zur Seite. Julian rannte aus der Tür.
»Dick, ist etwas geschehen?«
Schuldbewusst grinsend erschien Dick in der Haustür. Tim war bei ihm.
»Nicht viel. Es tut mir leid, dass ich euch erschreckt habe. Aber als ich gerade den Schnee in die Schüssel kratzte, raste etwas an mir vorbei und stieß mich an.«
»Was war es denn?« fragte Georg erstaunt. »Und warum hat Tim nicht gebellt?«
»Wahrscheinlich wusste er, dass es harmlos war«, antwortete Dick und brachte alle mit seinem Grinsen zur Weißglut. »Hier, Anne, der Schnee für den Kessel!«
»Dick! Sei nicht so ekelhaft!« rief Georg. »Wer war dort draußen?«
»Ich habe wirklich kaum etwas gesehen, weil ich meine Taschenlampe nur auf den Fleck richtete, von dem ich den Schnee nahm. Aber ich glaube, es war das Lämmchen Fanny. Bevor ich es rufen konnte, war es schon wieder verschwunden.«
»Fanny, das Lämmchen!« wiederholte Julian. »Dann
kann Elli also nicht weit sein. Was mag sie bloß jetzt in der Dunkelheit draußen treiben?«
Er ging vor die Haustür und schrie: »Elli! Elli, komm zu uns, wir geben dir was zum Essen!«
Keine Antwort. Niemand kam, auch das Lämmchen hüpfte nicht herbei. Tim stand mit gespitzten Ohren neben Julian und lauschte. Er war höchst verwundert, als das putzige Tierchen plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte. Fast wollte er schon bellen, aber dann war das Lamm wieder verschwunden, und Tim besann sich. Julian schloss die Tür, nachdem alle wieder drin waren.
»Wenn das Mädchen in dieser eiskalten Nacht draußen bleibt und wieder so leicht angezogen ist wie gestern, kann es sich den Tod holen«, meinte er. »Na, Anne, mach doch kein so erschrockenes Gesicht und fürchte dich nicht, wenn du heute Nacht draußen Lärm hörst oder ein Kindergesicht am Fenster siehst! Das ist niemand anderes als die kleine Elli!«
»Ich mag überhaupt kein Gesicht am Fenster sehen, ob es Elli ist oder sonst wer«, sagte Anne gereizt und füllte den Kessel mit Schnee. »Wirklich, sie muss verrückt sein, sonst würde sie nicht bei Nacht in den verschneiten Bergen allein herumlaufen. Es wundert mich gar nicht, dass ihre Mutter böse ist.«
Bald darauf saßen sie wieder an dem kleinen Tisch beim Abendessen. Es gab harte Eier, Käse, Butterbrot und außerdem noch Marmelade, die die Kinder in einem Schrank gefunden hatten. Dazu tranken sie dampfend heißen Kakao.
»Mmm, war das Essen gut! Nicht einmal an der Tafel eines Königs hätte es mir besser schmecken können«, sagte Dick. »Anne, soll ich den Rest der Milch hinaus in den Schnee stellen - dort hält sie sich besser!«
»O ja, tu das! Aber bitte, stell den Topf nicht dorthin, wo das Lamm dran kommt - wenn es vorhin wirklich ein Lamm gewesen ist«, antwortete Anne. »Und schrei nicht wieder, wenn es nicht unbedingt sein muss!«
Dick begegnete diesmal niemandem. Kein Lamm kam gelaufen und stieß ihn an. Er war beinahe etwas enttäuscht!
»Ich wasche die Teller und Tassen morgen im Schnee«, meinte Anne. »Wie lange wollt ihr noch aufbleiben? Ich weiß, dass es noch sehr früh ist, aber ich bin furchtbar müde. Die Luft in den Bergen ist so scharf.«
»Wir legen uns auch hin«, sagte Julian. »Georg und Anne, ihr nehmt diese Betten dort, und wir kriechen in die hier. Wollen wir den Ölofen brennen lassen?«
»Das müssen wir«, nickte Dick. »Sonst liegen wir morgen früh wie in einem Eisschrank.«
»Ich bin auch dafür«, rief Anne. »Nach all dem Flimmern und Schreien in der Nacht möchte ich ein kleines Lichtchen im Zimmer haben, und wenn es auch nur vom Ölofen kommt.«
»Ihr könnt mir das Flimmern ruhig glauben«,
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