Fünf Freunde im Nebel
bösen Gesichter der Zigeuner gefielen ihm gar nicht. Georg tat, wie ihr geheißen war. Tim blieb an ihrer Seite, und so trabten sie von dem ungastlichen Lager fort.
Die Zigeuner standen noch immer wie Statuen und blickten ihnen nach. »Was haben sie nur?« Dick war verwirrt. »Fast könnte man denken, sie planen eine zweite Bartel-Sache.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand«, bat Anne. »Aber irgend etwas führen sie bestimmt im Schilde. Ich gehe nicht mehr in ihre Nähe.«
»Sie halten uns für Spione«, meinte Dick. »Das ist alles. Der arme Schnüffel - was er für ein Leben führen muss!«
»Wir konnten ihm nicht einmal sagen, dass wir nach seinen Zinken geritten sind«, bedauerte Georg. »Na - wahrscheinlich steckt nichts hinter alledem - nicht mal ein Abenteuer.«
Hatte sie recht, oder irrte sie sich? Julians und Dicks Blicke begegneten sich. Auch sie wussten es nicht - noch nicht!
Zwei Fliegen mit einem Schlag
Beim Abendessen erzählten die fünf Kinder Herrn und Frau Johnsen ihre Erlebnisse vom Nachmittag.
»Zinken«, sagte Frau Johnsen. »Schnüffel hat euch also etwas davon verraten? Aber ich meine, ihr solltet nicht in das Zigeunerlager gehen. Diese Zigeuner sind hitzig und bösartig.«
»Kennen Sie eigentlich die Geschichte von den Bartels?« fragte Henry, holte tief Luft und wollte die Geschichte, wahrscheinlich mit eigenen Ausschmückungen, zum besten geben.
»Nein. Aber sie kann warten«, winkte Frau Johnsen ab. Sie wusste, Henrys Teller würde unberührt stehen bleiben, wenn diese erst einmal zu erzählen angefangen hatte. »Ist das wieder eine von deinen Geschichten? Erzähle sie uns nach dem Essen.«
»Es ist nicht Henrys Geschichte«, mischte sich Georg ein. Es ärgerte sie, dass sich Henry so unberechtigt in den Vordergrund drängte. »Die Geschichte stammt vom alten Ben.
Julian, erzähle du sie!«
»Jetzt erzählt sie niemand!« entschied Rittmeister Johnsen.
»Wenn ihr schon zu spät zum Essen kommt und wir auf euch warten müssen, kann man wenigstens verlangen, dass ihr beim Essen nicht trödelt.«
Die fünf Kleinen an ihrem Tisch machten enttäuschte Gesichter.
Sie hatten gehofft, eine von Henrys wundervollen Geschichten zu hören.
Aber Rittmeister Johnsen ließ in solchen Fällen nicht mit sich spaßen.
»Der alte Ben ist uralt, wie Sie sagten«, begann Henry nach einer Weile wieder. »Er...«
»Schluss bitte, Henrietta!« schnitt ihr Rittmeister Johnsen barsch das Wort ab. Henry wurde rot, und Georg grinste und trat unter dem Tisch gegen Dicks Schienbein.
Dummerweise traf sie Henrys Bein, und diese starrte sie nun wie versteinert an.
>Ach du liebe Zeit!< dachte Anne. >Und das nach einem so herrlichen Tag!<
»Warum hast du mich getreten?« begehrte Henry von Georg zu wissen, sobald sie vom Tisch aufstanden.
»Ach, haltet den Mund, ihr beiden!« fuhr Julian sie an. »Sie wollte sicher mich oder Dick treten und nicht dich.«
Henry schwieg. Sie ließ sich nicht gern von Julian zurechtweisen. Georg blickte sie herausfordernd an und verließ mit Tim das Zimmer. Dick gähnte. »Ist heute noch etwas zu tun?« erkundigte er sich.
»Seht noch einmal nach den Pferden«, bat Frau Johnsen.
»Da ist alles in Ordnung, Frau Johnsen«, mischte sich Willi ein.
»Ich habe schon nachgesehen. Ich habe eigentlich schon überall nachgesehen.«
»Du bist besser als jeder Stallbursche, Willi«, lobte Frau Johnsen und lächelte ihn an. »Ich wollte, du wärest bei uns fest angestellt.«
»Wenn das nur Ihr Ernst wäre!« sagte Willi. Mit nichts hätte man ihm eine größere Freude machen können.
»Da Willi anscheinend alles Nötige schon besorgt hat, wird es wohl das beste sein, wenn ihr alle ins Bett geht«, sagte Frau Johnsen. »Habt ihr schon Pläne für morgen?«
»Noch nicht«, antwortete Julian und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. »Wenn Sie also eine Arbeit für uns haben: Wir stehen zu Diensten.«
»Mal sehen, was morgen alles anfällt. Dann also gute Nacht!«
Und Frau Johnsen verabschiedete sich von allen.
Der neue Tag begann ereignisreich: Für Henry brachte ein Brief eine große Enttäuschung, für Frau Johnsen brachten zwei Briefe Kopfzerbrechen und Aufregung. Rittmeister Johnsen bekam ein Telegramm, das ihn unverzüglich zum Bahnhof rief.
Henrys Brief kam von zwei ihrer Großtanten, die ankündigten, dass sie die nächsten beiden Tage in der Nähe der Reitschule verbringen und Henry für diese Zeit zu sich holen würden.
»Puh!« machte Henry sehr unfein.
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