Fünf Freunde Jagen Die Entführer
hier, die die Freunde mit dem Boot erforschen wollten.
Wie jedesmal vergingen die beiden ersten Tage wie im Traum. Aber dann begannen die Kinder, aufregende Pläne zu schmieden.
»Wir wollen wieder zur Felseninsel hinüber«, sagte Dick. »Wir sind dort jahrelang nicht gewesen.«
»Und in der Hummerbucht wollen wir angeln«, rief Julian.
»Und die Höhlen in den Klippen wollen wir durchstöbern«, stimmte Georg ein. »Ich hatte es mir schon am Anfang der Ferien vorgenommen. Aber allein macht es keinen Spaß.«
Am dritten Tag, gerade als sie mit Bettenmachen fertig waren, klingelte das Telefon.
»Ich gehe!« rief Julian seiner Tante zu, lief in die Diele und nahm den Hörer ab. Jemand sprach mit eindringlicher Stimme auf ihn ein. »Wer ist dort? – Du, Julian? – Du bist doch Quentins Neffe, nicht? – Hör zu! – Sage deinem Onkel, daß ich heute abend kommen werde. – Heute abend. – Spät. – Sage ihm, daß er auf mich warten soll. – Es ist wichtig!«
»Wollen Sie nicht lieber selbst mit ihm sprechen? Ich hole ihn, wenn Sie …«
Aber niemand antwortete. Der Mann am anderen Ende hatte aufgelegt. Julian war verwirrt. Der Mann hatte noch nicht einmal seinen Namen genannt. Doch Julian glaubte, die Stimme wiedererkannt zu haben. Die Stimme des großen freundlichen Amerikaners, der seinen Onkel vor zwei Tagen besucht hatte. Was sollte das bedeuten? War das nicht ein seltsames Telefongespräch?
Nachdenklich ging er in das Arbeitszimmer seines Onkels, traf aber dort nur Tante Fanny.
»Ich glaube, der große Amerikaner war am Apparat«, sagte er. »Der, der vor ein paar Tagen zum Essen hier war. Er bat mich, Onkel Quentin zu bestellen, daß er heute abend kommen werde. Spät, sagte er. Und, daß der Onkel auf ihn warten möchte, weil es wichtig sei.«
»Ach, du liebe Zeit!« rief Tante Fanny aufgeregt. »Dann wird er wohl heute nacht hierbleiben? Und wir haben kein Zimmer für ihn! Jetzt, wo ihr alle da seid.«
»Davon hat er nichts gesagt. Es tut mir furchtbar leid, aber ich weiß überhaupt nichts weiter. Gerade als ich ihn fragte, ob er nicht mit Onkel Quentin sprechen wolle, legte er auf, mitten im Gespräch.«
»Wie seltsam! Und wie ärgerlich! Wo soll ich ihn nun unterbringen, wenn er bleiben will? Wahrscheinlich kommt er mitten in der Nacht. Hoffentlich ist nichts Unangenehmes vorgefallen, ich meine, was die Erfindung betrifft, an der er und der Onkel arbeiten.«
»Vielleicht weiß Onkel Quentin seine Telefonnummer und kann anrufen?« fragte Julian. »Wo ist Onkel Quentin eigentlich?«
»Er ist zur Post gegangen, glaube ich. Ich werde ihm alles erzählen, wenn er zurückkommt.«
Wenig später berichtete Julian den anderen haargenau von dem geheimnisvollen Telefongespräch. Dick freute sich.
»Prima!« rief er. »Da kann ich mir doch den tollen Wagen einmal genau ansehen. Vorgestern bin ich ja gar nicht dazu gekommen. Ich werde einfach so lange wach bleiben, bis der Amerikaner da ist, und dann hinunterschleichen. Ich wette, der Wagen ist toller als alle, die ich je gesehen habe.«
Onkel Quentin schien über den Anruf genauso überrascht zu sein wie die anderen auch.
»Was kann er nur wollen?« sagte er kopfschüttelnd und sah Julian so durchdringend an, als ob der es wissen müßte. »Ich habe alles mit ihm besprochen, alles! Jeder von uns dreien hat eine bestimmte Arbeit übernommen.
Seine ist die wichtigste. Darum hat er auch alle Papiere mitgenommen, keines vergessen. Und nun will er mitten in der Nacht kommen? Wie ungewöhnlich. Was für ein ungewöhnlicher Einfall!« Keines der Kinder, außer Dick, hatte Lust, auf den Amerikaner zu warten. »Und wenn er mit einer fliegenden Untertasse aufkreuzt, mich bekämen keine zehn Pferde aus meiner Koje«, gähnte Julian. Dick aber knipste die Nachttischlampe an und nahm ein Buch, um zu lesen.
Er lauschte, während er las, immer bereit, aus dem Bett zu springen, wenn er den Wagen hörte. Es wurde elf Uhr, es wurde Mitternacht. Dick zählte die zwölf Schläge der großen Uhr in der Diele. Onkel Quentin würde nicht sehr begeistert sein, daß der Besuch so lange auf sich warten ließ.
Dick gähnte und schlug eine Seite nach der anderen um. Er las und las. Halb ein Uhr. Dann glaubte er, etwas zu hören. Er stieg aus dem Bett und öffnete die Tür. Ja, Onkel Quentin und Tante Fanny sprachen im Arbeitszimmer miteinander.
›Die arme Tante Fanny ist auch noch wach‹, dachte Dick. ›Ach, bin ich müde! Ich werde noch über meinem Buch
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