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Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen

Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen

Titel: Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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einmal sicher aufgehoben«, sagte der Mann zufrieden, »und nun gehe ich. Viel Vergnügen übrigens.«
    Jo lauschte auf seine Schritte, die sich immer mehr entfernten.
    Sie hätte sich ohrfeigen mögen, daß sie nicht daran gedacht hatte, daß Pottersham ihr auflauern würde. Nun konnte sie den anderen nicht mehr helfen, ja, sie war sogar noch schlechter dran als sie.
    Und dann erinnerte sie sich plötzlich an den Entfesselungskünstler, der sich innerhalb von zwei Minuten von allen Stricken befreien konnte. Wie oft hatte sie ihm zugesehen.
    Ob einer seiner Tricks ihr helfen könnte? Sie versuchte es, wieder und wieder, aber vergeblich. Sie war nicht der Entfesselungskünstler, und nach einer Stunde war sie so erschöpft und außer Atem, daß sie einschlief.
    Als sie aufwachte, fühlte sie sich etwas besser. Sie schob sich an der Mauer hoch, bis sie saß und dachte nach.
    ›Wenn ich nur einen einzigen Knoten aufbekäme‹, dachte sie und erinnerte sich an die Worte des Entfesselungskünstlers: »Du mußt den heraussuchen, der am wenigsten fest ist, und wenn du ihn gefunden hast, ist es nicht mehr schwer, sich zu befreien.«
    Sie versuchte also den Knoten zu finden, der am lockersten war. Und endlich meinte sie, daß es der sein mußte, der die Stricke an ihrem linken Handgelenk zusammenhielt. Immer wieder versuchte sie ihn mit Daumen und Zeigefinger zu erreichen, und endlich gelang es ihr. Sie zog und zerrte, bis er sich tatsächlich etwas lockerte und sie die eine Hand etwas bewegen konnte. Wenn sie nur ein Messer gehabt hätte! Sicher hätte sie es dann fertiggebracht, ihn durchzuschneiden.
    Plötzlich verlor sie die Geduld, warf sich gegen die Bank und riß wild an den Fesseln. Klirrend fiel etwas auf den Steinboden, und sie wußte sofort, was es war.
    Der Dolch, der alte verrostete Dolch! Oh, wenn sie an ihn herankäme. Vielleicht konnte er ihr etwas nützen.
    Sie rollte sich über den Boden, bis sie ihn fand, versuchte immer wieder, ihn zu greifen, und schließlich hielt sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Wieder richtete sie sich auf, so lange, bis sie saß, beugte sich vor und bemühte sich, ihn auf und ab zu bewegen, um den Strick zu zerschneiden. Es schien beinahe unmöglich, denn ihre Hände waren noch immer zu fest zusammengebunden, aber sie gab nicht auf.
    Sie war so müde, daß sie eine lange Pause einlegen mußte, und dann versuchte sie es wieder, und wieder mußte sie sich ausruhen. Aber beim dritten Mal gab der Strick endlich nach und zerriß!
    Frei war sie noch nicht, aber sie konnte die Hände besser bewegen, um den Knoten zulösen. Es dauerte lange, bis es ihr gelang, denn sie zitterte zu sehr, und es fiel ihr schwer, sich auch noch von den Fesseln an den Beinen zu befreien.
    Aber dann hatte sie auch das geschafft. ›Das hätten wir!‹
    dachte sie und seufzte erleichtert. Wie spät es wohl sein mochte?
    Jedes Zeitgefühl war ihr in der undurchdringlichen Finsternis verlorengegangen. Sie stand auf, war erstaunt, daß ihre Beine sie kaum trugen, ging ein paar Schritte und setzte sich wieder. Aber bald darauf stellte sie befriedigt fest, daß das Zittern verschwunden war und begann, die Steintreppe hinunterzusteigen. Sie gelangte zu dem breiten Gang und wußte, daß sie sich nun unter dem Burghof befand. Und wieder kamen Steinstufen, die dieses Mal aber hinaufführten. Sie mußte also auf dem richtigen Wege sein!
    Und dann stand sie endlich in dem niedrigen Gang, der durch die starke Außenmauer lief. Jetzt war sie bald am Ziel!
    Ja, bald darauf erkannte sie ein Stück vor sich einen schwachen Schein, Tageslicht!
    Sie stolperte darauf zu, kroch durch die Öffnung und ließ sich auf einen Stein fallen. Zuerst war sie wie geblendet, aber dann begriff sie plötzlich, daß es Nachmittag sein mußte, denn die Sonne stand schon hoch.
     
    Sie sprang auf und sah vorsichtig nach allen Seiten.
    Pottersham konnte ja jeden Augenblick zurückkommen! Aber es war niemand zu sehen, und sie rannte den Abhang hinunter und den Weg entlang.
    Gerade wollte sie über das Gatter klettern, als ihr einfiel, daß Dick gesagt hatte, sie solle sich an die Polizei wenden. Aber wie alle Zigeuner scheute sie sich davor. Nie würde einer von ihnen die Polizei um Hilfe bitten.
    Sie lief den Hügel hinauf und sah mitten auf der Wiese einen Fremden, der eindringlich auf ein paar Zirkusleute einsprach.
    War das nicht Pottersham? Im schwachen Schein der Taschenlampe hatte sie ihn nicht genau erkennen können. Die Zirkusleute

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