Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen
hörten zwar höflich zu, aber es schien, als hielten sie ihn für etwas übergeschnappt.
Vorsichtig schlich Jo näher und verstand gerade noch, daß er nach ihnen fragte, und als man ihm sagte, niemand wüßte, wo die Kinder wären, wurde er wütend.
›Das ist bestimmt dieser Pottersham, dachte sie und verschwand hinter einem Wohnwagen. ›Er will nur erfahren, ob wir etwas von dem Gesicht am Fenster erzählt haben.‹ Sie wartete, bis der Mann, rot vor Ärger und mit der Drohung, die Polizei zu benachrichtigen, ein Stück den Abhang hinuntergelaufen war. Dann kam sie hervor, und die Zirkusleute umringten sie aufgeregt.
»Wo bist du denn gewesen? Und wo sind die anderen? Er wollte alles über euch wissen, es klang ganz verrückt.«
»Er ist ein Bösewicht«, sagte sie schnell, »und die anderen müssen wir herausholen.«
Und dann berichtete sie wild durcheinander, begann mit dem Schluß, holte das Vergessene nach, und als sie endete, starrten die erstaunten Zuhörer sie fassungslos an. Sie hatten nicht alles begriffen, aber doch so viel, daß sie ahnten, um was es ging.
»Du sagst also, die Kinder sind in dem Turm dort drüben zusammen mit einem Spion eingesperrt?« fragte Alfredo.
»Nein, nein, der ist keiner. Er ist ein Wissenschaftler und sehr sehr klug.«
»Der Mann eben, hat gesagt, er wäre auch einer«, murmelte Skippy.
»Ja«, sagte Jo, »aber er ist keiner, das heißt, er ist doch einer, aber er ist ein Verbrecher. Er hat den anderen entführt und will ihn aufs Festland bringen. Und mich hat er auch gefesselt, seht nur!«
Die Umstehenden starrten schweigend auf ihre geschwollenen Hand-und Fußgelenke. Und dann ließ Bufflo seine Peitsche durch die Luft sausen, so, daß alle zusammenfuhren.
»Wir werden sie herausholen«, sagte er, »das ist nichts für die Polizei, das machen wir!«
»Da ist der Mann wieder«, sagte Skippy plötzlich.
Tatsächlich, eilig kam er den Hügel herauf, wahrscheinlich, um noch einmal zu fragen.
»Das werden wir gleich haben«, knurrte Bufflo, und die Zirkusleute warteten schweigend, bis er herangekommen war.
Dann schloß sich der Kreis um ihn, ging mit ihm in der Mitte weiter, und auch er mußte gehen, ob er wollte oder nicht. Hinter einem Wohnwagen wurde er von dem Entfesselungskünstler kunstgerecht verschnürt.
»So«, sagte er befriedigt, »das hätten wir! Und nun holen wir die anderen!«
Jo gehorcht nicht
Der Wissenschaftler, wie Skippy ihn trotz allem nannte, wurde in einen leeren Wohnwagen gesperrt und Fenster und Tür fest verschlossen, denn er tobte wie ein Wilder.
Als aber Herr Schleicher eine seiner Pythons für einen Augenblick in den Wagen hineingleiten ließ, schwieg er und lag ganz still. Und sie hörten auch später nichts mehr von ihm.
Dann setzten sich alle Zirkusleute zusammen und beratschlagten. Sie hatten keine Eile, denn es war beschlossen worden, erst bei Einbruch der Dunkelheit etwas zu unternehmen.
»Solange es hell ist, könnte die Polizei etwas merken und sich einmischen«, sagte Alfredo, »und sie würden uns kein Wort glauben, das tun sie nie!«
»Ihr müßt also durch die dunklen Gänge gehen«, sagte Skippy und schüttelte sich ein wenig.
»Das hat ja keinen Zweck«, rief Jo, »der Mann hat ja den Schlüssel mitgenommen!«
»Ah«, machte Bufflo und sprang auf, »das hast du uns ja gar nicht gesagt. Er hat den Schlüssel? Dann werde ich ihn holen.«
»Daran hatte ich gar nicht gedacht«, murmelte Jo und sah Bufflo nach, der schon die Stufen zum Wohnwagen hinauflief.
Gleich darauf kam er zurück. »Er hat keinen. Er sagt, er hätte ihn auch nie gehabt. Wir wären verrückt, und er würde die Polizei holen.«
»Das wird ihm im Augenblick schwerfallen«, grinste Alfredo.
»Wahrscheinlich hat er ihn weggeworfen oder einem seiner Komplicen gegeben.«
»Durch die Tür können wir also nicht«, stellte Herr Schleicher fest. »Gibt es noch eine andere Möglichkeit?«
»Nur durch das Fenster«, sagte Jo, »aber das ist zu hoch für eine Leiter.«
»Ist es sehr schmal?« fragte Bufflo und sah mit zusammengekniffenen Augen hinüber zum Turm.
»Nein, es ist breiter, als man denkt. Aber wie soll man da raufkommen?«
»Läßt sich machen. Kannst du mir ein langes Tau leihen, Jekky?«
Der Entfesselungskünstler nickte. »Ich habe eins mit eingeknüpften Holzsprossen.«
»Aber wie wollt ihr es denn da raufkriegen?« fragte Jo erstaunt.
»Läßt sich machen«, sagte Bufflo wieder.
Jo merkte auf einmal wie hungrig sie war und
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