Fünf Hunde im Gepaeck
übrigens, ich bin Kevin.«
Henry zögerte, aber nur kurz. Er hatte schon zu viel Zeit verloren. Mick hatte er auch vertraut und war nicht enttäuscht worden. Die Menschen hier oben im Norden waren einfach nett und freundlich.
»In Ordnung, vielen Dank«, sagte er und kletterte in die Fahrerkabine. Dann hob er Fleck hoch, aber der Hund benahm sich eigenartig. Als Kevin den Motor startete, fing er an zu knurren und zeigte seine Zähne.
»Still, Fleck!«, sagte Henry.
Doch der sonst so gehorsame Fleck reagierte nicht. Henry versuchte ihn zu beruhigen und bemerkte nicht gleich, dass der Lkw scharf nach links in einen holprigen Pfad eingebogen war.
»Halt«, sagte er. »Das ist der falsche Weg. Wir müssen geradeaus fahren.« Und als Kevin nicht reagierte, sagte er lauter: »Wo fahren Sie hin?«
»Das merkst du noch früh genug«, sagte Kevin. Seine Stimme klang nun ganz anders als vorher, barsch und unfreundlich.
Fleck war nun nicht mehr zu beruhigen. Er sprang von Henrys Schoß und versuchte, auf das Lenkrad zu klettern. Und die ganze Zeit über bellte er aus Leibeskräften.
»Halt, die Klappe, blöder Köter«, sagte Kevin. Er packte den Hund am Genick und warf ihn aus dem Fenster.
Henry schrie laut auf und versuchte, die Tür aufzumachen, doch Kevin streckte einen Arm aus und hielt ihn fest. Er würde sich die 20 000 Pfund nicht durch die Lappen gehen lassen.
Während Fleck ängstlich jaulend auf dem Weg zurückblieb, fuhr der Laster bergauf zu einem Schuppen aus Stein mit einem Wellblechdach. Kevin zerrte den zappelnden Jungen aus dem Wagen und schubste ihn durch die Tür.
»Fleck!«, schrie Henry.
Dann schlug die Tür zu, der Riegel wurde vorgeschoben und er war gefangen.
Kevin grinste zufrieden. Nun musste er nur noch die Nummer aus der Anzeige anrufen und dann war er um 20 000 Pfund reicher!
Der verfluchte Köter jaulte und winselte immer noch und versuchte zu Henry in die Hütte zu gelangen, immer wieder sprang er an der Tür hoch. Blöde Töle! Kevin hob einen Stein auf und schleuderte ihn auf den Hund. Er traf ihn an der Seite. Dann zog Kevin sein Handy heraus und ging weiter den Hügel hoch, um ein Netz zu bekommen.
Fleck war außer sich. Der Stein hatte ihn schmerzhaft an der Schulter getroffen. Von drinnen konnte er Henrys Stimme hören, wie sie panisch seinen Namen rief.
Ein paar Minuten rannte Fleck weiter nutzlos um die Hütte herum und versuchte einen Weg hinein zu finden. Doch plötzlich hörte er damit auf und sauste schnell wie der Wind den Hügel runter und zurück auf die Straße.
Pippa wurde langsam ärgerlich. Was trieb Henry denn bloß so lange? Er brauchte ja eine Ewigkeit, um seine Wasserflasche zu füllen.
Die Hunde hatten brav dagesessen und mit ihr gewartet, doch nun standen sie auf und starrten mit vor Erregung zuckenden Nasen auf die Straße.
Ein weißer Pfeil schoss auf sie zu, der sich beim Näherkommen in Fleck verwandelte.
Der kleine Hund hechelte vor Anstrengung, aber er wollte sich nicht ausruhen. Er sprang an ihnen hoch, drückte ihnen die Schnauze in die Seite und bellte aufgeregt.
»Wo ist Henry?«, fragte Pippa. Ihr Herz fing ängstlich an zu klopfen. »Wo ist er, Fleck?«
Fleck rannte abwechselnd von ihr zu den anderen Hunden. Dann lief er auf die Straße zurück und drehte sich immer wieder nach ihnen um. Zuerst wussten die Hunde nicht, was Fleck von ihnen wollte, doch dann begriffen sie und auf einen Schlag verwandelten sich die sonst so freundlichen Haushunde in eine blutrünstige Meute.
Sogar Li-Chee, der im Gefolge der anderen über das Heidekraut jagte, spürte das Wolfsblut in seinen Adern pulsieren. Denn Wölfe waren sie in grauen Vorzeiten gewesen und zu Wölfen waren sie wieder geworden.Kevin hatte den Anruf erledigt und war sehr zufrieden mit sich. Der Junge hämmerte immer noch gegen die Tür der Hütte, aber das würde er schon leid werden. Kevin musste jetzt nur noch warten, bis er ihn übergeben konnte. Er streckte sich im Gras aus und dachte an all das, was er sich von der Belohnung kaufen wollte: einen neuen Lkw, die Anzahlung auf einen kleinen Bungalow, eine Reise nach Las Vegas, und döste ein.
Er wachte auf vom Druck zweier riesiger Pfoten auf seiner Brust. Aus einem gewaltigen Maul mit grauenerregenden Zähnen tropfte Speichel in sein Gesicht.
Dann wurde erst an seinem rechten, dann an seinem linken Bein gezerrt. Seine Hose zerriss, als sich Francine und Honey darin verbissen.
»Aufhören!«, schrie Kevin in Todesangst.
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