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Fünf Kopeken

Fünf Kopeken

Titel: Fünf Kopeken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stricker
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einen Monat vor unserer Hochzeit nach Amerika fliegen?«
    Der Magen meiner Mutter begann wieder zu rumoren. »Ach so, ja?«, murmelte sie, »das hatte ich ganz vergessen.«
    »Du hast vergessen, dass wir heiraten wollen?«, rief Vater.
    »Natürlich nicht, ich dachte nur, also, so ganz genau stand das Datum doch noch gar nicht fest.« Sie bückte sich nach dem Handtuch und hielt es Arno hin. Aber statt es ihr abzunehmen, schlug er auf einmal mit der Faust in die Handfläche.
    »Wir haben von Anfang an gesagt, nach dem Examen, vor der Eröffnung des Outlets. Damit bleiben genau die ersten drei Septemberwochen. Was ist denn daran bitte unklar?«
    »Ja, äh, stimmt natürlich«, stammelte meine Mutter, »ich hab wohl einfach die Daten durcheinandergebracht.« Sie warf das Handtuch selbst in den Wäschekorb, wischte sich die nassen Hände am Hosenboden ab. »Wahrscheinlich steh ich einfach zu sehr unter Druck. Du hast doch selbst gesagt, es ist ein bisschen viel im Moment.« Sie legte den Kopf zur Seite, »nur noch ein paar Monate, weißt du nicht mehr?«
    Arno verschränkte die Arme.
    »Tut mir leid«, sagte meine Mutter noch mal, »dann bleib ich eben hier.«
    »Darum geht’s doch gar nicht«, schrie Arno und stampfte tatsächlich auf den Boden. Er lief in den Flur, stieß so heftig die Tür zum Schlafzimmer auf, dass sie krachend gegen die Wand schlug.
    Meine Mutter kam ihm nach. »Was hast du denn?«, fragte sie und berührte ihn zaghaft am Arm. »Das wolltest du doch.«
    »Ich wollte, dass du es selbst willst!«, rief Arno und schüttelte ihre Hand ab. »Ich wollte, dass dir unsere Hochzeit wichtig genug ist, dass du vielleicht mal selbst auf die Idee kommst, dass du in der Woche davor nicht um die halbe Welt fliegen solltest. Ich wollte, dass du dich auch etwas einbringst, dass du wenigstens nach dem Examen bei der Planung mithilfst, wo ich ja jetzt schon alles alleine mache. Aber offenbar ist das zu viel verlangt.«
    »Natürlich ist mir die Hochzeit wichtig  … «
    »Das kannst du aber verdammt gut verbergen!«, schrie Arno. »Alles was dich interessiert, ist diese Anna. Den ganzen Tag geht’s nur Anna hier, Anna da!«
    Meine Mutter holte tief Luft. »Es ist doch nur, weil sie so super  … «
    »Ja, ja, Kontakte hat«, schnitt ihr Arno das Wort ab. »Ich kann’s schon nicht mehr hören! Wer weiß, was da am Ende wirklich bei rauskommt?«
    »Natürlich kommt da was bei raus!«, rief meine Mutter, »siehst du doch! Sie hätte ja wohl kaum das mit der Konferenz vorgeschlagen, wenn sie meine Arbeit nicht schätzen würde.«
    »Vorschlagen kann man viel, wenn der Tag lang ist!«, rief mein Vater.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte meine Mutter erschrocken, »glaubst du, jemand würde so was einfach so dahinsagen?«
    »Was weiß denn ich?« Er ließ sich aufs Bett fallen, »alles was ich seh, ist, dass sie dich völlig in Beschlag nimmt mit dieser Studie und ihrem ganzen verkorksten Privatleben  … «
    »Sie braucht mich eben!«
    »Mein Gott, du bist doch nicht ihre Mutter!«, rief Arno.
    Meine Mutter setzte sich auf die Bettkante. »Ich  … , also, ich geb mir von jetzt an mehr Mühe«, sagte sie, »versprochen.«
    »Mühe allein wird nicht reichen«, brummte Arno und rollte sich auf die andere Seite.
    Eine Weile blieb meine Mutter neben ihm sitzen, überlegte, was sie sagen könnte, um ihn zu beschwichtigen. Aber außer einem dritten »Tut mir leid«, das er nur mit einem Schnauben quittierte, fiel ihr nichts ein, sodass sie sich endlich auszog und neben ihn legte.
    Sie kroch an ihn heran, streichelte sich von seiner Schulter über die Brust zu seinem Magen, was ihm sonst immer ein wohliges Schnurren entlockte. Aber diesmal ging er nicht darauf ein, wehrte sich zwar nicht, machte aber auch keine Anstalten, die Berührung zu erwidern.
    Vielleicht wäre es das Beste, einfach schnell mit ihm zu schlafen, schoss es ihr durch den Kopf. Wie schlimm kann es schon sein, rein, raus, mit seinem Zorn im Bauch geht es sicher schnell.
    Aber ehe sie sich noch dazu durchringen konnte, die Finger unter seinen Gummizug zu schieben, spürte sie schon das gleichmäßige Heben und Senken seines weichen Bauches in ihrer Handfläche, sodass ihre Gedanken erleichtert zurück nach oben wanderten. Sie stellte sich vor, wie Alex sie abholen, wie sie zur Haltestelle gehen und den Fahrplan studieren würden, wie zwei Touristen in einer fremden Stadt. Stellte sich vor, wie sie zusammen an der Rezeption stünden, das Zimmer

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