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Fünf Kopeken

Fünf Kopeken

Titel: Fünf Kopeken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stricker
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zitterte vor Glück.
    Noch zwei Tage, dachte sie und zitterte vor Ungeduld, wie sollte sie es nur so lange aushalten? Ein Tag wäre doch auch genug gewesen. Am Ende würde sie Anna ja doch nur bei den Großeltern übernachten lassen, wie lange sollte das schon dauern, den einen Anruf zu tätigen?
    Nur noch zwei Tage, dachte sie und zitterte vor Angst. Wie sollte sie sich so schnell auf eine ganze Nacht mit ihm vorbereiten. Vor allem: Wie sollte sie es schaffen, innerhalb von 48 Stunden schön zu werden?
    Sie lief wieder aus dem Haus, fuhr ins Einkaufszentrum und kaufte sich ein Kleid, das erste in ihrem Leben, das nicht von Mode-Schneider stammte, und ein zweites, weil ihr das andere doch zu verwegen schien. Und dann auch gleich ein drittes, weil das zweite nicht verwegen genug war. Sie kaufte lange, hauchdünne Seidenstrümpfe, die an einem Halter über der Unterhose festgeklackt wurden, was in ihrer Kindheit, als Seidenstrumpfhosen noch etwas Neues waren, als unerträglich altmodisch gegolten hätte. Aber jetzt nannte die Verkäuferin sie Strapse, und das Nachthemd, das meine Mutter sich auch gleich einpacken ließ, Negligé. Sie kaufte zwei BH s, wunderschöne, sündhaft teure Spitzen- BH s, von denen sie damals offenbar noch nicht wundgescheuert wurde. Sie kaufte einen Morgenmantel aus Satin und Schuhe mit Pfennigabsätzen. Und dann kaufte sie Make-up, Tübchen und Tiegelchen und Fläschchen, von denen sie in den meisten Fällen nicht mal wusste, was eigentlich drin war, geschweige denn, was man damit machte.
    »Ich dachte, für die Hochzeit könnte ich’s vielleicht doch mal probieren«, sagte sie und schlüpfte unter dem Wir bleiben! Kein Zutritt für Bullen -Banner in Babsis Wohnung.
    »Warum fragen wir nicht gleich den Profi? Als Frisöse lernt man doch auch richtig Schminken!«, rief Babsi euphorisch, und, meine Mutter schon ins Bad schiebend: »Jule, komm mal her!«
    »Das wusste ich gar nicht«, sagte meine Mutter und machte sich in Gedanken sofort eine Notiz, während Jule angetrottet kam und sich nach kurzer Prüfung des Materials, sowohl des in den Tüten als auch des von meinen Großeltern zusammengemischten, an meiner Mutter zu schaffen machte.
    Sie schloss die Augen, hörte, wie Jule ihr jeden Schritt zur späteren Nachahmung erklärte, »den Lidstrich setzte«, um ihr »Smokey Eyes« zu verpassen, »die Foundation« auftrug, die Übergänge vom »Concealer« verwischte, irgendetwas »akzentuierte« und dafür an anderer Stelle »kaschierte.« Sie versuchte, sich das Vokabular einzuprägen, während sie pausenlos Fragen stellte, »wie lange dauert die Ausbildung denn eigentlich?«, »und was lernt ihr da noch?«, »ah, wirklich, auch Pediküre?«, »was genau ist eigentlich Pediküre?«, »ach, natürlich von lateinisch pedis , Fuß, klar«, »und was wird dann im Examen im Einzelnen abgefragt?«
    »Hast du ein Glück, dass Jule ausgerechnet heute blaugemacht hat«, rief Babsi und schob den Spiegel vor ihrem Bauch hin und her, bis meine Mutter in das Gesicht blickte, das so gar nichts mit dem zu tun hatte, das ihr eben noch von einer Umkleide zur nächsten gefolgt war.
    »Ist das nicht vielleicht ein bisschen übertrieben?«, fragte sie zögerlich.
    »Nicht doch, das ist doch ein besonderer Anlass, da muss man klotzen!«, rief Jule.
    »Sieht wirklich toll aus«, flüsterte auch Babsi, fast ein bisschen ehrfürchtig, sodass die roten Spiegellippen endlich doch ein bisschen lächelten.
    »Wann ist denn der große Tag?«, fragte Jule.
    Meine Mutter schaute auf die Uhr. »Steht noch gar nicht ganz genau fest«, sagte sie, »ziemlich bald«, und, nur mit Mühe ein Kichern unterdrückend, »manchmal hab ich das Gefühl, es wäre schon übermorgen.«
    »Bist du schon aufgeregt?«
    »Und wie!«, rief meine Mutter und fasste sich ans Herz, das tatsächlich wie wild schlug.
    Babsi ließ den Spiegel sinken. Sie sammelte das Schminkzeug ein und warf es zurück in die Tüten, schaute plötzlich überrascht auf. »Du warst ja richtig shoppen!«
    »Ach was, nur so ein paar Sachen«, wehrte meine Mutter ab. Aber Babsi hatte schon einen Strumpf zwischen den Fingern.
    »Uu-hu!«, machte sie, fast so schön wie früher, »da hat aber jemand mal was vor«, und ließ das seidene Bein wie ein Lasso in der Hand schwingen.
    »Wow, ist das alles für die Nacht der Nächte?«, fragte Jule und zog das nächste Teil heraus.
    Meine Mutter grapschte nach der Tüte. »Für was denn sonst?«
    Jule legte die Hände wie ein Megaphon

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