Fünf Kopeken
fraßen.
»Nein, nicht!«, keuchte sie, während der Schmerz immer schlimmer wurde. Sie bog den Kopf über die Schulter, versuchte ihn wegzuschieben. Aber Alex drückte sie wieder nach vorne.
»Das gefällt dir, was?«, stieß er durch die Zähne. Fragte nicht wirklich. Sagte es einfach, als sei es eine Tatsache. Und meine Mutter wollte ihm glauben, wollte lieber die Frau sein, die »Nein« sagt und »Ja« meint, als die, die sich gegen ihren Willen gegen die Klospülung ficken lässt.
Als müsse sie ihm ihre Geilheit beweisen, zappelte sie herum, streckte, verbog, wand sich, bis sie irgendwann selbst glaubte, es seien Schreie der Gier und nicht des Schmerzes. Und noch etwas später waren sie es tatsächlich. Ihr Körper spielte das Spiel mit, unterwarf sich ihrer Entscheidung, und dieser kleine Triumph steigerte ihre Lust umso mehr. Sie schob sich ihm entgegen, stieß ihren Po gegen seine Hüfte, geriet derart außer Kontrolle, dass ihr schon wieder ein »Ich liebe dich« entwischte. Oder wenigstens glaubte sie das, auch wenn ihr nach ein paar Minuten solche Zweifel kamen, dass sie sich mit den Fingern über die Lippen fuhr, als müssten die Worte eine Spur hinterlassen haben. Aber ihr Mund fühlte sich völlig trocken an. Und auch Alex tat nichts, was darauf schließen ließ, dass er etwas gehört hatte, schob nur seine Hand von ihrem Bauch auf die Brüste und knetete sie hektisch durch.
Bis es plötzlich gegen die Tür hämmerte.
»Alexandre!«, hörte sie Schnuckiputzi brüllen. »Steh du in zwei Minut in die Kuhe entweder, oder nix brauhe komme suruck uberhaupt!«
Der Atem an ihrem Ohr stockte. Seine Finger krallten sich um ihre Brustwarzen. Irgendwo fiel etwas zu Boden. Dann setzten die rhythmischen Bewegungen hinter ihr wieder ein.
Als habe er vor, die zwei Minuten voll auszunutzen, begann Alex ihren Oberkörper erneut vor und zurück zu schieben, stieß sie wieder und immer fester und immer schneller gegen den Wasserkasten, bis er endlich auf ihren Rücken sackte.
Und sofort aus ihr herausrutschte.
Er lief zur Tür, las seine Kleidung zusammen.
Meine Mutter kletterte von der Toilette. Sie stolperte hinter ihm her, ließ zaghaft die Hand über seine Wirbelsäule gleiten. Aber er schob sie weg und zog stattdessen das Hemd über seinen Rücken, knotete seine Fliege zu. Drehte den Schlüssel im Schloss.
»Ich muss«, war alles, was er sagte. Dann stürzte er nach draußen.
Meine Mutter, noch immer nur den hochgeschobenen Rock wie einen Gürtel um den Bauch, blieb in der Tür stehen, hörte, wie er den Flur entlanglief, dann Dimas hässliches Lachen, das näher kam, oder doch nicht?, sich entfernte, doch näher kam, sich förmlich überschlug, auf dem Weg ein zweites in sich aufnahm, bis sie endlich erschrocken die Tür zuwarf.
Sie schaute an sich herab, sah die Schamlippen, die sogar durch das krause Haar hindurch feuerrot flammten, klappte den Deckel auf, legte nicht mal Klopapier unter, bevor sie sich setzte und ihn aus sich herauslaufen ließ. Dann wurde ihr auf einmal entsetzlich schlecht. Nicht übel, wie es ihr ja dauernd war, sondern richtig, richtig schlecht. Sie rutschte von der Klobrille, sackte auf die Knie, hatte nicht mal Zeit, sich abzuwischen, schon schoss die gallige Brühe aus ihr heraus und klatschte in die Schüssel. Im Hintergrund war wieder Dimas Wiehern zu hören.
17. Kapitel
In der Liebe ist Stolz das erste Opfer. Man kann sich mit Verachtung rüsten. Man kann die beiden Späher Hohn und Spott vorausschicken, um das Lager des Feindes auszukundschaften. Aber je stolzer der Mensch, desto weniger wird er ihren Warnungen Beachtung schenken. Und umso verheerender sind am Ende die Verluste.
Fast eine halbe Stunde dauerte es, bis meine Mutter sich in den Gang hinauswagte. Den Kopf so tief zwischen den Schultern, dass sie nichts als ihre eigenen Füße sah, floh sie aus dem Restaurant und rannte nach Hause, wo sie sich gleich noch mal übergab, so unfähig war ihr Körper, die Scham zu verdauen. Die ganze Nacht lang hing sie über der Toilette, den beißenden Frischeduft des WC -Steins in der Nase, und schwor sich, die Sache zu beenden, ein für allemal. Aber das zweite Opfer der Liebe ist die Vernunft. Und so rief meine Mutter, kaum hatte sich ihr Magen so weit beruhigt, dass sie es zum Telefon schaffte, schon wieder Anna an. Ließ sich abwimmeln. Versuchte es noch mal. Lief endlich nach oben, wo sie nur noch Dimas Familie antraf, aus der sie irgendwie die Information
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